Das Treffen von Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj ist am Freitag eskaliert. Die beiden Präsidenten trafen sich in Washington, um eine Vereinbarung zwischen der Ukraine und den USA über seltene Erden unterzeichnen. Bei der anschliessenden Pressekonferenz attackierte Trump Selenskyj mehrfach:
«Ihr Land steckt in grossen Schwierigkeiten. Ich weiss, dass Sie nicht gewinnen werden. Sie werden das hier nicht gewinnen. Sie haben eine verdammt gute Chance, da heil rauszukommen, wegen uns.» Trump warf dem ukrainischen Präsidenten, der seit drei Jahren einen russischen Angriffskrieg abwehrt, Undankbarkeit vor. Auch Trumps Vize, J. D. Vance, schlug in die gleiche Kerbe.
Der amtierende US-Präsident beendete das Gespräch schliesslich mit den Worten: «Ich denke, wir haben genug gesehen» und, mit Blick auf die anwesende Presse im Raum: «Das wird grossartiges Fernsehen sein, das kann ich Ihnen sagen.» Der Deal wurde nicht unterzeichnet und die Ukrainer verliessen das Weisse Haus.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat nach dem Eklat beim USA-Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj den Friedenswillen der Ukraine betont und sich damit von US-Präsident Donald Trump abgegrenzt. «Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine!», schrieb Scholz auf der Plattform X auf Deutsch und Englisch.
Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine! Deswegen suchen wir gemeinsam den Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden. Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) February 28, 2025
«Deswegen suchen wir gemeinsam den Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden.» Angesichts von Trumps Drohung, die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland im Stich zu lassen, betonte Scholz: «Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.»
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, ebenfalls auf X: «Lieber Wolodymyr Selenskyj, wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite. Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln.»
Dear Volodymyr @zelenskyyua, we stand with #Ukraine in good and in testing times. We must never confuse aggressor and victim in this terrible war. (FM)
— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) February 28, 2025
Bundesaussenministerin Annalena Baerbock auf X: «Die Ukraine ist nicht allein. (...) Die Ukraine kann auf unerschütterliche Unterstützung aus Deutschland, Europa und darüber hinaus bauen. Ihre Verteidigung der Demokratie und ihr Streben nach Frieden und Sicherheit sind unsere.»
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat einen sofortigen Gipfel zwischen Europa und den USA vorgeschlagen. Zugleich warnte sie am Abend in Rom vor einer Spaltung des Westens. «Jede Spaltung des Westens macht uns alle schwächer und begünstigt die, die den Untergang unserer Zivilisation herbeiführen wollen», mahnte Meloni in einer Erklärung. «Eine Spaltung würde niemandem nützen.» Deshalb plädiere Italien für einen Gipfel zwischen den USA, den Europäern und weiteren Verbündeten. Dabei müsse offen darüber gesprochen werden, «wie wir mit den grossen Herausforderungen von heute umgehen wollen, angefangen bei der Ukraine».
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach dem Eklat Respekt für die kämpfenden Ukrainer eingefordert. «Ich denke, es war richtig, dass wir alle vor drei Jahren der Ukraine geholfen und Russland sanktioniert haben und dies auch weiterhin tun werden», sagte Macron vor Medienvertretern.«
Und wenn ich wir sage, dann meine ich die Vereinigten Staaten von Amerika, die Europäer, die Kanadier, die Japaner und viele andere, und dass man allen, die geholfen haben, dafür danken sollte», fuhr er fort. «Und dass man diejenigen respektieren muss, die von Anfang an gekämpft haben, weil sie für ihre Würde, ihre Unabhängigkeit, ihre Kinder und für die Sicherheit Europas kämpfen. Das sind einfache Dinge, aber sie sind gut, um in solchen Momenten daran erinnert zu werden.» Russland sei der Aggressor, sagte der französische Präsident. «Es gibt ein angegriffenes Volk, das die Ukraine ist.» Laut der französischen Tageszeitung «Le Monde» soll Macron nach dem Eklat auch mit Selenskyj telefoniert haben. «Ja, sie haben miteinander gesprochen» wird dieser zitiert.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach dem Eklat bei dessen US-Besuch zugesichert, weiter an einem gerechten Frieden zu arbeiten. «Wir werden weiterhin mit Ihnen für einen gerechten und dauerhaften Frieden arbeiten», schrieb von der Leyen auf der Plattform X.
