Wir wollen mit einem bedeutungsschwangeren Satz beginnen. Mit einem Satz, der vielleicht sogar die Macht hat, den Sinn dieses Datingformats zu verändern.
In Richtung Innerlichkeit.
Danke, Marsel. Leider hat er das nicht zur Bachelorette gesagt, sonst hätte sie ihn auf der Stelle geheiratet. Aber in Elis Gegenwart gerät Marsel ins Stottern. Dann rinnt der ganze Mut aus ihm heraus und er steht da mit nichts ausser seiner grenzenlosen Nervosität.
Und nun haben wir auch eine Erklärung für das «S» in seinem Namen. Darin versammelt sich seine ganze Verlegenheit. Ein «C» hätte nicht gepasst. Viel zu aufdringlich. Aber es wird wahrscheinlich nötig, wenn Marsel noch länger im Spiel bleiben will.
Vielleicht reicht aber auch eine Stunde Coaching bei Davide. Denn dieser Ex-Callboy macht aus EFRs (Ewigi Frustrierti Loser) UMATs (Ultra Männlichi Alphatier). WTF.
Davide ist der allergrösste Unsympath der ganzen Truppe.
Einer dieser Typen, der sein Selbstvertrauen auf den Rücken angeblicher Verlierer aufgebaut hat. Aus dem Vergleich mit «Schwächeren» zieht er seine «Stärke». Einer, der glaubt, die Sonne zu sein, dem es aber höchstens zu einem winzigen Sternendasein irgendwo in der hintersten Ecke des Universums reicht. Und weil er nicht aus eigener Kraft zu leuchten vermag, muss er umso lauter seine hohle Präsenz markieren.
Davide ist kein Alphatier. Er ist ein Parasit.
Und dieses eingeübte Ich-Steig-jetzt-enorm-lässig-aus-dem-Auto-und-mach-dabei-sponti-den-Knopf-meines-Jackets-zu ist genauso grausig wie das vorangegangene Händereiben.
Einzig in diesem Zögern liegt eine leise Hoffnung auf Besserung. Leider stirbt diese Sekunden später sofort wieder, als er von der Erweckung seines «Jägerinstinktes» spricht. Das heisst Jagdinstinkt. Und Davide sollte ihn vielleicht besser erst an Krokodilen erproben.
Daryl dagegen ist eine Wohltat. Er ist herzig und von Natur aus charmant. Er macht alles richtig, weil er während dieses ersten Zusammentreffens Eli ins Zentrum stellt. Das mag jetzt banal klingen, aber die wenigsten Kandidaten wissen, dass es genau darum und nur darum geht. Obwohl man vom Namen der Sendung her – «Bachelorette» – ziemlich leicht darauf schliessen könnte. Aber sie finden sich selbst offenbar interessanter.
Paradebeispiel dafür ist Tobi. Tobi mit seinem dummen «Geschenk». Hätte er seine Briefmarkensammlung als Witz gebracht, hätte das von Selbstironie gezeugt. Die hat er leider nicht. Stattdessen drängt er der Bachelorette ungefragt seine Briefmarken auf.
Sie dürfe sich eine Briefmarke aussuchen, fährt Tobi fort, und in einem nächsten Einzeldate habe sie dann die Möglichkeit, eine weitere zu kriegen. Und im Finale bekäme sie dann die dritte! Wow, Eli, crazy! Das muss enorm motivieren!
Eli ist grossartig. Sie macht einen Witz – um Tobis Ernsthaftigkeit in seinem blinden Briefmarkenwahn zu durchbrechen. Um ihm die Hand zu reichen in dieser peinlichen Situation. Eli gibt nämlich keinem ihrer Kandidaten ein dummes Gefühl. Selbst denen nicht, die es verdient hätten. Sie ist der Inbegriff dieser natürlichen, St.Gallerischen Nettigkeit, die immer gern mit ein bisschen Humor daherkommt.
«Oschtschwiz for life» sagen da Ferhat und Sandro.
Wenn man nun aber denkt, die Spitze der Ich-Bezogenheit sei erreicht, trägt Tobi doch tatsächlich die Bachelorette von den anderen weg, legt sie auf ein Sofa und sagt in den folgenden zwei Minuten sagenhafte 22 Mal «Ich». Wie er sich fühlt, wie überlegen er den anderen ist, wie er sich seine Frau vorstellt. Einmal fragt er die Bachelorette nach ihrem Typ Mann, aber nur um ihr dann sofort wieder ins Wort zu fahren und geistreich zu resümieren:
Diesen inhaltslosen Monolog über «innere Werte» bezeichnet Tobi dann auch noch als «Wow»-Gespräch mit der Bachelorette. Die anderen Kandidaten sind für ihn nun ganz klar zu Statisten geworden.
Zum Glück gibt es da noch mehr Kandidaten. Josue mit der Tiefsee-Stimme zum Beispiel. Der in seinen Anzug Eingenähte mit dem unstillbaren Drang, die Bachelorette bei jeder Gelegenheit herumzuwirbeln.
Anthony kann leider noch weniger. Und Ferhat scheint zu glauben, dass Tattoos eine Leistung sind.
Bleibt nur noch zu sagen, dass wir alle heilfroh sein können, dass Olivier nur psychische und physische «Krankheitsbilder» behandelt.