Schweiz
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Feine Sahne Fischfilet politisiert am OASG – SVPler: «Frechheit»

Feine Sahne Fischfilet politisiert gegen die «scheiss Wichser von der SVP» am OASG

03.07.2023, 18:38
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Es ist nicht lange her, da hat sich die Schweizer Politik mit der deutschen Punkband Feine Sahne Fischfilet befasst. Nämlich wollte ausgerechnet die Juso den Auftritt der antifaschistischen und zeitweise als linksextrem eingestuften Band am Openair St.Gallen (OASG) verbieten lassen.

Der Hintergrund: Frontmann Jan «Monchi» Gorkow wurde von einer Netzgruppierung der sexualisierten Gewalt beschuldigt. Die Vorwürfe wurden nie konkretisiert, Beweise wurden keine geliefert; Feine Sahne stritt alles ab und verklagte auf Verleumdung. Und trotzdem teilte die Juso die Anschuldigungen ungefiltert und unverifiziert. Der Betreiber des OASG indes hielt nicht viel davon (watson berichtete) und liess die Band wie geplant spielen.

Beim Aufritt am Samstagnachmittag schoss Feine Sahne ihrerseits gegen die Schweizer Politik – doch nicht etwa gegen die Juso, die ihren Auftritt verbieten wollte. Im Vorfeld zum Lied «Zuhause» sagte Sänger Monchi:

«Das nächste Lied, das heisst Zuhause. Gegen diese scheiss Wichser von der SVP.»

Das Lied sei all denen gewidmet, die kein Zuhause haben und auf der Flucht vor Armut und Verfolgung seien. Dabei wurde das Konzert ungeschnitten im Radio SRF 3 übertragen.

Dass die linke Band sich beim Thema Flüchtlinge gegen rechte Politik stellt, ist naheliegend. Feine Sahne Fischfilet ist zudem für ihr Engagement gegen rechte Parteien, insbesondere die AfD, bekannt. So spielt die Band oftmals in AfD-Hochburgen in Ostdeutschland, um sich, laut eigener Aussage, gegen den Rechtsrutsch zu positionieren.

Die besagte Stelle ab ca. Minute 26.Video: YouTube/felio2209

Protest vonseiten der SVP

Doch nicht alle sind damit einverstanden, dass Feine Sahne im Radio von den «Wichsern der SVP» spricht – allen voran die SVP selbst. Samuel Hasler, Präsident der SVP Bezirk Aarau, beschwerte sich via Twitter bei den Betreibern des OASG:

Auf Anfrage von watson erklärte Hasler:

«Es ist eine absolute Frechheit, dass eine Band auf einer öffentlichen Bühne solche Beleidigungen gegen eine staatstragende Partei ausspricht.»

Es könne in der Schweiz jeder seine eigene Meinung haben, aber an einem Festival hätten solche Beschimpfungen nichts zu suchen. Deshalb fordert er auch von den Beitreibern des OASG, Feine Sahne Fischfilet nicht mehr einzuladen.

Und auch das SRF, welches das Festival live im Radio auf SRF 3 übertrug, kritisiert der SVP-Mann: «Das SRF hätte da einschreiten und die besagte Stelle zumindest wegschneiden müssen.» Das Konzert sei schliesslich nicht nur live, sondern auch als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt worden.

SRF bedauert Vorfall

Mittlerweile lässt sich keine offizielle Aufzeichnung des Konzerts mehr finden. Der Leiter von SRF 3, Alexander Blunschi, äusserte sich am Montag wie folgt:

«Dass besagtes Statement via Radio SRF 3 verbreitet wurde, bedauern wir.»

An solchen Festivals arbeiteten jeweils kleine Crews mit Hochdruck an den Konzertaufzeichnungen und -übertragungen. Ressourcentechnisch sei es deshalb schlichtweg nicht möglich, jedes Konzert vollumfänglich vor der Ausstrahlung durchzuhören. Alleine am Donnerstag und Freitag seien 13 Konzerte aufgezeichnet und innerhalb kürzester Zeit nach Konzertschluss ausgestrahlt worden.

«Sollte sich Radio SRF 3 dazu entscheiden, das Konzert nochmals auszustrahlen, würden wir besagte Stelle selbstverständlich herausschneiden», so Blunschi.

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287 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Geff Joldblum
03.07.2023 19:01registriert August 2019
"Dass besagtes Statement via Radio SRF 3 verbreitet wurde, bedauern wir."
Also ich nicht 🤷‍♂️😁
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Maurmer
03.07.2023 19:15registriert Juni 2021
Die SVP als „eine staatstragende Partei“. Auf den Gedanken muss man auch erst mal kommen!

Mir fallen da eher folgende Adjektive ein: staatsverhindernd, fortschrittsfeindlich, entwicklungsbremsend, retardiert, rückwärtsgerichtet, ausländerfeindlich, populistisch …
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nGaggi
03.07.2023 18:58registriert Juni 2019
Ich dachte wir haben Meinungsfreiheit in unserem Land? Weshalb sollten Künstler:innen nicht solche Statements auf einer Bühne machen dürfen? Dass die Message bei SRF 3 zu hören war ist unglücklich, aber sie haben ja reagiert und die Aufzeichnung entfernt.
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