Your dignity honors the bravery of the Ukrainian people.
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) February 28, 2025
Be strong, be brave, be fearless.
You are never alone, dear President @ZelenskyyUa.
We will continue working with you for a just and lasting peace.
An Selenskyj gerichtet schrieb sie: «Sie sind nie allein.» Zugleich sprach sie dem ukrainischen Präsidenten, dessen Land seit drei Jahren von Russland angegriffen wird, weiter Mut zu: «Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos.»
Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat die Solidarität seines Landes mit Kiew versichert. «Liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht allein», schrieb Tusk auf der Plattform X.
Dear @ZelenskyyUa, dear Ukrainian friends, you are not alone.
— Donald Tusk (@donaldtusk) February 28, 2025
Ähnlich äusserte sich auf X Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez: «Ukraine, Spanien steht an eurer Seite.»
Ucrania, España está contigo.
— Pedro Sánchez (@sanchezcastejon) February 28, 2025
Ukraine, Spain stands with you.
Україно, Іспанія з тобою. 🇺🇦 🇪🇸
Auch die Nato-Mitglieder Schweden und Norwegen bekundeten Kiew ihre standfeste Solidarität. Man stehe der Ukraine in ihrem Kampf für einen gerechten und dauerhaften Frieden zur Seite, erklärte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre auf der Online-Plattform X. Sein schwedischer Amtskollege Ulf Kristersson stellte fest, die Ukrainer kämpften nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern für die von ganz Europa.
Auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban meldet sich auf Twitter. «Starke Männer machen Frieden, schwache Männer machen Krieg», sagt Orban. Donald Trump sei mutig für Frieden eingestanden, auch wenn es «hart zu verdauen» sei.
Strong men make peace, weak men make war.
— Orbán Viktor (@PM_ViktorOrban) February 28, 2025
Today President @realDonaldTrump stood bravely for peace. Even if it was difficult for many to digest. Thank you, Mr. President!
Der SP-Co-Präsident und Nationalrat Cedric Wermut meldet sich auf X und Instagram zu Wort. Für den Eklat hat er nur vier Worte übrig:
Unter dem Post schreibt er: «Nach heute kann man es nicht anders sagen.»
Aus der Schweiz gibt es auch eine Reaktion von Alt-Bundesrat Alain Berset:
The Council of Europe stands with the Ukrainian People. Building peace, democratic security, stability and prosperity in #Europe. That’s what we do. Ukrainians can count on #Strasbourg @ZelenskyyUa @coe
— Alain Berset (@alain_berset) February 28, 2025
Im Internet liessen die Reaktionen nicht lange auf sich warten.
Buchautor, Influencer und Trump-Kritiker Brian Krassenstein schreibt auf X:
Er bezeichnet Trump und Vance dabei als «Spielplatz-Tyrannen». Als Amerikaner schäme er sich für den Auftritt seines Präsidenten. Auch Politexperten zeigen sich schockiert:
Auch der ukrainisch-deutsche Journalist und Kiew-Korrespondent Denis Trubetskoy schlägt in die gleiche Kerbe:
Man muss Selenskyj persönlich nicht mögen, aber: Mit dem Präsidenten eines seit drei Jahren grundlos überfallenes Landes spricht man anders. Punkt.
— Denis Trubetskoy (@denistrubetskoy.bsky.social) 28. Februar 2025 um 18:49
Ich habe Wolodymyr Selenskyj gewählt (sagt man als Journalist eigentlich nicht), es öfters bereut und in fast sechs Jahren im Amt überwiegend kritisiert. Jeder europäischer Staats- und Regierungschef sollte ihm gegenüber aber jetzt dankbar sein, dass es ihn überhaupt gibt.
— Denis Trubetskoy (@denistrubetskoy.bsky.social) 28. Februar 2025 um 18:55
Im Endeffekt, wenn man Emotionen außen vor lässt, und das ist kein neuer Gedanke von mir: Der US-Präsident und seine engste Umgebung sind politisch inkompetent. Den Preis dafür wird die ganze Welt zahlen.
