Schweizweit steigt die Nachfrage nach gut ausgebildeten Informatikerinnen und Informatikern. Dennoch sind im Kanton Zürich immer mehr dieser Fachleute arbeitslos. Eine am Donnerstag in Zürich präsentierte Studie zeigt nun, wo was getan werden könnte und sollte.
Zwischen 2008 und 2014 hat sich gemäss der Studie die Zahl der arbeitslosen Informatiker im Kanton Zürich verdoppelt. Namentlich über 45-Jährige sind gefährdet. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Fachkräften aus dem Ausland.
Das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA ZH) und der Branchenverband ITC Switzerland hatten die Analyse beim Institut für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB) in Auftrag gegeben. Sie erkennen einige Schwachstellen, weisen allerdings auch darauf hin, dass die Arbeitslosenquote bei den Informatikern im Kanton Zürich, wie in der ganzen Schweiz, unterdurchschnittlich sei.
Nicht erhärten liess sich die These, die Finanzbranche sei direkt verantwortlich für viele arbeitslose Informatiker. Einen indirekten Zusammenhang dagegen schliessen die Studienautoren nicht aus.
Die Anforderungen an Stellensuchende sind von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich. Eine untergeordnete Rolle spielten Zertifikate – wichtiger seien die konkreten Fähigkeiten eines Bewerbers oder einer Bewerberin.
Mit einer Ausnahme: Aufgrund ihrer Abklärungen schliessen die Studienautoren nicht aus, dass «gewisse Unternehmen implizite oder explizite Filter verwenden», welche Personen über 45 Jahren benachteiligen.
Beispielsweise verlangten sie ein spezifisches Zertifikat, auch wenn bloss die entsprechenden Fähigkeiten nötig wären. Obwohl nämlich an ihrer Eignung nichts auszusetzen wäre, sinken die Arbeitsmarktchancen älterer Informatiker.
Die Studienautoren appellieren deshalb an den Verband, aktiv darauf hinzuwirken, dass allfällige Filter «auf eine indirekte Altersdiskriminierung hin» überprüft würden. Den älteren Stellensuchenden empfehlen sie, aktiv zu kommunizieren, dass sie bereit seien, länger als bis zum 66. Lebensjahr zuarbeiten.
Zudem sollte ITC Switzerland für Inserate, Personalrekrutierung und -entwicklung ein Set von IT-Fähigkeiten (Skills) definieren. Eine gewisse Standardisierung der Stellenprofile machte klarer, ob die Anforderungen des Arbeitgebers und die Fähigkeiten des Stellensuchenden passen.
Nicht nur für die Personalsuche ist laut den Autoren ein definiertes Skill-Set hilfreich. Die Standardisierung erleichtere es auch Arbeitsuchenden, ihre Fähigkeiten klar und prägnant auszuweisen. Die Regionalen Arbeitsvermittlungen RAV könnten zudem von arbeitslosen Informatikern aussagekräftigere Profile erstellen.
Für Bildungsinstitute könnte der Standard Grundlage ihrer Angebote sein. Sie sollten auch darauf hin arbeiten, dass Umschulungen innerhalb des Berufsfelds IT einfacher werden.
Für ihre Analyse stützen sich die IWSB-Wissenschaftler auf verschiedenste Quellen, wie es in der Studie heisst. Unter anderem waren das Standortbeurteilungen arbeitsloser Informatiker und Profile von bewilligten Gesuchen für ausländische Fachkräfte, Dossiers von über 45-jährigen Stellensuchenden und eine Umfrage bei 27 grossen IT-Arbeitgebern im Kanton Zürich. (whr/sda)