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Eismeister Zaugg

Leonardo Genoni wechselt von Davos nach Bern.

Leonardo Genoni steht ab nächster Saison im Tor des SC Bern.
Leonardo Genoni steht ab nächster Saison im Tor des SC Bern.
Bild: Melanie Duchene
Eismeister Zaugg

Nach dem Genoni-Transfer zum SCB wird die Hockey-Landkarte neu gezeichnet

Meistergoalie Leonardo Genoni zügelt von den Bündner Bergen nach Bern. Es ist der wichtigste Transfer der letzten 20 Jahre.
01.10.2015, 20:1102.10.2015, 14:15
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Immer wieder verändern Königstransfers das Kräfteverhältnis der Liga. Das war so beim Transfer von Renato Tosio von Chur nach Bern (1986), das war aber auch so beim Wechsel von Christian Dubé von Lugano nach Bern (2002), beim Transfer Andres Ambühls von den ZSC Lions zurück zum HC Davos, beim Wechsel von Tobias Stephan von Genf nach Zug oder bei der Rückkehr von Martin Plüss in die Schweiz zum SCB.

Aber der Transfer von Leonardo Genoni hat eine andere, grössere Dimension. Ein Spieler, der nicht ersetzt werden kann, verlässt den Meister und wechselt zu einer Mannschaft, die alles daran setzt, wieder Meister zu werden.

Wurde als bester Goalie der letzten Saison geehrt: Leonardo Genoni.
Wurde als bester Goalie der letzten Saison geehrt: Leonardo Genoni.
Bild: Urs Lindt/freshfocus

Chur spielte damals, als Tosio ging, im Spitzenhockey keine Rolle. Lugano konnte Christian Dubé ebenso ersetzen wie die ZSC Lions Andres Ambühl. Und Martin Plüss kam aus dem Ausland (Schweden) und wechselte halt nach Bern und nicht nach Kloten oder zum ZSC. Servette hat sich zwar vom Abgang von Tobias Stephan nach wie vor nicht erholt – aber ein Meisterkandidat waren die Genfer auch mit Tobias Stephan nicht. Oder anders gesagt: Diese Transfers machten einen Titelkandidaten stärker – aber sie schwächsten nicht einen anderen Titanen. Nach dem Genoni-Transfer wird die Hockey-Landkarte neu gezeichnet.

Ist Genoni beim HC Davos zu ersetzen?

Aber ohne Leonardo Genoni wird der HCD, wahrlich ein Titan, vorerst kein Titelkandidat mehr sein. Ja, die Davoser müssen um ihre Position als Spitzenteam bangen. Die alles entscheidende Frage wird sein, ob es gelingt, einen gleichwertigen Torhüter zu finden. Bereits zweimal hat Arno Del Curto einen Meistergoalie ersetzt: Lars Weibel durch Jonas Hiller und Jonas Hiller durch Leonardo Genoni und Reto Berra.

Aber aktuell gibt es auf dem Markt keinen Jonas Hiller, keinen Leonardo Genoni und keinen Reto Berra. Und wir haben auch keine ganz grossen Torhütertalente, die bereits im Laufe der nächsten Saison zu Meistergoalies reifen könnten wie damals Leonardo Genoni und Reto Berra. Am ehesten noch ist eine Rückkehr von Reto Berra aus Nordamerika zumindest theoretisch denkbar. Aber selbst in diesem Falle wäre das Problem nicht gelöst: Auch Kloten und Biel suchen einen grossen Torhüter.

Sven Leuenberger hat den Transfer Genonis zum SCB klug eingefädelt.
Sven Leuenberger hat den Transfer Genonis zum SCB klug eingefädelt.
Bild: Urs Lindt/freshfocus

Die Liga ist ausgeglichen wie nie zuvor. Ein Torhüter kann eine Meisterschaft entscheiden. So wie Leonardo Genoni im letzten Frühjahr. Der HCD wurde auch Meister, weil er den besseren Torhüter als der SC Bern und die ZSC Lions hatte.

Nach Plüss und Blum nun Genoni

SCB-Sportchef Sven Leuenberger hat seit seinem Amtsantritt im Sommer 2006 nicht alles richtig gemacht. Weil ein Sportchef in diesem unberechenbaren Geschäft gar nie alles richtig machen kann. Aber er hat jetzt nach Martin Plüss und Eric Blum mit Leonardo Genoni bereits den dritten Königstransfer orchestriert. Er hat diesen Transfer beharrlich, diskret und zum richtigen Zeitpunkt eingefädelt. Das zählt mehr als jeder Lottertransfer. Was interessieren die Randeggers und Wellingers wenn es einem Sportchef gelingt, dem HCD Leonardo Genoni auszuspannen. Jeder Sportchef macht Lottertransfers. Aber nicht jeder Sportchef macht Königstransfers.

Ja, warum hat eigentlich Lugano, ein Hockeyunternehmen mit unbegrenzten finanziellen Mitteln, seit 2006 nie mehr einen Königstransfer gemacht? Präsidentin Vicky Mantegazza sollte jetzt mit ihrem Sportchef Roland Habisreutinger ein ernsthaftes Wort reden.

Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86

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quelle: keystone / urs flueeler
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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ralphster
02.10.2015 08:09registriert März 2014
3 SCB-Kolumnen an einem Tag, dies hat den Eismeister sicher gefreut.
Wir müssen aber die Kirche im Dorf lassen. Genoni hatte letzte Saison diskussionslos einen grossen Anteil am Meistertitel des HCDs, jedoch dürfen wir nicht vergessen, dass er die beiden Saisons vorher eher besserer Durchschnitt war. Es wird sich erst zeigen müssen, welchen Leonardo wir in Bern sehen werden.
Zu Lugano, wurde nicht genau vom selbigen Kolumnisten noch letzte Saison die Verpflichtung von Damien Brunner als "Königstransfer" beschrieben? Was ist zwischenzeitlich passiert?
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mukeleven
01.10.2015 20:42registriert Februar 2014
was die geschichte aber auch lehrte:
ein sog schlüsselspieler beim HCD - schlägt bei einem neuen team in anderem umfeld nicht zwingend ein, die leistungskurven fielen teilw ins bodenlose.
schauen wir mal, wie sich genoni in bern entwickelt...
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mukeleven
01.10.2015 21:28registriert Februar 2014
...2:
und das 'geheimrezept', also derjenige der diese rohdiamanten ganz fein schritt-fuer-schritt schleifft, sodass diese spektralfarben im lichte der gezeigten erfolge glänzen und die kriegskassen anderer clubs (meist NHL) aufhorchen lässt, heisst MARCEL KULL, seit jahren DER goalitrainer in davos.
... und ihm gefällts nach wie vor guat, doba in dr gsunda bergluft - #wennwaischwasimain
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Nächste Klatsche an einem sonst schon schwierigen Tag – YB geht in Stuttgart unter
Die Young Boys können die K.o.-Phase in der Champions League nach der sechsten Niederlage im sechsten Spiel nicht mehr erreichen. Das Team von Trainer Joël Magnin unterliegt beim Bundesligisten Stuttgart 1:5.

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