— Denis Trubetskoy (@denistrubetskoy.bsky.social) 28. Februar 2025 um 19:29
Auf CNN ist kurz nach der Pressekonferenz eine sichtlich betroffene Christiane Amanpour zu sehen:
Weitere Reaktionen:
Der Präsident eines Staates, der seit drei Jahren geschunden und zerstört wird und dessen Bevölkerung vergewaltigt wird, muss sich vom US-Präsidenten vor der ganzen Welt anbrüllen lassen. Was für eine Schande
— Florian Klenk 👨🏻💻 (@klenkflorian.bsky.social) 28. Februar 2025 um 19:00
Wir sind so am Arsch.
— Krieg und Freitag (@kriegundfreitag.bsky.social) 28. Februar 2025 um 20:01
Oh Gott, oh Gott, oh Gott.
— Jonas Schaible (@beimwort.bsky.social) 28. Februar 2025 um 19:35
Ich habe das schallende Lachen aus dem Kreml sogar hier in Berlin-Lichterfelde gehört.
— Oliver von Dobrowolski (@vondobrowolski.de) 28. Februar 2025 um 19:07
Das geht nicht gut aus.
— Stefan Kaltenbrunner (@skaltenb.bsky.social) 28. Februar 2025 um 19:09
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Der US-Präsident hat sich in der Zwischenzeit bereits auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social zu dem Treffen geäussert:
US-Aussenminister Marco Rubio hat seinem Vorgesetzten gedankt. «Danke (...), dass Sie sich für Amerika einsetzen, wie es noch kein Präsident zuvor gewagt hat», schrieb er auf der Plattform X. «Danke, dass Sie Amerika an die erste Stelle setzen. Amerika ist mit Ihnen.» Rubio war bei dem Treffen im Oval Office anwesend, hielt sich aber auffällig zurück, während Trump und US-Vizepräsident J.D. Vance Selenskyj verbal angingen.
Thank you @POTUS for standing up for America in a way that no President has ever had the courage to do before. Thank you for putting America First. America is with you!
— Secretary Marco Rubio (@SecRubio) February 28, 2025
Rubio fordert zudem eine Entschuldigung von Selenskyj. Dessen offene Untergrabung der Friedensbemühungen sei sehr frustrierend. «Und ich denke, er sollte sich dafür entschuldigen, dass er unsere Zeit für ein Treffen verschwendet hat, das so zu Ende ging», sagte Rubio in einem CNN-Interview. Es habe keinen Grund für Selenskyj gegeben, derart konfrontativ aufzutreten. «Die Sache ist aus dem Ruder gelaufen.» Selenskyj hatte eine Entschuldigung zuvor bereits abgelehnt.
Rubio sagte, die US-Regierung wolle dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine ein Ende setzen. «Das geht nur, wenn man Russland an den Verhandlungstisch holt.» Wenn man wie Selenskyj aber Kremlchef Wladimir Putin angreife, bekomme man den russischen Präsidenten nicht an den Verhandlungstisch. «Und so beginnt man zu erkennen, dass Selenskyj vielleicht kein Friedensabkommen will. Er sagt zwar, dass er es will, aber vielleicht will er es nicht.»
Auch der US-Finanzminister Scott Bessent meldet sich auf X zu Wort:
Thank you, President Trump, for standing up for the American people and our nation on the global stage.
— Secretary of Treasury Scott Bessent (@SecScottBessent) February 28, 2025
Der republikanische Senator Lindsey Graham zweifelt daran, dass Trump und Selenskyj noch zusammenfinden können. «Er hat es fast unmöglich gemacht, dem amerikanischen Volk zu vermitteln, dass er eine gute Geldanlage ist», sagte Graham über Selenskyj vor Reportern auf dem Gelände des Weissen Hauses. «Er muss entweder zurücktreten und jemanden schicken, mit dem wir Geschäfte machen können, oder er muss sich ändern.»Graham erklärte, er sei «noch nie so stolz» auf Trump gewesen, das Gleiche gelte für US-Vizepräsident J.D. Vance. «Wir wollen hilfreich sein», betonte der Senator und kritisierte wie Trump und Vance, dass sich Selenskyj im Oval Office «respektlos» verhalten habe.
