HCD-Sportdirektor Raeto Raffainer hat den Auftrag, auf nächste Saison über eine Million einzusparen. Das geht nur durch eine Verjüngung der Mannschaft. Die Aktion «jünger & billiger» ist überaus erfolgreich angelaufen. Zwei der talentiertesten jungen Schweizer Stürmer wechseln definitiv auf nächste Saison zum HCD: Axel Simic (21) von den ZSC Lions und Biels Valentin Nussbaumer (20).
ZSC-Sportchef Sven Leuenberger ist erbost und verärgert, dass Axel Simic bereits jetzt in Davos unterschrieben hat. Zur Strafe hat er den Nationalstürmer, der bisher immerhin 4 Punkte gebucht hatte und bis ins zweite Powerplay vorgerückt war, per sofort ins Farmteam zurückversetzt. Das ist wahrlich Pech für den EHC Olten. Bei der gestrigen 2:3-Penalty-Niederlage gegen die GCK Lions spielte der künftige HCD-Stürmer eine zentrale Rolle.
Bei beiden Treffern stand er auf dem Eis, zum 1:1 gab er den Assist und im Penalty-Schiessen war er einmal erfolgreich. So gesehen hat also der Transfer von Axel Simic Oltens Krise verschärft. Wären es normale Zeiten, würde in Olten sogar unter dem klugen, besonnenen Präsidenten Marc Thommen zügig, aber ohne Hast ein Trainer-Amtsenthebungs-Verfahren in Gang gesetzt.
Raeto Raffainer bedauert auf Anfrage diese Rückversetzung seines künftigen Stürmers sehr. «Sie ist sehr schade und der Entwicklung dieses jungen Spielers nicht förderlich. Bei uns bekäme er viel Eiszeit. Aber leider haben wir keinen Spieler, den wir den ZSC Lions im Tausch anbieten können, um den Transfer sofort zu machen.» Die heftige Reaktion des ZSC-Sportchefs zeigt, dass dem HCD ein guter Transfer gelungen ist. Axel Simic ist ein kompletter, mutiger, giftiger, robuster, teuflisch schneller und smarter Stürmerfloh (173 cm / 82 kg). Der perfekte Spieler für unsere Lauf- und Tempoliga sowohl für die Aussenbahnen wie auch für die Center-Position.
Die zweite Neuerwerbung der Davoser heisst Valentin Nussbaumer. Raeto Raffainer war in den letzten Wochen nicht entgangen, dass dem eigenwilligen Künstler in Biel etwas trainerliche Zuneigung und Nestwärme fehlten. Und so ist es ihm gelungen, ihn für nächste Saison zu verpflichten.
Im Wissen um das Schicksal von Axel Simic geht die Frage an Biels Sportchef Martin Steinegger, der noch nichts davon weiss, dass sein Supertalent bereits in Davos signiert hat: Mal angenommen, Valentin Nussbaumer würde jetzt schon bei einem anderen Klub unterschreiben – würde er dann seinen Platz im Team verlieren oder gar nach Langenthal, Ajoie oder La Chaux-de-Fonds strafversetzt? «Nein, nein, das würden wir sicher nicht tun. Er hat eine gute Rolle in unserer Mannschaft.» Sollte er schon jetzt anderorts unterschrieben haben, so sei das halt der Lauf der Dinge und hätte keinerlei Auswirkungen auf die aktuelle Saison.
So darf der Chronist also schon jetzt ohne Gewissensbisse den Wechsel von Valentin Nussbaumer zum HCD verkünden. Da Raeto Raffainer noch nichts vom Grossmut der Bieler in der Sache weiss, mag er diesen Transfer noch nicht offiziell bestätigen. Nun wird er es aber bald tun. Valentin Nussbaumer hat anderthalb Jahre Nordamerika-Erfahrung, war bei der letzten U-20-WM der beste Schweizer Skorer (5 Spiele / 7 Punkte), ist bereits ein NHL-Draft (Arizonas Nr. 207) und wenn er noch etwas flinker wird, kann er in drei bis fünf Jahren in unserer Liga die erste Linie als Center führen.
Nach diesen beiden Transfers ist der HCD nun dazu in der Lage, den drohenden Verlust von Fabrice Herzog (25) im Falle eines Falles zu kompensieren. Raeto Raffainer sagt zwar: «Wir wollen den Vertrag mit ihm wenn möglich verlängern.» Doch er weiss wohl, wie sehr sich Zugs Sportchef Reto Kläy um den Nationalstürmer bemüht, dessen Familie nach wie vor im Zugerland lebt. Fabrice Herzog würde Zugs Schmerz über den Verlust von Grégory Hofmann (25) etwas mildern. Es ist durchaus möglich, dass der Liga-Torschützenkönig der vorletzten Saison im nächsten Sommer in die NHL wechseln wird.
Wie ihm General Manager Patrick Lengwiler aufgetragen hat, fabuliert Reto Kläy, er müsse Geld sparen – wie viel, sagt er wohlweislich nicht – und Zug könne sich keine Transfers leisten. Nur glaubt ihm das niemand. Inzwischen zirkuliert in der Liga ein Witz: Wenn Reto Kläy Kopfschmerzen wegen Budgetkürzungen habe, könne er einfach in die klubeigene Apotheke gehen und dort bekomme er so viel (Kopfweh-)Pulver, dass ihm sofort wieder vögeliwohl sei.
Zugs spendabler Präsident und Milliardär Hans-Peter Strebel war einst Apotheker.
Der Transfer von Nussbaumer ist aus dessen Sicht gut nachvollziehbar. Wenn es mit der trainerlichen Zuwendung nicht so gut steht...
Den Wechsel von Simic verstehe ich als Aussenstehender nicht. Vor allem verstehe ich nicht, weshalb denn dessen Agent nicht mit beiden Sportchefs verhandelt hat. Das Interesse aus Davos hätte sich doch in Zürich vergolden lassen.
Die grösste Challenge steht ihm aber
noch bevor, indem auf die nächste Saison zahlreiche Verträge auslaufen. Raffainer wird aber auch diese Hürde meistern.