Und nun rockt es doch. Eigentlich wollte Derek McCann die Zukunft seines Klienten Chris DiDomenico (32) in aller Ruhe regeln. Noch vor wenigen Tagen hatte er gesagt, der Markt für ausländische Spieler in der Schweiz erwache erst. Inzwischen ist der smarte Spieleragent hellwach.
Begonnen hat soeben alles bei Gottéron. Dort verdient Chris DiDomenico ziemlich exakt 321'000 Franken netto und der Vertrag läuft aus. Nun hat sein Trainer und Sportchef Christian Dubé seine Ankündigung wahr gemacht und ihm eine Verlängerungsofferte für lediglich 240'000 Franken netto unterbreitet. Er mag zwar solche Zahlen weder bestätigen noch dementieren und schon gar nicht kommentieren. Aber er bestätigt. «Wir müssen die Saläre reduzieren, auch um den Transfer von Christoph Bertschy zu finanzieren.» Der Nationalstürmer wechselt bekanntlich auf nächste Saison mit einem Siebenjahresvertrag zu Gottéron.
Folgerichtig sagt Christian Dubé: «Es stimmt, wir haben Chris DiDomenico eine Offerte mit erheblich reduziertem Salär gemacht. Wir wissen, dass andere Teams interessiert sind. Aber wir werden unsere Offerte auf keinen Fall nachbessern.» Er sei mit Chris DiDomenico sehr, sehr zufrieden und würden ihn noch so gerne behalten. «Aber wir haben unsere finanziellen Limiten. Es ist völlig okay, wenn er sich nun nach einem anderen Arbeitgeber umsieht. So ist nun mal das Geschäft.» Er weiss zu gut: Spieler kommen und gehen, Gottéron aber bleibt bestehen.
Natürlich gibt es bei dieser Ausgangslage in Langnau ein Interesse an der Rückkehr des verlorenen Sohnes, der im Sommer 2020 nach einem Krach mit dem damaligen Sportchef Marco Bayer nach Fribourg zügelte. Vor allem Trainer Jason O'Leary hätte den temperamentvollen Leitwolf nächste Saison gerne im Team. Und jetzt, da Gottérons Offerte bekannt ist, keimt Hoffnung auf. 240'000 Franken netto ist die Schmerzgrenze für die Langnauer. Vielleicht ist noch nicht alles Pulver verschossen.
Aber die Langnauer haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gewährsleute melden, dass Chris DiDomenico mit einem neuen Arbeitgeber bereits mehr oder weniger einig sei. Schriftliche Offerte habe er keine, aber mündlich sei die Sache besprochen und in den nächsten Tagen werde in aller Ruhe alles zu Papier gebracht und bei Gelegenheit gegenseitig unterschrieben. Nach Neujahr werde SCB-Kommunikationsdirektor Christian Dick den Handel in einer der letzten Amtshandlungen vor seiner Pensionierung in einer offiziellen Medienmitteilung vermelden: Chris DiDomenico für zwei Jahre zum SC Bern. Heiliger Bimbam! Könnte das sein? Heisst es nicht, wo Rauch ist, da sei auch Feuer?
Der Chronist will sich nicht mit billiger Gerüchtemacherei versündigen. Da sei der Hockeygott davor! Seriös abklären! Die Frage geht also umgehend an SCB-Untersportchef Andrew Ebbett. Er war in den letzten Tagen damit beschäftigt, Phil Varone (30) von Lausanne nach Bern zu transferieren. Da könnte man natürlich annehmen, er habe nicht auch noch Zeit gehabt, sich um die Causa Chris DiDomenico zu kümmern.
Aber hin und wieder gibt es Zufälle, die einem tüchtigen Sportchef die Arbeit erheblich erleichtern. Derek McCann war einst auch Andrew Ebbetts Agent. Nun ist der Kanadier ins SCB-Untermanagement aufgestiegen und sein ehemaliger Agent ist sein Kumpel. Das hilft: Derek McCann vertritt die Interessen von Phil Varone und Chris DiDomenico. Und so sagt Andrew Ebbett: «Ich habe in den letzten Tagen viel mit Derek telefoniert. Und wir haben uns natürlich auch über Chris DiDomenico unterhalten. Eine Offerte haben wir noch nicht gemacht. Aber wir sind definitiv interessiert. Ich denke, ein emotionaler Spieler wie er würde gut zu uns passen.»
Und natürlich auch zum grössten Publikum Europas, das nun schon bald seit drei Jahren mit einem farb- und erfolglosen Team und miserablem ausländischen Personal (Ausnahme: Dominik Kahun) gelangweilt wird. Inzwischen sind die Zuschauerzahlen in Bern so tief wie nie in diesem Jahrhundert. Die Stadionauslastung liegt gerade noch bei 77,40 Prozent. In guten Zeiten beträgt die Auslastung gut 95 Prozent.
Chris DiDomenico nächste Saison beim SC Bern – warum nicht?
So ein Leitwolf, wie Klaus Zaugg tut, ist er definitiv nicht, eher ein mittelmässiger Mitläufer, immerhin auch nur mittelmässige Bezahlung.
Zu alt und hat vorher bei gleich zwei Lokalkonkurrenten gespielt.
Und ein Vorbild für die Jungen ist er auch nicht wirklich.