Bald ist Black Friday – der Tag, an dem sich Händler und Konsumenten gegenseitig zu tiefstmöglichen Preisen und höchstmöglichem Konsum verhelfen. Shopping-Events wie Black Friday, Singles Day, Cyber Monday und Cyber Week sorgen jeweils für Rekordumsätze bei den Schweizer Händlern. Vor allem junge Konsumentinnen und Konsumenten planen den Tag mittlerweile fest ein. Doch er steht zunehmend in der Kritik.
Oft tarnen sich die reduzierten Produkte als unschlagbare Angebote, bei denen man fast nicht anders kann, als zuzugreifen. Tatsächlich sind viele Rabatte aber nicht so hoch, wie es die Anbieter erscheinen lassen.
So sagt es etwa der Verbraucherrechtsexperte Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Auch der Schweizer Konsumentenschutz empfiehlt, grosszügigen Black-Friday-Rabatten nicht blind zu vertrauen, sondern die Preise mit denjenigen der Konkurrenz zu vergleichen. Die Stiftung beobachtete von Oktober 2021 bis Januar 2022 die Angebotsseiten von Elektronikprodukten und stellte fest, dass insgesamt nur wenig gespart werden kann.
Vor allem bei Smartphones, Fernsehern, Smartwatches oder Laptops bringen die Hersteller mittlerweile jährlich neue Modelle heraus und die vorherigen Versionen werden zum Tiefstpreis verkauft. Bei allfälligen Black-Friday-Angeboten handelt es sich in diesen Fällen jeweils um ohnehin geplante Preissenkungen. Der Preis kann wenige Wochen danach nochmals erheblich tiefer sein.
Manchmal kleben auch «Black Friday»- oder «Singles Day»-Labels auf Produkten, ohne dass das Produkt wirklich vergünstigt angeboten wird. Vielmehr handle es sich um «psychologische Tricks», um die Konsumierenden zum Kauf zu drängen, schreibt der Konsumentenschutz.
Solchen psychologischen Tricks bedienen sich Händler auch unabhängig von Rabattaktionen wie Black Friday. So wird etwa beim Shoppen – insbesondere wenn man (gefühlt) ein Schnäppchen ergattert – das Belohnungszentrum aktiviert und Dopamin ausgeschüttet. Das führt auch dazu, dass Menschen bei Rabattaktionen oft mehr kaufen, als sie brauchen.
Forscherinnen und Forscher gehen sogar davon aus, dass Rabatte im Hirn ähnlich wirken wie Kokain. Sie werden als Belohnung empfunden und dämpfen den «Schmerz» des Geldausgebens. Dabei gilt: Je schneller und einfacher etwas erhältlich ist, desto eher verfällt man einer Art Kaufsucht.
Das machen sich gerade in der Modebranche viele Onlineshops zunutze: Viele Fast-Fashion-Läden locken mit notorisch tiefen Preisen und bis zu 24 neuen Kollektionen pro Jahr.
Wer hingegen keinen Nutzen davonträgt: die Umwelt. Hier kommt wieder der Black Friday ins Spiel. Denn gerade die gefragtesten Produktkategorien bei der Rabattschlacht – Kleider und Elektronik – haben auch eine besonders schlechte Klimabilanz.
Die Modeindustrie ist für bis zu zehn Prozent der jährlich weltweit ausgestossenen CO₂-Emissionen verantwortlich – mehr als alle Schifffahrts- und Flugverbindungen zusammen. Kleider verschlingen in ihrer Herstellung enorme Mengen Wasser. Rund 2700 Liter – so viel trinken wir normalerweise in drei Jahren – benötigt etwa ein einziges Baumwoll-T-Shirt.
Würde man die Kleidung wenigstens lange tragen, liesse sich die Umweltbelastung vielleicht noch rechtfertigen. Doch auch in dieser Hinsicht sieht die Lage trüb aus. Denn weltweit landet laut dem Umweltprogramm der UNO eine ganze Lastwagenladung Alttextilien auf einer Mülldeponie – pro Sekunde. Immer weniger hochwertigere Kleider können immer schlechter rezykliert werden und müssen deshalb verbrannt werden. Nicht selten werden die Altkleider dafür in Länder des Globalen Südens verfrachtet. Das führt zu Vergiftung von Luft, Böden und Gewässern, wie eine Studie von Greenpeace unlängst für Ghana aufzeigte.
Ähnlich umweltschädlich ist unser digitaler Lebensstil. Den grössten Anteil an dessen CO₂-Bilanz hat laut dem deutschen Umweltbundesamt die Herstellung von Fernseher, Laptop, Smartphone, Sprachassistent und Co.: rund 346 Kilogramm CO2e (CO₂-Äquivalente, eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase) pro Jahr.
Umweltverbände wie Greenpeace oder WWF warnen schon lange vor den Folgen des Überkonsums am Black Friday. In der Schweiz haben Organisationen und Firmen, die sich als nachhaltig positionieren, deshalb verschiedene Gegenbewegungen ins Leben gerufen. Während einige die Rabattaktionen vollständig boykottieren, machen andere unter Vorbehalten mit.
So etwa das Schweizer Unternehmen Washo, das 2021 den «Green Friday» einführte. «Ganz ohne Black-Friday-Deals geht es heute nicht mehr», sagt Washo-Gründer Lukas Thoma. «Die Konsumenten haben sich an die Aktionen gewöhnt und fordern diese aktiv.» Deshalb pflanzt die Firma in dieser Zeit für jede Bestellung zehn Bäume.
Eine ähnliche Aktion führt auch Caritas jedes Jahr Ende November durch. Im Rahmen ihrer Initiative «Fair Friday» sammelt die Organisation Spenden als Zeichen gegen die Armut in der Schweiz. Dort macht etwa die Buchhandlung Orell Füssli mit: Kundinnen und Kunden können wählen, ob sie 20 Prozent Rabatt oder spenden möchten.
Bewusste Kaufentscheidungen statt masslosen Konsums – dieses Motto verfolgt Fashion Revolution zusammen mit über 50 Schweizer Brands mit dem «Colorful Friday»: Die Läden bieten keine Rabatte an.
Statt sich von den vermeintlichen Rabatten verführen zu lassen, sollten Konsumentinnen und Konsumenten sich fragen, ob man etwas wirklich braucht. Es hilft zum Beispiel, wenn man vor dem Kauf den Laden oder den Webshop verlässt. Psychologinnen und Psychologen raten zudem, die Befriedigung anderswo zu suchen. Eine abendliche Joggingrunde oder der Umgang mit Tieren schütte etwa Glückshormone aus, die länger hinhalten und die Umwelt weniger belasten.
Der Black Friday findet dieses Jahr am 29. November 2024 statt.
Mit den Preisverlauf von Digitec hat sich hier schon einiges geändert. Man sieht auf den ersten Blick, ob der Preis zumindest gut ist usw. Ich "staue" Bestellungen durch das Jahr und weiss im Voraus was ich will. Kein Impulskäufe...
Auch Internet, Handyverträge optimiere ich immer, das ist ja sehr einfach zu vergleichen.
Ich war aber noch nie in einem Einkaufscenter am BlackFriday,,, alles Online...