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Eishockey: Wie der HC Davos die Wende gegen Rapperswil geschafft hat

Davos jubelt nach Spiel 7 des Playoff 1/4 Final Eishockeyspiels der National League zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem HC Davos, am Mittwoch, 6. April 2022, in der St. Galler Kantonalbank Are ...
Die Wende vollbracht: Die Spieler des HC Davos jubeln nach ihrem Sieg im siebten Spiel in Rapperswil.Bild: keystone
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Davos und der Triumph des «Gesetzesbrechers»

Davos gewinnt in Rapperswil-Jona das 7. Spiel 3:1 und fordert nun im Halbfinal Meister Zug. Aber es ist noch nicht sicher, dass Christian Wohlwend bleibt, und die Lakers sind das neue Biel und «Meister der Herzen».
07.04.2022, 03:4007.04.2022, 13:24
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Aus der Tiefe einer Depression hinauf zu den Gipfeln des Wunders: Als viertes Team gewinnt der HC Davos nach einem 0:3-Rückstand eine Playoffserie und spielt ab Freitag den Halbfinal gegen Zug.

Alles, was bis zum 3:0 für die Lakers in diesem Viertelfinal gegolten hat, erweist sich nun als Irrtum. Aber das gehört zur Unberechenbarkeit des Hockeys: Heute das Gegenteil von dem behaupten, was gestern als Wahrheit verkauft worden ist. Ohne dass jemand merkt, dass man die Meinung geändert hat.

Der Sieg der schnelleren, zielstrebigeren und vor allem physisch stärkeren Davoser ist verdient. Ohne Wenn und Aber. Nur ein «Lucky Punch» in der Anfangs- und Schlussphase hätte die Lakers vielleicht retten können. Aber nur vielleicht. Das Torschussverhältnis von 33:17 (19:4 im letzten Drittel) täuscht: Die optische Überlegenheit der Lakers war spielerischer Tand, eine hübsche, nutzlose Sache. Wahrscheinlich spielt auch eine Rolle, dass die Lakers von einer sorgfältig geheim gehaltenen Durchfallwelle heimgesucht worden sind, deren prominentestes Opfer mit Yannick-Lennart Albrecht ein Schlüsselspieler war.

Es ist ein Triumph für den «Gesetzesbrecher» Christian Wohlwend, dessen Amtsenthebung trotz Vertrag bis ins Frühjahr 2023 zur Debatte stand und vielleicht noch immer steht. Auf die Frage, ob nun eine Entlassung des Trainers definitiv vom Tisch sei, sagt HCD-Präsident Gaudenz Domenig: «Wir stehen im Halbfinal und sind für die Champions League qualifiziert. Nun spielen wir erst mal den Halbfinal. Unser Trainer hat einen Vertrag.»

Bedingungsloses Vertrauen in und Begeisterung für den Coach tönen eigentlich anders. Wenig Freude an der Champions League hat allerdings der HCD-Finanzchef. Er muss nun das Budget für nächste Saison korrigieren und wegen der Teilnahme am europäischen Wettbewerb einen zusätzlichen Verlust von mindestens 150'000 Franken vorsehen.

Item, Christian Wohlwend hat entgegen gängigen Verhaltensregeln triumphiert. Er hatte Sandro Aeschlimann so heftig wegen haltbaren Toren in der Öffentlichkeit kritisiert, dass ihm vorübergehend ein internes Interview-Verbot auferlegt worden ist. Als Gesetz gilt nämlich: Kein Coach, der bei Sinnen ist, kritisiert seinen Torhüter. Vielleicht ist das ein Irrtum und künftig gehört der heftige Goalie-Tadel zum Repertoire jedes Coaches. Seit der ärgsten Trainerschelte in der Geschichte unserer Playoffs (seit 1986) hält Sandro Aeschlimann alles, was gehalten werden muss.

Vielleicht geht nun das Abkanzeln des Schlussmannes als «Wolwonisierung» und neues Erfolgsrezept in die Geschichte ein. In zehn Jahren weiss dann niemand mehr, warum das Herunterputzen eines Goalies so genannt wird. Aber weiss denn jemand noch, warum der New Yorker Börsenindex Dow-Jones heisst? Weil er von Charles Dow (1851–1902) und Edward Jones (1856–1920), den Gründern des berühmten Wall Street Journals, im Jahre 1884 erfunden worden ist.

