Für Trainer Urs Fischer ist es die erste grosse Prüfung, seit er in der Sommerpause das Zepter beim FC Basel übernommen hat. Aufgrund der suboptimalen Ausgangslage nach dem 2:2 vom vergangenen Mittwoch im St.-Jakob-Park ist von den Bebbi im lauten Bloomfield-Stadion von Tel Aviv ein Effort gefordert.
Fischer sagte vor dem Abflug nach Israel, es sei zu spüren, dass er mit seiner Mannschaft vor einer speziellen Partie stehe. Der Zürcher gab sich optimistisch. Er glaube, dass seine Spieler parat seien. Sie seien gewillt, das ungerechte Ergebnis aus dem Hinspiel zu korrigieren.
Der FCB war vor sechs Tagen in der Tat schlecht für seinen Aufwand belohnt worden. Das Resultat stimmte am Ende nicht. Die Statistiken hatten zu weiten Teilen für die Rot-Blauen gesprochen. Die Basler hatten 68 Prozent Ballbesitz, und sie hatten wesentlich mehr Abschlussversuche abgegeben (16:5) und Corner geschlagen (10:1).
Wäre ihnen zudem der schottische Schiedsrichter Collum in diversen Strafraumsituationen besser gesinnt gewesen, hätte mehr Zählbares herausschauen können. Die Annullation des Treffers von Daniel Hoegh war höchst umstritten. Die Basler mussten sich hinterher eigentlich lediglich den Vorwurf gefallen lassen, den einen oder anderen Eigenfehler zu viel begangen zu haben.
Bitter war, dass diese Unzulänglichkeiten so brutal bestraft wurden. Maccabi-Captain Eran Zahavi schlug in der 31. und in der 96. Minute im Stile eines Top-Knipsers zu. Und der Schweizer Serien-Meister musste fehlendes Wettkampfglück beklagen.
Beim FCB sind sie aber überzeugt, dass das Team fähig ist, die gute Leistung aus dem Hinspiel zu wiederholen und die Eigenfehler abzustellen. Die Qualität sei vorhanden, lautete der Tenor. Fischer sagt, die Dominanz aus dem ersten Vergleich mit Maccabi und die positive Reaktion im Meisterschaftsspiel gegen Lugano (3:1-Auswärtssieg) gäben Selbstvertrauen.
Sportchef Georg Heitz sieht als Pluspunkt die Routine im Kader, welches mit etlichen Nationalspielern gespickt ist. Als Devise gab er vor: «Wir müssen in diesem Rückspiel nicht an ein mögliches Scheitern denken, sondern daran, dass wir mit der Gruppenphase der Champions League etwas sehr Tolles erreichen können.»
Zur Taktik meinte Fischer, dass man zwar nicht vom Anpfiff an «auf Teufel komm raus» losstürmen könne, er wolle von seinem Team aber doch einen mutigen Auftritt und Vorwärtsdrang sehen. «Abwarten ist nicht unser Ding. Das entspricht nicht unserem Stil und Charakter. Das hat der bisherige Saisonverlauf gezeigt. Probleme kriegen wir erst dann, wenn wir zu passiv werden. Deshalb müssen wir unbedingt aktiv bleiben.» Warnend dürfte Fischer das Rückspiel gegen Lech Poznan aus der vergangenen Champions-League-Qualifikationsrunde in Erinnerung sein. In jener Partie liess sich ein verhaltener FCB von einem europäischen Leichtgewicht phasenweise zu stark unter Druck setzen.
Nicht dabei beim FCB sind heute Captain Matias Delgado und Stürmer Marc Janko. Der argentinische Regisseur leidet unter einer Rippenprellung, die ihm gemäss Trainer Fischer enorme Schmerzen bereitet. Für den Österreicher Janko kommt ein Einsatz nach seiner Oberschenkelzerrung aus dem Hinspiel ein paar Tage zu früh.
Mittelfeldspieler Davide Callà, der am Samstag in Lugano zweimal getroffen hatte, erwartet einen «heissen Tanz». Es sei sicher förderlich, dass einige FCB-Spieler die hitzige Atmosphäre aus dem Bloomfield-Stadion in der Vergangenheit schon kennen gelernt haben und deshalb wissen, was auf sie zukommt. Jungspund Breel Embolo, der herausragende Mann im Hinspiel, freut sich auf die aussergewöhnliche Ambiance.
Wenn der FCB scheitern würde, würde er die Gruppenphase der Champions League erstmals seit 2012 verpassen. Damals war in den Playoffs der Qualifikation CFR Cluj im Weg gestanden. Gegen die Rumänen war die Ausgangslage nach dem Hinspiel (1:2-Heimniederlage) noch schlechter gewesen, und in Cluj (0:1) gelang danach kein Umschwung.
In finanzieller Hinsicht würde ein verlorenes Duell gegen Maccabi laut Sportchef Heitz nicht den Weltuntergang bedeuten. Er stellt klar: «Das Geld steht in der aktuellen Kampagne nicht im Vordergrund. Die Champions League ist für den FCB heuer nicht von dieser existenziellen Bedeutung wie auch schon.»
2010 im Playoff gegen Sheriff Tiraspol (Mol) sei es monetär gesehen für den Klub wichtiger gewesen, in die Champions League einzuziehen. Diesmal wäre es weniger gravierend, wenn der FCB in die Europa League verwiesen wäre. Allzu stark mit dem Negativ-Szenario mochte sich Heitz jedoch gestern Montag nicht befassen. Noch sei die Europa League kein Thema. «Denn wir haben noch alle Möglichkeiten für die Champions League», so Heitz. (pre/si)