Schlussspurt in Sotschi: Noch sind die Hotels für Medienschaffende in den kaukasischen Bergen alles andere als bereit. Laut dem russischen Organisationskomitee sind momentan erst sechs von neun Hotels in den Austragungsorten der alpinen Disziplinen voll funktionsfähig. Zum Olympiastart am Freitag wird in Krasnaja Poljana mindestens ein Hotel unfertig sein.
Ein Opfer der Verzögerungen wurde auch das Swissôtel. Manager Oliver Kuhn gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: «Der Bau wurde leicht verzögert. Wir planten die Öffnung eigentlich bereits letzten Monat.» Die ersten Kunden würden erst am Vorabend der Eröffnungsfeier angenommen.
Das Hotel Gorki Grand wurde aus technischen Gründen nicht eröffnet, schrieb das Sotschi-OK. Offenbar soll es Probleme mit dem Wasser geben. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) gibt sich noch gelassen: «Wir stehen in Kontakt mit den Organisatoren und sind zuversichtlich, dass die Probleme in den kommenden zwei Tagen gelöst werden», sagte IOK-Präsident Thomas Bach. Der Dauerregen der letzten Wochen sorgte für Probleme und verzögerte die Arbeiten unerwartet.
Viele Journalisten mussten bereits umquartiert werden. Offenbar hat das nicht überall geklappt. «Teilweise ist das Chaos ausgebrochen», berichtet der watson-Redaktor vor Ort, Klaus Zaugg. «Die einen hatten Glück bei der Unterkunft, die anderen nicht.»
So schlafen viele Journalisten in unfertigen Zimmern mit dem Geruch von frischer Farbe in der Nase, haben kein Internet oder «gar keinen Strom». Manchmal fliesse auch braunes Wasser aus den Hähnen. «Meine Nachttischlampen haben keine Birnen, dafür habe ich eine Taschenlampe», so Zaugg. Es habe zudem vier Stunden gedauert, bis er sein Zimmer bekommen habe. Dies sind laut Zaugg «Anfangsschwierigkeiten». Die Situation habe sich aber etwas beruhigt.
Auch die Unterkünfte der Athleten sind teilweise tangiert. Roger Schnegg von Swiss Olympic habe ihm berichtet, dass bei den Schweizern alles tiptop sei. «Die Unterkunft der Deutschen war jedoch unter Wasser», erzählt Zaugg.
Putins persönliches Prestigeprojekt verliert damit weiter an Glanz. Seit man vor sieben Jahren den Zuschlag erhalten hatte, liess der russische Staat gegen 50 Milliarden Dollar nach Sotschi fliessen. Acht Milliarden kosteten allein die Schienen- und Strassenverbindungen zwischen dem Ort am Schwarzen Meer und dem Bergdorf Krasnaja Poljana.
Präsident Putin verbindet mit Sotschi auch die Hoffnung, der Welt zu zeigen, dass sich Russland nach dem Kollaps der Sowjetunion 1991 weiterentwickelt hat. Laut IOK-Mann Bach sei es gelungen, eine altmodische Region innerhalb von sieben Jahren in ein modernes, ganzjährig attraktives Touristenziel zu verwandeln. Für den Tatbeweis bleiben den Organisatoren noch drei Tage.