Sport in Las Vegas, das bedeutet: Boxen, Poker, Rodeo, Monstertruck. Es sind Einzel-Events, die in der «Sin City» die Sportfans von den Roulettetischen und den einarmigen Banditen weglocken.
Das ist durchaus gewollt: Die Besucher sollen ihr Geld in Las Vegas gefälligst in Casinos verpulvern und nicht stundenlang bei einem Spiel sitzen. Für den Bierkonsum, für Nachos und Hot Dogs gehen da zwar locker Dutzende Dollars weg. Doch mehr Kohle ziehen die Casino-Besitzer ihren Kunden beim Glücksspiel aus der Tasche.
Die vielen Pläne, die es schon gab, ein Football-, Basketball-, Baseball-, oder Eishockeyteam in Las Vegas anzusiedeln, versandeten deshalb allesamt früher oder später. Nun ist die Idee wieder konkreter geworden, denn im Frühling 2016 eröffnet praktisch direkt am Strip, hinter dem «New York-New York»-Hotel eine neue Arena für 20'000 Besucher. Gebaut wird sie von den MGM Resorts und der Anschutz-Gruppe.
MGM ist der zweitgrösste Casinokonzern der Welt und betreibt in Las Vegas unter anderem das MGM Grand, das Bellagio, das Luxor, das Mirage und das Mandalay Bay. Der Anschutz-Gruppe gehören unter anderem die Los Angeles Kings, die Los Angeles Lakers und das Staples Center. Zwischenzeitlich gehörte auch der Hockeyclub Servette Genf zum Portefeuille.
«Wir würden ein NHL-Team in dieser neuen Arena begrüssen», sagte MGM-Finanzchef Dan D'Arrigo unlängst bei der Präsentation der Quartalszahlen. Eine Projektgruppe sei an sie herangetreten, verriet er: «Wir haben ein grosses Interesse daran.» Auf die Fragen, ob ein existierendes Team nach Las Vegas ziehen soll oder eine neu zu gründende Franchise, wollte D'Arrigo nicht eingehen.
NHL-Vize-Commissioner Bill Daly traf sich am Wochenende in Las Vegas ebenfalls mit den potenziellen Investoren. Über den Inhalt der Gespräche ist nichts bekannt. «Die Demografie des Marktes ist sehr gut», so Daly in der Minnesota Star Tribune. Er glaube, dass die Bevölkerung des Grossraums sportbegeistert sei. Das ist für Daly auch die grosse Frage: Gelingt es einem Team, eine genügend grosse Fanbasis zu etablieren? «Du brauchst den Rückhalt in der lokalen Bevölkerung», sagt Daly, «du kannst nicht einfach darauf setzen, dass dir Touristen das Stadion Spiel für Spiel füllen.»
Zurzeit besteht die NHL aus 30 Teams, 14 in der Western und 16 in der Eastern Conference. Weil das Geschäft brummt – der Gesamtumsatz der Liga geht auf die Vier-Milliarden-Dollar-Grenze zu – dürfte die nächste Expansion bloss eine Frage der Zeit sein. Diese würde laut Daly eher im Westen stattfinden, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen.
Eishockey mitten in der Wüste? Die NHL macht mit Teams aus dem Süden gemischte Erfahrungen. Im Grossraum Los Angeles klappt es, doch in Phoenix oder Miami sind Fanzuspruch und Erfolge bescheiden. «Die Zuschauer kommen nur, wenn das Team gut spielt», analysiert Professor John Vrooman von der Vanderbilt University. «In den nördlichen Märkten sind die Resultate weniger mitentscheidend, vor allem auf Kanada trifft das zu.»
Sein Kollege Professor Victor Matheson vom College of Holy Cross ergänzt, dass man auch in einer Nische gut wirtschaften könne – und letztlich geht es den NHL-Teambesitzern bloss darum. «Wer erfolgreich spielt, kann sehr profitabel sein», sagt Matheson.
Experte Vrooman sieht für ein neues Team in Seattle oder Quebec, wo es ebenfalls Projekte gibt, bessere Chancen. Pläne existieren auch in Kansas City und in Toronto, wo eine zweite Mannschaft neben den Maple Leafs installiert werden könnte.
Die Spieler muss man wohl nicht fragen, ob sie ein Team in Las Vegas begrüssen würden. NHL-Vize-Commissioner Daly spricht scherzhaft von einem Heimvorteil, den die Mannschaft hätte: «Die eigenen Spieler würden lernen, mit den Ablenkungen der Stadt zu leben, die Spieler des Gästeteams vielleicht weniger gut.»