«Leider bin ich nicht länger Professor an der ETH Zürich, aufgrund einer schweren Form von Long Covid und ME/CFS.» Diese Zeilen schreibt Otmar Hilliges auf der Plattform LinkedIn.
Bekannt wurde Hilliges' Geschichte durch einen Artikel im Tages-Anzeiger im Februar des vergangenen Jahres. Dort erzählt der damals 44-jährige Informatikprofessor an der ETH Zürich, wie er seit fast einem Jahr im abgedunkelten Schlafzimmer liegt. «Es ist der absolute Albtraum», beschreibt Hilliges seine Situation.
Der Wissenschaftler hat sich zweimal mit Covid-19 angesteckt. Erste Beschwerden treten einige Monate nach der ersten Infektion auf, richtig schlimm wird es im März 2023, zwei Monate nach der zweiten Infektion.
Damals erleidet Hilliges seinen ersten Crash, eine plötzliche und massive Verschlechterung der Symptome. Hilliges fühlt sich elend. Im «Tages-Anzeiger» sagt er:
Der ETH-Professor arbeitet noch einige Wochen aus dem Homeoffice, erleidet aber weitere Crashs. Später wird er zu 100 Prozent krankgeschrieben. Seine Ärzte diagnostizieren ihm eine Myalgische Enzephalomyelitis und das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Dabei handelt es sich um eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die oft auf Long Covid folgt.
Eineinhalb Jahre später sieht sich Hilliges gezwungen, seine Position als Informatikprofessor an der ETH Zürich aufzugeben. Auf LinkedIn schreibt er:
Der ETH-Rat schreibt in der entsprechenden Mitteilung: «Der ETH-Rat und die ETH Zürich nehmen den Rücktritt von Otmar Hilliges mit grossem Bedauern zur Kenntnis, danken ihm für sein Engagement und wünschen ihm eine vollständige Genesung und alles Gute.»
Hilliges war seit 12 Jahren an der ETH Zürich. Er habe «im Bereich der Augmented Reality Pionierarbeit geleistet und galt als Visionär auf dem Gebiet der Mensch-Computer-Interaktion». Der ETH-Rat betont: «Seine international hoch anerkannte Forschung lag an der Schnittstelle zwischen Mensch-Maschine-Interaktion, maschinellem Sehen und Lernen sowie der Computer-Vision und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt.»
Nebst Hilliges erkrankte auch einer seiner beiden Söhne an Long Covid und ME/CFS. Er war zwischenzeitlich in einem so schlechten Zustand, dass er rund um die Uhr Hilfe benötigte. Später macht er aber auch Fortschritte. Die Mutter und der zweite Sohn blieben gesund.
In seinem Post auf LinkedIn bittet Hilliges um Spenden für die Forschung im Bereich Long Covid und ME/CFS. Anfang 2024 sagte der nun emeritierte Informatikprofessor bereits: «Ich bin eben Wissenschaftler und weiss, wozu die Wissenschaft fähig ist.» (rst)
Trotzdem werden in der Schweiz keine weiteren Studien gemacht (nach 4 lausigen Versuchen), keine Statistik geführt und die Politik ignoriert das Problem. Man macht Long Covid Sprechstunden um die Leute zu begleiten anstatt medizinisch zu versorgen. Es ist brutal, so krass ignoriert zu werden mit so einer schlimmen Krankheit.
die Forschung muss hier intensiviert werden, für uns Nichtbetroffene ist die Pandemie lange her. Nicht für sie. Die sind mittendrin.
Alles erdenklich Gute für den Prof und seinen Sohn.