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Zürich will günstige Wohnungen mit 300 Mio. Franken

Gegen «St. Moritzisierung»: Zürich will günstige Wohnungen mit 300 Mio. Franken fördern

02.02.2023, 02:23
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300 Millionen Franken stellt die Stadt Zürich bereit, um günstige Wohnungen zu fördern und eine weitere «St. Moritzisierung» zu verhindern. Das Stadtparlament hat am Mittwoch in erster Lesung Ja zum neuen Wohnraumfonds gesagt. Für die Bürgerlichen «ein Irrweg». Den Fonds wird das Volk absegnen müssen.

«Man darf sich keine Illusionen machen», sagte der Grüne Finanzvorsteher Daniel Leupi. Der Fonds werde keine Wunder bewirken. «So lange wir ein Wirtschaftswachstum haben, wird die Nachfrage nach Wohnraum grösser sein als das Angebot, weil immer mehr Leute zuziehen.» Der Wohnraumfonds werde aber einen Beitrag leisten.

In dem Geldtopf werden nun 300 Millionen Franken bereitgestellt, die an Genossenschaften, Stiftungen und die Stadt selber ausgezahlt werden, die damit gemeinnützige Wohnungen bauen können.

Die Stadt hofft, mit dem Fonds auch das so genannte Drittelsziel zu erreichen, das seit 2011 in der Gemeindeordnung verankert ist. Dieses fordert, dass bis 2050 ein Drittel der Mietwohnungen gemeinnützig ist. Davon ist die Stadt aber noch ein Stück entfernt: Bei der letzten Erhebung 2020 lag der Anteil erst bei 26,4 Prozent. Zuletzt sank der Anteil sogar wieder, weil renditeorientierte Anbieter schneller bauten als die gemeinnützigen.

Die links-grüne Mehrheit im Rat war geschlossen für den Wohnraumfonds. Es sei Zeit für ein solches Instrument. «Nicht mal der Mittelstand kann sich das Wohnen hier leisten», sagte etwa Patrik Maillard (AL). Für ihn ist eine «St. Moritzisierung» im Gang.

Luca Maggi kritisierte die «Abzockermieten», die an der Tagesordnung seien. «Der freie Markt hat keine Antwort auf die Wohnungsnot.»

FDP, SVP und Mitte waren gegen den Wohnraumfonds. Die Mitte hatte grundsätzlich Zweifel am Konzept. Das sei nicht durchdacht und gehe in die falsche Richtung.

FDP und SVP drückten es etwas weniger diplomatisch aus. Für sie ist der Wohnraumfonds ein Zeichen der «fehlgeleiteten rot-grünen Wohnbaupolitik der vergangenen dreissig Jahre», wie es Michael Schmid (FDP) formulierte. Hier würden riesige Steuerbeträge für privilegierte Minderheiten ausgegeben. «Nicht für jene, die es nötig hätten, sondern jene mit guten Beziehungen zu den Genossenschaften.»

Für die SVP ist die städtische Wohnbaupolitik mit diesem 300-Millionen-Topf «auf dem Irrweg», wie es Martin Götzl sagte. Ein solcher Fonds ergebe keinen funktionierenden Wohnungsmarkt, weil damit nur wenige hundert Wohnungen gefördert würden. Nur gerade ein Prozent der Einwohner würden davon profitieren. Statt «Luxussozialismus» zu betreiben, müsse Zürich endlich das Grundproblem angehen, die Zuwanderung. (sda)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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w'ever
02.02.2023 06:51registriert Februar 2016
günstige wohnungen fördern und bauen ist ja gut und recht. bringt unter dem strich dann leider nichts, wenn in diesen wohnungen personen leben die über 100k verdienen.
kenne da leider mehr als ein beispiel aus meinem umfeld.
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Meister Lampe
02.02.2023 05:49registriert Juli 2021
Wenn gemäss SVP die Zuwanderung das Grundproblem ist, dann würde ich vorschlagen deren Ursache einmal genau zu erörtern! Z. B. Permantes quantitatives Wirtschaftswachstum welches wiederum ständig einer Nachschub an Humanresourcen benötigt....
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ELMatador
02.02.2023 08:32registriert Februar 2020
Ich würde mich zusätzlich darüber freuen, wenn die Stadt Zürich bei den bereits vorhandenen subventionierten Wohnungen regelmässig die Mieter kontrollieren würde. Es kann nicht sein, dass eine subventionierte Wohnung an eine Studentengruppe für eine WG gegeben wurde und mittlerweile nur noch einer drin wohnt mit einem Nettolohn von über 150k (kenne 2-3 solche Fälle).

Dazu sollten die Mieten allgemein kontrolliert werden, denn der Vermieter darf auf seinem investierten Eigenkapital bloss einen Nettorenditesatz erzielen, der ein halbes Prozent über dem Referenzzinssatz liegt.
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