Davos Torhueter Sandro Aeschlimann in Spiel 5 des Playoff 1/4 Final Eishockeyspiels der National League zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem HC Davos, am Samstag, 2. April 2022, in der St. Gall ...
Sandro Aeschlimann wurde von Christian Wohlwend kritisiert – und brillierte in den folgenden Spielen wieder.Bild: keystone

Die Härte, die der HCD im vierten Spiel vorübergehend ausgepackt hatte (und die Magnus Nygren drei Spielsperren einbrachte), als in der vierten Partie das Aus drohte, gilt als destruktiv. Christian Wohlwend geriet als «gefährlicher» Coach wegen «Anheizen» der Spieler in die Kritik.

Und siehe da: Der Stürmer Kristian Pospisil (25), in Peking olympischer Bronze-Held mit der Slowakei, kommt für den gesperrten schwedischen Verteidigungsminister ins Team. Es ist die Wende in diesem Viertelfinal. Er hat in den drei letzten Partien jedes Mal gepunktet. Im 5. Spiel in Rapperswil-Jona gar mit dem Siegestreffer in der Verlängerung und im 7. Spiel mit zwei Assists. Ob der unerwartete Umschwung auch mit Magnus Nygren geglückt wäre? Wir wollen nicht grübeln.

Davos' Kristian Pospisil in Spiel 5 des Playoff 1/4 Final Eishockeyspiels der National League zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem HC Davos, am Samstag, 2. April 2022, in der St. Galler Ka ...
Vom Notnagel zum Helden: Christian Pospisil.Bild: keystone

Logisch wäre nun, wenn Davos am Freitag in Zug erneut mit Kristian Pospisil antritt und Magnus Nygren, der nach Absitzen der drei Sperren wieder eingesetzt werden darf, auf die Tribüne verbannt. Aber Verteidiger Dominik Egli ist angeschlagen. Deshalb wird voraussichtlich Magnus Nygren ins Team zurückkehren.

«Wir wollen Meister werden.»
HCD-Präsident Gaudenz Domenig

Hat dieser HCD gegen Titelverteidiger Zug eine Chance? Der HCD ist Rekordmeister (31 Titel, der letzte 2015). Grosse Siege gehören zur DNA dieser Organisation. Wahrscheinlich weiss kein Feldspieler so gut wie HCD-Captain Andres Ambühl (39, Meister 2002, 2005, 2007, 2009 und 2015 mit Davos und 2012 mit dem ZSC), wie man Meisterschaften gewinnt. Es ist kein Zufall, dass nun der HCD das einzige Team ist, das zweimal in den Playoffs eine Serie nach einem 0:3-Rückstand gewonnen hat. Das ist die Warnung an die Zuger (erst zwei Meisterschaften), die als Titelverteidiger theoretisch himmelhohe Favoriten sind.

Zug's player Samuel Kreis, during the fourth game of the quarter final playoffs of National League 2021/22 between HC Lugano and EV Zug at the Corner Arena in Lugano, Thursday, March 31, 2022. (K ...
Mit Meister Zug wartet nun eine schwierige Aufgabe auf Davos.Bild: keystone

HCD-Präsident Gaudenz Domenig hat jedenfalls ein klares Ziel: «Wir wollen Meister werden.» Bevor wir nun den HCD-Vorsitzenden für Selbstüberschätzung oder gar fehlenden Respekt vor Zug kritisieren, müssen wir noch einen weiteren Satz von ihm zitieren: «Es ist einfach so, dass wir uns jedes Jahr den Titel zum Ziel setzen. Sonst macht es ja keinen Sinn, sich an einer Meisterschaft zu beteiligen …» Wo er recht hat, da hat er recht. Anders war es noch zu den herrlichen HCD-Zeiten von Arno Del Curto. Der Kult-Meistertrainer war ein Tiefstapler, für den selbst in den Jahren der Titelverteidigung bereits die Qualifikation für die Playoffs als Wunder galt.

