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Trump-Eklat platzt in SRF-«Arena» zu Sicherheitspolitik rein

SRF-«Arena», 28. Februar 2025
Moderator Mario Grossniklaus und seine Gäste.Bild: screenshot srf
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«Jetzt muss ich etwas transparent machen» – Trump-Eklat platzt in die «Arena» zur Ukraine

Während der SRF-«Arena» zur Sicherheitspolitik der Schweiz stellt ein Eklat im Oval Office alles auf den Kopf. Nur weiss davon im Studio eine Stunde lang niemand.
01.03.2025, 03:2101.03.2025, 13:56
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Die Aufzeichnung der «Arena» über chaotische Zustände im Verteidigungsdepartement und auf der politischen Weltbühne hat gerade begonnen, da spielen sich im Oval Office beispiellose Szenen ab.

In einem bereits jetzt historischen Wortgefecht demütigen Donald Trump und sein Vize J.D. Vance den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor laufenden Kameras der internationalen Presse. Während Staatsoberhäupter und politische Meinungsführerinnen bereits öffentlich Stellung nehmen, bekommt die Diskussionsrunde, auf deren Programm auch der Ukraine-Krieg und die transatlantischen Beziehungen stehen, von alledem nichts mit.

Eine Stunde dauert es, bis die Nachricht ins Studio 8 im Leutschenbach dringt. Via Knopf im Ohr informiert die Regie Moderator Mario Grossniklaus, der die Lage souverän zusammenfasst und einen kurzen Ausschnitt aus der fatalen Gesprächsrunde in Washington zeigt.

Schockierte Gesichter im Publikum – die bis dahin nicht ganz in Schwung gekommene Sendung erscheint urplötzlich in einem anderen Licht.

Doch von vorn.

An diesem Freitagabend diskutieren bei Mario Grossniklaus in der «Arena» von SRF unter dem Titel «Die Welt im Umbruch – und mittendrin die Schweiz»:

  • Alfred Heer, Nationalrat SVP/ZH
  • Farah Rumy, Nationalrätin SP/SO
  • Petra Gössi, Ständerätin FDP/SZ
  • Benedikt Würth, Ständerat Mitte/SG

Als Experte im Studio dabei ist:

  • Sebastian Ramspeck, Internationaler Korrespondent SRF

Rumy auf verlorenem Posten

Wegen der Diskussionen über die Abgänge im Verteidigungsdepartement (VBS) und die Sicherheitspolitik des Bundes wird diese «Arena» nicht in Erinnerung bleiben. Nur so viel sei gesagt: Der «bürgerliche Schulterschluss», den SVP-Nationalrat Alfred Heer in Armeefragen lautstark fordert, gelingt zumindest in dieser «Arena».

Farah Rumy, «Arena»
SP-Nationalrätin Farah Rumy.Bild: screenshot srf

SP-Nationalrätin Farah Rumy steht als einzige Vertreterin links der Mitte auf verlorenem Posten, wenn sie wiederholt betont, dass auch internationale Zusammenarbeit Sicherheitspolitik ist und den Bürgerlichen Alarmismus vorwirft.

«Man könnte meinen, dass morgen in Chiasso russische Panzer anrollen.»
Farah Rumy, SP

Dieser Aussage stimmt auch Heer zu, der die Sicherheit plötzlich vor allem im Innern bedroht sieht. Tendenziöse Aussagen zu Asylsuchenden von Heers Seite bleiben in der «Arena» allesamt unwidersprochen, nur die Mienen der Schulklassen im Publikum drücken sichtliches Unbehagen aus.

Ramspeck: «Die Sicherheitslage in Europa kann sich dramatisch verändern»

Video: srf

«Man muss die russische Aggression verurteilen, aber …»

Dann kommt die Diskussionsrunde auf Trump und die Ukraine zu sprechen – noch nichts ahnend, was sich kurz zuvor im Weissen Haus abgespielt hat. Heer, der auch Präsident der Schweizer Delegation des Europarats ist, von europäischen Werten jedoch nicht viel hält, wie er betont, spricht in diesem Kontext die fehlende Verteidigungsfähigkeit Europas an.

«Wenn man Werte vertritt, aber keine Armee hat, kann man sie auch nicht durchsetzen.»
Alfred Heer, SVP

Welche Rolle die Schweiz in dieser Gemengelage spielen soll, darüber scheiden sich die Geister.

Heer: «Wir hätten neutral bleiben sollen»

Video: srf

Während Heer im Namen der Neutralität für Stillhalten plädiert, sieht FDP-Ständerätin Petra Gössi die Neutralität nicht ganz so eng. Sie wendet jedoch ein, dass die Schweiz zu unbedeutend sei, um einen Unterschied für die Ukraine zu machen.

«Im Moment gilt: Wer Macht hat, hat recht. Trump diktiert.»
Petra Gössi, FDP

Dass Trump diese Macht gerade vor aller Augen demonstriert hat, erfahren die Diskussionsteilnehmenden kurz darauf.

Der Moment, in dem die Nachricht die «Arena» erreichte:

Video: srf

Der Einzige, der auf die kurze Sequenz von der Gesprächsrunde im Weissen Haus eingeht, ist Mitte-Ständerat Benedikt Würth.

Würth: «Das ist Grossmachtpolitik, live vor laufender Kamera»

Video: srf

Die Welt im Umbruch – und die Schweiz kriegt nichts mit?

Diese «Arena» dürfte weniger wegen des Inhalts als wegen der zeitgleichen, sich überschlagenden Ereignisse in den USA in Erinnerung bleiben.

«Die Welt im Umbruch – und mittendrin die Schweiz» lautete das Thema des Abends. Eine gewisse Ironie dieses Titels entfaltete sich im Verlauf der «Arena», als die Welt plötzlich ins Studio hineinbrach. Und so wirkte die Sendung eher wie das Gegenteil: Weltpolitik wird im Weissen Haus gemacht und in der «Arena» bekommt die Schweizer Politik erst nichts davon mit.

Später wird man den Verdacht nicht los, dass die veränderte geopolitische Lage die Gäste etwas ratlos zurücklässt. Herumdrucksen und der Verzicht auf klare Positionierungen prägen die Diskussion an diesem Abend.

Zwar waren sich alle einig, dass eine neue Ära der Machtpolitik angebrochen ist, in der Völkerrecht und Rechtsstaatlichkeit wenig gelten.

Was die Schweiz dem genau entgegenhalten will, bleibt bis zuletzt offen. In dem Sinne kann Würths Aussage zur Finanzierung der Armeekosten auch hierfür herhalten: «Da haben wir noch keine überzeugenden Konzepte.»

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109 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Celtic Swiss
01.03.2025 06:16registriert Juni 2024
Die Schweiz soll sich endlich auf die Seite der Ukraine schlagen und alles liefern, was wir können!

Ich meine hier ausdrücklich: WAFFEN!!!

Sonst stehen in ein paar Jahren wirklich russischen Panzer und Soldaten vor Chiasso!
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Mr. Pingu
01.03.2025 05:15registriert Oktober 2022
Es muss dafür gesorgt werden, dass der Russische Staat wie sein Vorgänger zerbricht. Das ist die einzige Möglichkeit, diesen Giftzecken Herr zu werden.
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Stammtischler
01.03.2025 06:33registriert Oktober 2023
Neutralität ist gut, aber wenn die eigene Sicherheitslage betroffen ist bringt das nichts. Und in diesem Fall sind wir betroffen. Es ist an der Zeit, dass wir mit unseren Nachbarn gleichziehen und endlich Flagge bekennen. Alles andere ist einfach nur Feige!
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