Die Schweizer Hotelbranche schlug vor Weihnachten Alarm: «Dass alle immer gleichzeitig Sportferien haben, ist ein Problem», sagte der damalige HotellerieSuisse-Präsident Andreas Züllig in einem Interview mit der «Sonntagszeitung». Dynamische Preise in den Skigebieten und der Run auf die Hotels in der Ferienzeit würden dazu führen, dass Skisportbegeisterte mehr Geld als nötig in den Sportferien liegen lassen.
Deshalb forderte er eine bessere Organisation der Schulferien in den einzelnen Kantonen. «Es würde dem Tourismus in den Bergen sehr helfen, wenn zumindest die grossen Kantone ihre Ferien koordinieren könnten», erklärte Züllig, der nach neun Jahren an der Spitze des Hotelierverbands per Ende 2023 abgetreten ist.
Doch sind die Sportferien in der Schweiz wirklich so schlecht koordiniert? Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich erst einen Überblick im grossen Schweizer Ferienwirrwarr verschaffen. Denn die Sportferien sind quasi ein Musterbeispiel für helvetischen Föderalismus.
Wie so oft in der Bildungspolitik sind die Ferientermine von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt. Während in einigen Kantonen der Regierungsrat die Ferientage für den ganzen Kanton (Luzern, Thurgau, Waadt, etc.) bestimmt, wird die Entscheidung in anderen Kantonen (Zürich, St.Gallen, Bern, etc.) komplett den Gemeinden oder Schulträgerschaften überlassen.
Das Resultat: ein riesiger Flickenteppich an verschiedenen Sportferien-Terminen. Vergrössert wird die Vielfalt zusätzlich dadurch, dass in einigen Kantonen eine Woche, in anderen zwei Wochen zur Verfügung stehen. So gibt es in diesem Jahr über acht Wochen verteilt 13 verschiedene Sportferien-Varianten in der Schweiz.
Am frühesten in die Skiferien geht es für die Bewohnerinnen und Bewohner der St. Galler Gemeinde Wil. Die einwöchigen Sportferien waren bereits für diese Woche (Kalenderwoche 4) terminiert, d.h. bereits heute geniessen die Wilerinnen und Wiler ihren letzten Sportferientag.
Am anderen Ende des Spektrums steht Adelboden. Die Berner Oberländer Tourismusgemeinde hat ihre Sportferien erst auf Anfang März angesetzt. Dann sind die meisten Touristen weg und die Einheimischen könnten selbst ein paar hoffentlich schneereiche Ferientage geniessen.
Doch trotz Flickenteppich erscheint die Verteilung der Sportferien nur auf den ersten Blick gut koordiniert. Wer etwas genauer hinschaut, sieht jedoch, dass es vor allem in Kalenderwoche 7 ziemlich eng in den Bergen werden kann. Auf diese Woche haben die grossen Städte Zürich, Basel, Winterthur und Luzern ihre Ferientermine angesetzt und auch in der Westschweiz ist dann in vielen Kantonen schulfrei.
Eine bessere Absprache unter Kantonen und Gemeinden ist so bald aber nicht in Sicht. Vor einigen Jahren wurde von den Branchenorganisationen aus dem Bereich Tourismus und Bergbahnen schon einmal eine solche Forderung in die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) eingebracht. Das Resultat war ernüchternd: Auch die EDK konnte sich gegen den vorherrschenden Föderalismus nicht durchsetzen.
Die einzige Möglichkeit, Schulferien interkantonal zu koordinieren, wäre über den Konkordatsweg, also durch Verträge zwischen den Kantonen. Doch auch hier geht derzeit nichts: Mit dem HarmoS-Konkordat wird zwar seit längerem versucht, die obligatorische Schule zu vereinheitlichen. Allerdings sind diesem nur 15 der 26 Schweizer Kantone beigetreten.
So bleibt die Sportferien-Landschaft in der Schweiz wohl auch in den kommenden Jahren, was sie derzeit ist. Ein unkoordinierter Flickenteppich.
Stellt euch vor, die ganze Schweiz geht zur selben Zeit in die Wintersport Ferien. Das möchte ich eigentlich erleben.