Zuvor erst drei Wenden nach einem 0:3
19. März 2006: Lugano ersetzt nach der zweiten Viertelfinal-Niederlage Larry Huras durch Harold Kreis, holt ein 0:3 auf, gewinnt das siebte Spiel in Lugano gegen Ambri mit Trainer Serge Pelletier 5:1 und stürmt dann zum bisher letzten Titel.

10. März 2007: Die Lakers verlieren unter Trainer Bill Gilligan Spiel 7 in Zug (Trainer Sean Simpson) 2:6. Bei den Lakers steht ab dem zweiten Viertelfinal-Spiel mit Marc Klinger die Nummer 3 im Tor. Marco Streit und Scott Langkow sind verletzt.

13. März 2008: Davos wehrt mit Arno Del Curto an der Bande im vierten und fünften Viertelfinal-Spiel Zugs Matchpuck (an der Bande Sean Simpson) in der Verlängerung durch Treffer von Michel Riesen ab und gewinnt Spiel 7 in Zug 4:0.

Die Lakers, die in der höchsten Liga in ihrer ganzen Geschichte immer Aussenseiter waren, haben nun erfahren, wie schwierig es ist, nach einer wundersamen Qualifikation als Favorit in den Playoffs hohe Erwartungen zu erfüllen.

in Spiel 7 des Playoff 1/4 Final Eishockeyspiels der National League zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem HC Davos, am Mittwoch, 6. April 2022, in der St. Galler Kantonalbank Arena, in Rappersw ...
Die Rapperswil-Jona Lakers – gemeinsam mit Biel der «Meister der Herzen».Bild: keystone

Für das Scheitern gibt es keine Sündenböcke. Höchstens mit Marco Lehmann (verpasste im 5. Spiel die endgültige Entscheidung, als Davos den Torhüter durch einen 6. Feldspieler ersetzt hatte) einen tragischen Helden. Nun sind die Lakers nach ihrem dramatischen Untergang das neue, das zweite Biel: «Schönwetterkönige» zwischen September und März, Bettler ab Frühlingsanfang. Dramatisch und spektakulär verlieren und Scheitern als Teil der Klubkultur. Bei Biel in den Playoffs seit dem Wiederaufstieg von 2008. Bei den Lakers seit gestern Abend.

Aber Hand aufs Herz: Was ist schon eine kurze, heftige Playoff-Party im Frühjahr gegen glückliche sechs Qualifikations-Monate von September bis März? Eben. Biel lebt so seit Jahren glücklich und auch die Lakers sind glücklich. Eigentlich sollten die Lakers und Biel nun in einem Final den «Meister der Herzen» ausspielen. Vielleicht macht ja Fleurop als Sponsor mit.

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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maylander
07.04.2022 07:22registriert September 2018
Gestern haben die Rapperswiler selbst nicht an den Sieg geglaubt. Weder Fans noch Spieler. Erst viel zu spät zündete der Funke und es wurde gespielt wie es in den Play Offs nötig ist.
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ZSC Fan Forever
07.04.2022 06:58registriert April 2021
Obwohl Ihr nun leider nicht weiter gekommen seid. Ihr könnt echt stolz sein, was Ihr in dieser Saison gezeigt habt. Ich verneige mich vor Euch und Euren Fans und finde es megacool, dass Ihr in unserer Liga mit dabei seid. Es macht Spass Euch zuzusehen und macht das Ganze auch interessanter für alle, wenn nicht immer die gleichen Teams an der Spitze sind. Mit Noreau in der nächsten Saison, werdet Ihr nochmals einen klasse Spieler bekommen und Ihr werdet nochmals einen Schritt nah vorne machen. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Spiele gegen Euch.
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Liebu
07.04.2022 06:49registriert Oktober 2020
Davos hat die Serie gewonnen, die die Lakers eigentlich im 5. Spiel hätten gewinnen müssen und vor allem an sich selber scheiterten. Ihr Auftritt gestern war viel zu brav. Davos mit dem Selbstvertrauen von zuletzt 3 Siegen in Folge und einem überragenden Aeschlimann wendeten diese Serie doch noch.
Freuen wir uns auf ebenso hart umkämpfte aber faire und spannende Halbfinals.
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