Einem hat das 6:0 gegen Dänemark ganz besonders wohlgetan: Timo Meier. Er ist ein leidenschaftlicher Fan des FC St.Gallen. «Ich bin ein paar Minuten vom Stadion entfernt aufgewachsen und stand als Bub in der Fankurve.» Er kenne auch alle Fangesänge.
Die 1:4-Niederlage im Cupfinal «seines» Teams gegen den FC Lugano schmerzt ihn. «Wir haben in St.Gallen eine grossartige Fankultur und wir hätten es verdient, wieder einmal einen Titel zu gewinnen.» Er anerkennt aber auch die Leistung der Luganesi. «Die wollten halt auch unbedingt einen Titel …»
Und so tröstet sich der NHL-Stürmer (diese Saison mit 35 Toren neuer persönlicher Rekord) halt ein wenig mit einem 6:0 gegen Dänemark, zu dem er ein Tor (zum 2:0) und einen Assist (zum 6:0) beigesteuert hat.
Es kann sehr wohl sein, dass Timo Meier in den nächsten Tagen noch mehr für das Cupfinal-Debakel «seiner» St.Galler getröstet wird. Die Schweizer spielten nämlich zum WM-Auftakt wie ein Medaillenanwärter, ja, schon fast wie ein Titel-Geheimfavorit.
Das mag nach einem 5:2 gegen Italien (16. der Weltrangliste) und einem 6:0 gegen Dänemark (10.) eine etwas gar euphorische Einschätzung sein. Und doch: Italien ist zum Auftakt locker besiegt und die erste Bewährungsprobe gegen Dänemark am zweiten Tag bravourös bestanden – das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Dieser Auftakt ist beeindruckend.
Bei der letzten WM hatten die Schweizer Dänemark bloss mühselig 1:0 besiegt. In Peking setzte es im Februar gar eine 3:5-Niederlage ab, die wesentlich zum miserablen olympischen Gesamteindruck beigetragen hat.
Die Partie gegen Dänemark war also die Gelegenheit, diese Schmach wettzumachen. Und sie wird genützt. Ja, es wird eine der besten WM-Vorrundenpartien in der Amtszeit von Patrick Fischer (seit 2016).
Das klare Resultat (6:0) täuscht leicht darüber hinweg, dass sich im ersten Drittel erst einmal die Defensivorganisation bei drei dänischen Powerplays bewähren musste. Immerhin hatten die Dänen am Vortag im Auftaktspiel gegen Kasachstan (9:1) vier Powerplay-Tore erzielt. Die Schweizer nützen hingegen gleich den ersten gegnerischen Ausschluss zum 2:0 aus.
Und bevor die Kür ab dem weiten Drittel beginnen kann, muss die Tanzfläche freigeräumt werden. Das wird mit einer rauen, hartnäckigen und gut getimten Störarbeit tief in der gegnerischen Zone gemacht und das Spiel der Dänen so an der Wurzel gepackt. Bereits in der ersten Pause ist Heinz Ehlers «dänische Festung» schon fast bis auf die Grundmauern abgetragen und der Weg zum Sieg «freigeräumt».
Der so gewonnene Freiraum wird für eine erstaunliche Offensivleistung genützt. Nicht weniger als sechs verschiedene Spieler (Herzog, Meier, Suter, Moser, Kuraschew, Malgin) treffen ins Netz. Das Spiel der Schweizer ist nicht nicht einfach auszurechnen, die Chancenauswertung schon fast «unschweizerisch» gut. Das klare Resultat ist also in allererster Linie den Qualitäten der Schweizer und nicht den Schwächen der Dänen geschuldet. Nationaltrainer Patrick Fischer sagte denn auch: «Im zweiten Drittel haben wir richtig aufs Gaspedal gedrückt.» Wo er recht hat, da hat er recht.
Die taktisch schlaue Spielanlage, die offensive Ausgeglichenheit, die Effizienz über alle vier Blöcke, die exzellenten «Special Teams» (Powerplay, Boxplay) sind die zentralen Gründe für die euphorische Einschätzung «Geheimfavorit auf den Titel». Die Aussichten stehen gut, dass Timo Meier die Cupfinal-Niederlage «seiner» St.Galler schon bald ganz vergessen wird.
Es gilt Strafen zu reduzieren und solche Leistungen beständiger abzurufen. Potenzial ist vorhanden. Ob es gegen die ganz grossen ausreicht werden wir sehen.
Ich bin guter Hoffnung auf ein gutes Abschneiden der Nati.
Hopp Schwitz 🇨🇭