Bitcoin-Einbruch: Warum die Schweizer Kryptoszene jetzt auf junge Erben hofft
Die Relevanz von Kryptowährungen hat weltweit zugenommen, so auch in der Schweiz. In den letzten Jahren sind viele Schweizer Geschäftsbanken in das Geschäft mit Kryptowährungen eingestiegen, doch die Währungshüter bleiben skeptisch. Die Schweizerische Nationalbank möchte Stabilität signalisieren und denkt nicht daran, ihre Devisenreserven in Kryptowährungen anzulegen, wie es etwa die US-Notenbank Fed mit der strategischen Reserve für Krisenzeiten tut. Die starken Kursschwankungen und die hohe Korrelation zu KI-Werten, die sich zu Spekulationsobjekten entwickelt haben, verunsichern zusätzlich.
Zuletzt brach der Kurs der Krypto-Leitwährung Bitcoin um fast 35 Prozent ein. Verschiedene Einflüsse wie die US-Zölle und der zeitweise schwächelnde KI-Sektor haben diese Entwicklung begünstigt. Die unsichere Weltlage hat ausserdem dazu geführt, dass Anleger wieder mehr in Gold investieren.
Trotzdem schaut der Forschungschef von Bitcoin Suisse optimistisch in die Zukunft, unter anderem wegen der institutionellen Verankerung der Kryptobranche in Geschäfts- und Notenbanken. «Die aktuelle Phase wirkt eher wie eine Konsolidierung als wie ein struktureller Trendbruch», sagt Dominic Weibel.
Der digitale Vermögensverwalter aus Zug stellt in seinem alljährlichen Ausblick Thesen für die Zukunft auf, die den Kryptomarkt betreffen. Für das kommende Jahr prognostiziert das Unternehmen, dass der Bitcoin-Kurs auf ein neues Allzeithoch von 180'000 Dollar steigen könnte. Bereits rund um das neue Jahr solle der Bitcoin die 100'000-Dollar-Marke knacken und einzig um die Zwischenwahlen in den USA im dritten Quartal werde sich der Bitcoin instabil verhalten.
Zum Vergleich: Bei den letztjährigen Prognosen, die Veränderungen der makroökonomischen Bedingungen, politische Veränderungen und die Struktur des Kryptomarktes berücksichtigen, erzielte Bitcoin Suisse eine Trefferquote von 75 Prozent.
Fast alle Krypto-Investoren sind unter 40
In der diesjährigen Krypto-Studie der Hochschule Luzern wird die optimistische Sicht von Bitcoin Suisse gestützt. Demnach wuchs das verwaltete Vermögen in indirekten Anlageprodukten wie Fonds oder börsengehandelten Produkten bis Juni 2025 auf rund 15 Milliarden Franken. Damit ist das Volumen innert zwölf Monaten um rund zwei Drittel gestiegen. «Crypto Assets haben den Sprung aus der Nische geschafft und etablieren sich immer mehr als eigene Anlageklasse», hält der HSLU-Experte Thomas Ankenbrand fest.
Auch Weibel bestätigt neben der momentanen Baisse des Bitcoins eine ansonsten grundsätzlich positive Entwicklung im Jahr 2025.
Die Kursschwankungen sollen zudem mithilfe eines breiteren Angebots an Stablecoins und einem grösseren Volumen an Optionen abnehmen.
Trotzdem beschränkt sich das Interesse an digitalen Vermögenswerten nach wie vor auf bestimmte Altersklassen. «Während ältere Generationen den Grossteil des Vermögens halten, sind sie bei Krypto kaum vertreten», sagt Weibel. In den USA entfalle mittlerweile rund ein Drittel des klassischen Gesamtvermögens auf Personen über 70 Jahre. «Rund 94 Prozent der Krypto-Halter sind jünger als 40 Jahre, alleine Millennials machen etwa drei Viertel aus», sagt Weibel. Dabei stützt er sich auf Umfragen des amerikanischen Fintech-Start-up Stilt. Das heisst, digitale Währungen sind kein generationenübergreifendes Phänomen, sondern klar bei den jüngeren Generationen verankert.
Vererbtes Vermögen sorgt für Aufwind
Auch in der Schweiz sind Vermögen stark bei älteren Haushalten konzentriert. Dazu tragen die Erbschaften einen grossen Teil bei. Dieses Jahr wurden erstmals schätzungsweise 100 Milliarden Franken in Form von Wertschriften, Immobilien, Firmenanteilen und anderen Vermögenswerten vererbt. Von diesen Riesensummen dürfte auch der Kryptomarkt profitieren. «Der globale Vermögenstransfer von der Baby-Boomer-Generation hin zu Millennials und Gen Z ist bereits im Gang und wird sich bis Mitte der 2040er-Jahre weiter beschleunigen», sagt Dominic Weibel von Bitcoin Suisse.
Er stützt sich beim Thema Vermögenstransfer auf Erhebungen der amerikanischen Beratungsfirma Cerulli Associates, die in ihrem jährlichen Cerulli-Report auf die enorme Verschiebung von Geldern zwischen den Generationen in naher Zukunft aufmerksam macht.
Das heisst, die Vermögen wandern zu Generationen mit höherer Krypto-Affinität, und diese Vermögen werden nicht rein traditionell reinvestiert. «Es ist daher plausibel, dass der Anteil digitaler Assets am vererbten Vermögen in der Schweiz strukturell zunimmt», sagt Weibel. Dabei bedeutet die Investition in Kryptowährung nicht eine breite Streuung über verschiedene Tokens, sondern Bitcoin und Ethereum bilden vielmehr eine Ergänzung zu klassischen Portfolios. (aargauerzeitung.ch)
