Schweiz
Wetter

Vivian, Lothar, Hochwasser: Die bislang schlimmsten Unwetter der Schweiz

En 1999, Lothar détruisait 2% de la surface boisée de Suisse.
1999 zerstörte der Sturm Lothar zwei Prozent der Waldfläche der Schweiz.Image: KEYSTONE

Das waren die bislang schlimmsten Unwetter der Schweiz

24.07.2023, 17:4325.07.2023, 11:10

Ein heftiger Sturm hat am Montag La Chaux-de-Fonds verwüstet. Die Stadt wurde gegen 11.30 Uhr plötzlich von starken Winden erfasst, die jenen eines Tornados ähnelten. Die Böen entwurzelten Bäume und mehrere Gebäude wurden beschädigt. Es gab einen Toten und zahlreiche Verletzte.

Tornado, oder nicht?
Patrick Stierli vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz hält gegenüber watson fest, dass es in La-Chaux-de-Fonds ein extremes Windereignis gegeben hat. «Die gemessene Orkanböe von 217 km/h muss jedoch intern noch verifiziert werden. Das dauert einige Tage.» Würde die Zahl sich bestätigen, dann handelte es sich um die bislang stärkste Gewitterböe in der Schweiz. Der Rekord hält derzeit Glarus, wo am 15. Juli 1985 eine Windböe von 190 km/h gemessen wurde.

Ob es sich beim Ereignis am Montag um einen Tornado oder einen Downburst gehandelt hat, lasse sich derzeit anhand der vorhandenen Messungen bzw. Beobachtungen nicht abschliessend klären, so Stierli. MeteoSchweiz tendiere momentan aber eher zu einem Downburst. Ein Downburst ist eine schwere Gewitterfallböe.

«Tornados kommen in der Schweiz nur selten vor», so Stierli. Der Jura ist jedoch einer der Hotspots bezüglich Tornados in der Schweiz. (red)

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schweiz von einem schweren Unwetter heimgesucht wird. Die folgenden drei hinterliessen in den letzten Jahrzehnten ebenfalls verheerende Schäden.

Der Orkan Vivian

Les dégâts causés par Vivian dans la forêt de Grafenort, dans le canton d'Obwald.
Die von Vivian verursachten Schäden im Wald von Grafenort im Kanton Obwalden.Image: KEYSTONE

Es handelt sich um einen der schlimmsten Stürme, die je über Europa hinweggefegt sind. Vivian erreichte die Schweiz am 27. Februar 1990. Die Schäden waren beträchtlich und trafen vor allem die Voralpen, wo grosse Waldflächen zerstört wurden. Schätzungen zufolge legte Vivian bei ihrem Zug über die Schweiz fünf Millionen Kubikmeter Holz um. Von einem Tag auf den anderen waren mehrere Dörfer und Bergstrassen vor Lawinen und Steinschlag nicht mehr geschützt.

Die Schäden wurden auf etwas mehr als eine Milliarde Franken geschätzt. Während des Sturms wurde auf dem Grossen St. Bernhard eine Rekordböe mit 268 km/h gemessen.

Der Orkan Lothar

Les dégâts provoqués par Lothar à Rüschlikon (ZH).
Die durch Lothar verursachten Schäden in Rüschlikon (ZH).Image: KEYSTONE

Weniger als neun Jahre später fegte der Sturm Lothar über Europa: Am 26. Dezember 1999 traf er die Schweiz und verschonte nur die südlichen und südöstlichen Regionen. Auf dem Uetliberg (ZH) wurden Böen bis zu 241 km/h gemessen.

Vivian war für die Schweizer Wälder verheerend, Lothar war es noch mehr: Etwa 2 Prozent der Waldfläche des Landes wurden durch den Sturm beschädigt.

Allein in der Schweiz kommen 14 Menschen durch Lothar ums Leben. Mit geschätzten Schäden von über sechs Milliarden Franken gilt der Sturm auch als einer der teuersten der Welt, gleich nach verheerenden Hurrikanen wie Andrew (1992) oder Katrina (2005).

Das Hochwasser von 2005

La vieille ville de Berne en 2005.
Die Altstadt von Bern im Jahr 2005.Image: KEYSTONE

Im August 2005 gingen tagelang sintflutartige Regenfälle über weiten Teilen der Alpennordseite nieder, die lokal seit Beginn der Messungen verzeichneten Rekorde sprengten.

Innerhalb weniger Stunden stieg der Wasserstand einiger Seen auf nie dagewesene Höhen. Bäche und Flüsse verwandelten sich in verheerende Fluten und Hänge gerieten ins Rutschen. Ganze Täler waren von der Aussenwelt abgeschnitten.

Sechs Menschen kamen ums Leben, die Sachschäden beliefen sich auf drei Milliarden Franken. Dies ist der grösste finanzielle Schaden, der in der Schweiz durch ein einzelnes Naturereignis verursacht wurde.

In Bezug auf den Sturm, der La Chaux-de-Fonds heimgesucht hat, ist es noch zu früh, um Schätzungen über die Schäden zu formulieren. (asi)

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Tornado in La Chaux-de-Fonds fordert ein Todesopfer
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Liebu
24.07.2023 19:17registriert Oktober 2020
So schlimm es für die Region um La Chaux-de-Fonds ist, macht es wenig Sinn, regionale Unwetter mit Unwettern die fast die gesamte Schweiz betrafen zu vergleichen.
Bei einem lokalen Unwetter kann die Zerstörung lokal grösser sein als in den im Artikel genannten Unwettern.
Für die Betroffenen der jeweiligen Regionen ist der Schaden extrem hoch, auch wenn er auf die gesamte Schweiz gesehen, nichts hoch erscheint. Sie verlieren Existenzen.
Für die, die es betrifft, ist es eine Katastrophe, ob es das schlimmste Unwetter war oder nicht.
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Mugendai
24.07.2023 20:14registriert Januar 2017
2005 habe ich in Engelberg gearbeitet. Am morgen noch Einkaufen gewesen und gedacht, es regnet aber schon heftig. Dann gings recht schnell. Kein Strom, tagelang kein Telefonnetz, Wasser und Schlamm überall. Wir durften "Urlaub" machen und mussten mit Superpumas ausgeflogen werden. Das ganze Dorf hat bei den Aufräumarbeiten zusammengearbeitet.

Die drei meist eingeflogenen Güter: Medikamente, Schubkarren und Bier.
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