Liebe Migros, lieber Coop
Das erste Mal bin ich vor vier Jahren mit Halloween konfrontiert worden. Ich weiss es noch ganz genau.
Damals standen eines Herbstabends ein kleiner Batman und ein kleiner Spiderman vor der Glastür, die aus unserer Küche direkt in den Garten führt. Sie taten nichts, sie standen einfach nur, glotzten hinein und warteten darauf, dass sie bemerkt werden.
Das also war Halloween. Toll.
Es ist nun, Jahre später, nicht besser. Am Samstag werden wieder Kinder an Haus- und Küchentüren stehen. Sie werden einfallslose Ab-Stange-Kostüme tragen, die Buben werden Spidermen sein und die Mädchen Prinzessinnen, und dann werden sie sagen «Süsses oder Saures» und man muss ihnen Süssigkeiten in Plastiksäcke stopfen und lächeln.
Das ist ärgerlich, denn man tut es nicht freiwillig, in kinderreichen Quartieren kann man sich der Sache nicht entziehen. Unmöglich. Vor zehn Jahren hat in unseren Breitengraden überhaupt niemand von Halloween gesprochen. Dann habt ihr irgendwann um 2007 herum beschlossen, in der Schweiz die Marketingbemühungen um den ursprünglich irisch-katholischen Brauch zu intensivieren. Als kleiner Kickstarter für das Weihnachtsgeschäft quasi, das dann in der ersten Novemberwoche angerissen wird und dessen Start ihr beim besten Willen nicht mehr weiter vorverlegen konntet.
So werden dank euch ganze Landstriche von Eltern insgesamt unzählige Stunden davon abgehalten, etwas zum Bruttoinland-Produkt beizutragen, weil sie damit beschäftigt sind, Kürbisse zu schnitzen, dauernd die Rechaudkerzen in den Kürbissen auszuwechseln und einen Abend lang auf unmotivierte und schlecht verkleidete Kinder zu warten, denen sie dann eines aus den USA importierten Brauchs wegen Süssigkeiten in Plastiksäcke stopfen müssen, ansonsten ihnen Eier an die Fassade oder Toilettenpapierfetzen in den Garten geschmissen werden.
Danach fangen die richtigen Schwierigkeiten erst an. Man hat riesige Berge von sauren Zungen, Lollipops, Kaugummi und Pfirsichringen, die man irgendwo in der Wohnung verstecken muss. Dann muss den Kindern der ganze Zuckerberg in verträglichen Dosen verabreicht werden, so dass der bis zur Adventszeit abgebaut ist, wenn die Gutzi-Saison anfängt. Oft genug werden die Verstecke aber gefunden und geplündert. Die Folge: Überzuckerte Kinder, die scheinbar nie mehr einschlafen wollen.
Und dann macht man ein Gesicht, wie die Kürbisse, die man geschnitzt hat.
Nur für den Fall eines Falles. Man will ja nicht Erwartungen enttäuschen! pic.twitter.com/06X9kC8Kqc
— Maurice Thiriet (@DickMo) October 31, 2014
Dabei wäre das alles gar nicht nötig, liebe Grossverteiler. Eine Woche nach Halloween ist die Räbeliechtli-Woche, in der die wiederum gleichen Eltern in die gleichen Grossverteiler rennen und Räben kaufen, um diese zu Räbeliechtli zu schnitzen. Die Räbeliechtli-Umzüge mögen alle, denn sie sind im Gegensatz zum ganzen Halloween-Getue einigermassen besinnlich und am Schluss gibt's am Lagerfeuer einen Tee und eine Wurst.
Deshalb folgender Vorschlag:
Wir zahlen für die Räben viermal soviel. Dafür räumt ihr das Halloween-Sortiment aus den Regalen.
Ok?
Lieber Gruss
Maurice Thiriet