In der Werbung gegen die Konkurrenz sticheln: Das kennen wir eigentlich nur aus den USA. Dort geben sich besonders McDonald's und Burger King gerne mal Saures. Ob im öffentlichen Raum, in TV-Spots, online oder sogar in den sozialen Medien – die beiden globalen Fast-Food-Giganten sind ständig am Streiten.
Zur grossen Freude der Verbraucher, die Konfrontationen auf der Grundlage scharfer Ideen lieben und mit ihrer bevorzugten Fast-Food-Kette im Streit um Aufmerksamkeit mitfiebern. Dir sagt das alles nichts? Hier ein Beispiel:
In der Schweiz spiegelt die Art des Marketings wenig überraschend das Image des Landes wider: weniger auffällig und deutlich eleganter. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Werbung schlicht und direkt. Dies gilt auch für unsere beiden Detailhandels-Giganten.
Doch in den letzten Tagen konnten scharfe Augen auf den Strassen des Landes immer wieder sanfte Provokationen beobachten. Den Anfang machte Coop mit seiner Tochtergesellschaft Jumbo. Seit Anfang Juni nutzte der bekannte Baumarkt die Schliessung der Migros-Filialen Do it + Garden, um Stammkunden der Konkurrenz anzusprechen:
Mit anderen Worten: Liebe Migros-Kunden, bastelt weiter mit Materialien aus dem Jumbo. Das ist dezent, aber wirkungsvoll.
Zusätzlich bietet die Coop-Tochter auf ihrer Website ein kleines Tool an, mit dem Migros-Waisen den Jumbo finden können, der ihrem bevorzugten Do it + Garden am nächsten liegt.
Wir haben Jumbo gebeten, uns mehr über diese Anzeige zu sagen, die «im eigenen Haus konzipiert und produziert» wurde. Die Antwort der Pressestelle:
Die Kampagne ist zwar erfrischend, aber hat sie ihr Ziel erreicht? Beim Thema Geld fällt die Antwort natürlich deutlich zurückhaltender aus: «Eine fundierte Antwort auf diese Frage ist nicht möglich, zumal es noch zu früh ist.» Mehr wissen wir also (vorerst) nicht.
Wie sich herausstellt, lässt sich der orange Riese die Sticheleien nicht einfach gefallen. Offiziell handelt es sich um keine Antwort, aber Migros startete diesen Sommer eine Kampagne mit der gleichen Strategie wie Coop.
Um das Eis Crème d’Or ins Rampenlicht zu rücken, greift die Migros auf einen Leitspruch des Konkurrenten zurück:
«Für mich und mich» statt «Für mich und dich»: Einfach, aber effektiv. Und da wir in der Schweiz sind, bleibt es diskret und respektvoll.
Und so erklärt die Migros die kleine Stichelei: «Unsere Kommunikation zielt darauf ab, zu überraschen, zu inspirieren und nah bei unseren Kunden zu bleiben», schreibt Sprecherin Estelle Hain.
Und was hält man bei der Migros von der Jumbo-Werbung? Darauf haben wir leider keine Antwort erhalten.
Aber von der Migros heisst es: «Wir sind davon überzeugt, dass Wettbewerb Innovation und Kreativität fördert. Humor, kombiniert mit überraschenden oder spielerischen Elementen, ist zudem ein hervorragendes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen und Eindruck zu machen.»
Trotz der wenig eindeutigen Antworten ist es in dieser Zeit ziemlich erfrischend zu beobachten, dass Coop und Migros es verstehen, sich in der Öffentlichkeit subtil zu streiten. Von den Auseinandersetzungen zwischen McDonald's und Burger King sind wir aber noch weit entfernt.
Vielleicht eines Tages? «Wenn es relevant ist, zögern wir nicht, direktere oder mutigere Ansätze zu erkunden, um uns abzuheben und die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen», so die Migros.
Wir wurden gewarnt.
Und nein ich habe die Werbung nich nicht gesehen.