Im Nachgang des Neonazi-Konzerts vom vorletzten Wochenende in der St.Galler Gemeinde Unterwasser kommen bisher unbekannte Produkte der braunen Szene zum Vorschein. Eine Band namens Mordkommando hetzt gegen eine Reihe Schweizer Prominente. Ihre Lieder enthalten neben Rassismus und Antisemitismus konkrete Gewaltfantasien und Morddrohungen gegen die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch.
Die Band verbreitet zudem Drohungen gegen Kurt Aeschbacher, Mike Shiva und Michael von der Heide. Ihnen ist je ein Lied des Albums «Schwarze Liste» gewidmet.
Explizit antisemitisch ist das Lied «Bomben auf Wiedikon». Es handelt von der Zerstörung des Zürcher Quartiers, in dem viele orthodoxe Juden leben. Das Lied von 2014 hört sich im Nachhinein wie die Ankündigung eines späteren Übergriffs an. Am 4. Juli 2015 griff eine Gruppe von zwanzig Neonazis in Wiedikon einen Juden an. Kevin G. war mutmasslicher Haupttäter.
Ebendieser Kevin G. soll hinter der Band Mordkommando stehen. Diese These verbreiten Beobachter der Naziszene. Unter anderem die Antifaschistische Aktion Bern. Ins Muster passt auch, dass ein weiteres Lied Mordfantasien gegen Herbert Winter, den Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, enthält. Sämtliche Lieder sind auf Youtube frei zugänglich.
Ans Tageslicht kamen die rassistischen Lieder der Band, nachdem eine mutmassliche Nachfolgeband in Unterwasser ein neues Album unter die Leute brachte. Die Band Erschiessungskommando formuliert im Album «Blut und Ehre» neben allerlei Hakenkreuzromantik, Rassismus und Antisemitismus auch Mordfantasien gegen die deutsche Politikerin Katharina König. Die Linkspolitikerin ist bekannt für ihr Engagement für die Aufklärung der Morde der Neonazi-Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Ihre Fraktion hat nun Anzeige erstattet. Das entsprechende Lied ist daraufhin aus dem Netz verschwunden.
Tatsächlich weist die Band Erschiessungskommando Verbindungen zur Schweiz auf. In einem an Rassismus kaum zu überbietenden Song wird eine Zeile auf Zürcher Dialekt gesungen: «Nün armi Flüchtling in Lampedusa det häts kracht, de einti wird als Christ enttarnt, denn sinds halt nur na acht.» Auf dem Cover eines Vorgängeralbums mit dem Namen «Todesmarsch» posiert ein Vermummter mit einem Sturmgewehr 90, das auch die Schweizer Armee verwendet.
Erschiessungskommando klingen wie eine deutsche Version von Mordkommando. Neben dem Bandnamen gleichen sich Sound, Stimmen und Text.
Nach dem Megakonzert in Unterwasser, das von der Polizei unbehelligt blieb, haben die Nazis genügend Kleingeld, um weitere Hetz-Alben zu produzieren. Durch Eintritte und den Bierverkauf sollen mehr als 100'000 Franken zusammengekommen sein.
Das dies für Blocher und anderer Vertreter der SVP unter Meinungsfreiheit zu tolerieren ist, sollte doch wenigsten ein paar ihrer Sympathisanten zu denken geben.