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Neue Fedpol-Weisung zu Fahndungssystem erntet Kritik aus Zürich

A policeman of the Federal Police Fedpol supervises the entrance of guests prior to the opening ceremony of the Maison Suisse in the Swiss Embassy in Paris, prior to the 2024 Paris Summer Olympics in  ...
Der Zürcher Polizeidirektor Mario Fehr hält die Praxisänderung des Fedpol für «wenig hilfreich».Bild: keystone

Neue Fedpol-Weisung zu Fahndungssystem erntet Kritik aus Zürich

10.09.2025, 14:5610.09.2025, 15:40
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Die Hautfarbe gesuchter Personen darf laut neuer Weisung des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) von den Kantonspolizeien im Fahndungssystem Ripol nicht mehr genannt werden. Massive Kritik gibt es dazu aus Zürich.

«Wir haben etwas abgeschafft, was kaum genutzt wurde», betonte Miriam Knecht, Sprecherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), am Mittwoch auf Anfrage. Seit Jahren gebe es weniger als 1 Prozent Einträge zur Hautfarbe. Und Ripol sei nun am vergangenem Freitag entsprechend angepasst worden.

Der Zürcher Polizeidirektor Mario Fehr hält diese Änderung durch das Fedpol für «wenig hilfreich» und offensichtlich «politisch motiviert». Auf Anfrage bestätigte er entsprechende Aussagen in der «NZZ». Die Kantonspolizei werde im Polizeiinformationssystem Polis, mit dem sie primär arbeite, weiterhin sämtliche wichtigen äusserlichen Merkmale wie die Haarfarbe, Tattoos oder die Grösse vermerken, so Fehr. Dazu gehöre selbstverständlich auch, wenn jemand dunkelhäutig sei.

Bei der Kantonspolizei Basel hiess es, man werde Ripol weiter so verwenden, wie es angeboten werde. Die Kantonspolizeien von Bern und Genf nehmen die Weisung nach eigenen Angaben vorerst zur Kenntnis. Es könne noch nicht beurteilt werden, inwiefern diese einen Einfluss auf die Arbeit der Berner Kantonspolizei haben werde. Im Kanton Tessin wird darauf verwiesen, dass das Ripol im Kompetenzbereich des Fedpol liege.

Unterschied zwischen «gezielter Fahndung» und «Racial Profiling»

Laut Patrice Zumsteg, der an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zu Grundrechten und Polizeirecht forscht und lehrt, gibt es verschiedene Formen von Profiling. Das deskriptive Profiling werde bei Fahndungen eingesetzt - dabei gehe es darum, wie eine gesuchte Person aussehe. Die Hautfarbe könne in diesem Zusammenhang ein hilfreiches Kriterium sein, so Zumsteg.

Kein Thema sei hingegen die Abschaffung von Typologien wie «asiatisch», «orientalisch» oder «slawisch» gewesen, erklärte EJPD-Sprecherin Knecht. Diese würden auch häufiger verwendet. Laut Zumsteg führt das den Fedpol-Entscheid vom Freitag «ad absurdum», denn solche Bezeichnungen seien mit Stereotypen verbunden und könnten ebenso diskriminierend sein. (sda)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
10.09.2025 15:26registriert Oktober 2019
Das Fedpol hat offenbar Ambitionen, die Arbeit der Polizei massiv zu erschweren.

Die "Gutmenschen" sitzen hier definitiv am falschen Ort.
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Re Ro
10.09.2025 15:38registriert November 2024
Endlich stellt sich mit Mario Fehr jemand offen gegen diesen unsinnigen Entscheid. Wer ehrlich ist, hat dafür kein Verständnis.

Hautfarbe kann wie jedes andere Merkmal die Suche eingrenzen und unnötige Kontrollen verhindern.

Das ist kein Racial Profiling, sondern eine sachliche Fahndung nach konkretem Tatverdacht.

Wenn Politik und Behörden solche Realitäten ausblenden, darf man sich nicht wundern, wenn das Volk immer extremer Wählt!

Warum probiert man nonstop Täter zu schützen, etwa diesmal so, letztmals durch Verschweigen der Herkunft, usw. Statt umgekehrt?
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Stürmer
10.09.2025 15:14registriert September 2025
Wow bin mal gleicher Meinung wie Fehr. Oder will man in Bern zukünftig auch auf männlich oder weiblich verzichten?
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