Eine Seniorin trinkt Tee in der Pflegewohngruppe Hausäcker in Zürich. Bild: KEYSTONE
Frauen sollten genauso lange arbeiten wie Männer. Ist diese Ungerechtigkeit mal ausgeräumt, sollten sich die selben bürgerlich-konservativen Politiker um die restlichen kümmern.
Mitte-rechts stimmte geschlossen dafür: Frauen sollen genauso wie Männer erst im Alter von 65 in Pension gehen dürfen. Das ist nichts als gerecht. Warum sollten Frauen auch weniger lang arbeiten?
Mit 137 zu 57 Stimmen hat der Nationalrat die Anhebung des Rentenalters der Frauen auf 65 beschlossen. bild: Parlament.ch
Offenbar ist es den Nationalräten von rechtsaussen bis ins Mittelinks-Lager ein besonderes Anliegen, diese Ungerechtigkeit aus dem Weg zu räumen.
«Rentenalter 65 für die Frauen ist heute absolut zeitgemäss», sagte Kommissionssprecher Thomas Weibel von der GLP zum «Tages-Anzeiger». Auch SVP-Hardliner Sebastian Frehner findet es nichts als gerecht: «Die Frauen zahlen nur einen Drittel der Beiträge der AHV ein, bekommen aber mehr als die Hälfte ausbezahlt», sagte er.
Recht haben sie, warum sollten Frauen weniger lang arbeiten wie Männer? Trotzdem sind dieselben Mitte-Rechts-Politiker, die heute «Ja» gestimmt haben, nicht unbedingt die üblichen Verdächtigen, wenn es um die Beseitigung von Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern geht. Abstimmungen über staatliche Unterstützung von Krippenplätzen, Massnahmen zur Bekämpfung der Lohnungleichheit oder Ähnliches, fallen in der Regel in der fast genau umgekehrten Farbkombination aus.
Man darf erwarten, dass sich das nun ändert. Denn die Anhebung des Rentenalters für Frauen, ist ein Aspekt der Renten-Reform, der gute Chancen hat, auch im Ständerat durchzukommen. Wenn die Ungerechtigkeit im Rentenalter dann endlich ausgeräumt ist, sollten sich dieselben Politiker um die restlichen kümmern. Allen voran die 20 Prozent Lohnunterschied zwischen Mann und Frau, von denen 5 Prozent unerklärlich sind.