«Die Art und Weise, wie er mit dem Treffen umging (...) war einfach übertrieben», sagte Graham. Trump sei «geschockt» über das Auftreten des ukrainischen Präsidenten gewesen, gab der Senator an. «Ich weiss nicht, ob wir jemals wieder Geschäfte mit Selenskyj machen könnten», fügte er hinzu.
Kurz vor dem Treffen zwischen Trump und Selenskyj hatte Graham gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten für ein Selfie posiert – an der Seite der demokratischen Senatoren Chris Coons und Amy Klobuchar. Klobuchar teilte das Bild auf X, versehen mit einer Ukraine-Flagge und den Worten: «Ein wirklich gutes, überparteiliches Treffen, bevor Präsident Selenskyj sich ins Weisse Haus aufmacht. Wir stehen an der Seite der Ukraine.»
In Russland hat der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwdew, US-Präsident Donald Trump für seine Standpauke gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gelobt. Das sei eine «eiskalte Klatsche» gewesen. Trump habe Selenskyj die Wahrheit ins Gesicht gesagt und ihm erklärt, dass er mit dem dritten Weltkrieg spiele.
«Und das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls. Das ist nützlich», schrieb der frühere Kremlchef bei Telegram. Genug sei das aber nicht. Vor allem müsse nun die Militärhilfe für die Ukraine eingestellt werden.
In Moskau sind die vorzeitig beendeten Gespräche zwischen den USA und der Ukraine als «komplettes politisches und diplomatisches Scheitern des Kiewer Regimes» bezeichnet worden. «Mit seinem unverschämt rüpelhaften Benehmen in Washington hat (der ukrainische Präsident Wolodymyr) Selenskyj bestätigt, dass er die gefährlichste Bedrohung für die Weltgemeinschaft als verantwortungsloser Brandstifter eines grossen Krieges darstellt», sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, gemäss einer Mitteilung.
Selenskyj sei aus Angst vor dem Machtverlust an der Fortsetzung des Krieges interessiert. Bereits im Frühjahr 2022 seien russisch-ukrainische Friedensverhandlungen an der Position des ukrainischen Staatschefs gescheitert.
Sacharowa wiederholte die russischen Kriegsziele einer Demilitarisierung und «Entnazifizierung» der Ukraine. Ein dauerhafter Frieden sei zudem nur möglich, wenn die Grundursachen für den Krieg beseitigt würden. Sie zählte dazu die Osterweiterung der westlichen Militärallianz Nato und die angebliche Unterdrückung alles Russischen in der Ukraine.
Selenskyj stieg nach dem Wortgefecht in ein vor dem Westflügel geparktes Auto und fuhr in diesem davon, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Später schreibt der ukrainische Präsident auf X:
POTUS ist die Abkürzung für Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. «Die Ukraine braucht einen gerechten und dauerhaften Frieden, und genau daran arbeiten wir», sagte er.
Zuvor hatte ihn der US-Vizepräsident J.D. Vance mehrfach aufgefordert, sich für die Hilfe Washingtons zu bedanken. Selenskyj sagte, dass er sich immer wieder bedankt habe.
Selenskyjs Kanzleichef, Andrij Jermak, verteidigte den Präsidenten. Selenskyj kämpfe um die Ukraine, um jeden, der einen gerechten und langanhaltenden Frieden wolle. «Ich unterstütze den Präsidenten, der die Interessen unseres heldenhaften Volkes vertritt. In jeder Situation. Punkt», unterstrich Jermak.
Der ukrainische Aussenminister, Andrij Sybiha, war wie Jermak auch im Weissen Haus. Er unterstützte Selenskyj in einem Post auf der Plattform X. Selenskyj habe «den Mut und die Kraft, für das einzutreten, was richtig ist».(sda/dpa/leo/nzu)
Und immer daran denken: Alle SVPler haben Trump gewählt. Alle. Von Köppel über Dettling bis hin zu BR Rösti.
Und ja. Wer SVP wählt, wählt Trump. Man kann es nicht oft genug wiederholen.