Mehrere Hundert Menschen haben sich in Lausanne am Samstag zum vierten Jahrestag des Todes von Roger «Nzoy» Wilhelm versammelt. Der dunkelhäutige Zürcher war am Bahnhof von Morges von Polizeikugeln getötet worden. Es ist nicht das einzige Mal, dass die Lausanner Polizei unter Rassismus-Verdacht gerät.
Von 16 bis 21 Uhr waren auf der Place du Château in Lausanne nicht weniger als fünf Konzerte geplant. Die Künstler traten auf einer Bühne auf, die vor drei Porträts von «Nzoy» und neben einem Schild mit der Forderung «Gerechtigkeit für Nzoy» errichtet worden war. Zwischen den Auftritten sollten Redebeiträge der verschiedenen Kollektive gegen Polizeigewalt stattfinden.
Im Publikum wurden Schilder aufgestellt, auf denen unter anderem «Black lives matter» und «Keine Solidarität, keine Gnade mit kriminellen Polizisten» zu lesen war. Parallel dazu fand in Zürich eine Demonstration für «Nzoy» statt.
Der Fall von Roger Wilhelm, genannt «Nzoy», einem 37-jährigen Zürcher südafrikanischer Herkunft, der am 30. August 2021 auf einem Bahnsteig des Bahnhofs Morges durch die Kugeln eines Beamten fiel, hat in den letzten Monaten mehrere Wendungen genommen.
Im November 2024 hatte die Staatsanwaltschaft den Fall eingestellt, da sie der Ansicht war, dass der Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte, in Notwehr gehandelt hatte. Der Anwalt der Familie des Opfers hatte jedoch das Waadtländer Kantonsgericht angerufen, das im Mai dieses Jahres die Wiederaufnahme der Ermittlungen beschloss.
Am vergangenen Montag stellte ein Bericht, der von der Forschungs- und Ermittlungsagentur Border Forensics in Zusammenarbeit mit der unabhängigen Kommission zum Tod von «Nzoy» erstellt worden war, die These von der Notwehr der Polizisten infrage. Der Bericht legte nahe, dass «Nzoy» auf der Flucht gewesen sei. (sda)