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Grandios! Ein Klub, der aus dem Cup ausgeschieden ist (Gottéron) kommt am nächsten Tag in die Auslosung zur nächsten Runde – und niemand merkt es. Mehr noch: es wird von «Experten» gar noch munter über die vermeintliche Schlagerpartie gegen den SC Bern geschnattert.
Swiss Ice Hockey Cup-Auslosung live, Blick.ch 12 Uhr. Notar schaut, dass alles mit rechten Dingen zu und her geht! pic.twitter.com/KUZYnPeQsR
— Micha Zbinden (@micha_zbinden) 29. Oktober 2015
Diesen Notar würde ich aber nicht mehr buchen. #Cup #Fail https://t.co/Gt5xtqNgFM
— Stefan Eggli (@stefaneggli) 29. Oktober 2015
Erstens: Der Cup ist ein reines Kommerzprodukt. Die Resultate interessieren die NLA-Klubs und die Verbandsgeneräle gar nicht. Wäre der Cup ein Wettbewerb mit sportlichem Wert, wüssten am nächsten Tag wenigstens alle, wer noch im Wettbewerb ist.
Zweitens: Es funktioniert nicht, wenn eine Sportveranstaltung von nationaler Bedeutung einfach einem Medienhaus (in diesem Falle Ringier mit Blick, SonntagsBlick und blick.ch) überlassen wird. Niemand nimmt so eine Veranstaltung wirklich ernst und glaubt an die Seriosität.
Um 12 Uhr LIVE auf @Blickch: #SIHC-Auslosung der Viertelfinal-Begegnungen. Unser Studio ist bereit. @BLICK_Sport pic.twitter.com/jxfB614UnE
— Blick webTV (@Blick_webTV) 29. Oktober 2015
Drittens: Die Verantwortung liegt ausschliesslich bei Swiss Ice Hockey, unserem Verband und damit beim Präsidenten Marc Furrer und seinem CEO Florian Kohler. Sie haben die Hoheit über diesen Wettbewerb, sie sind für eine ordentliche Abwicklung verantwortlich. Und sie haben alle Verträge zu verantworten.
Der Tempel des Hockeysports muss endlich von den Geldwechslern und Händlern gereinigt werden – so wie Jesus das damals in Jerusalem getan hat. Will heissen: Wir brauchen einen Verbandspräsidenten und einen Geschäftsführer, die den Sport respektieren und verstehen, statt in ihm einfach eine Geldmachmaschine zu sehen. Das Primat des Sportes muss endlich wiederhergestellt werden.
Die Finanzierung eines Sportverbands ist existenziell. Aber ebenso existenziell ist der Respekt vor dem Sport und die Glaubwürdigkeit. Nichts schadet dem Image eines Sports mehr als der Eindruck, es gehe nicht alles mit rechten Dingen zu.
Diese Cup-Panne ist keine Überraschung. Das Theater um die Besetzung des Nationaltrainer-Postens, das die gleichen Herren zu verantworten haben, ist uns ja noch in bester Erinnerung. Die Frage ist nicht, ob, sondern nur wann uns wieder eine Hockey-Panne grandios unterhalten wird. Das ist gut für die Chronistinnen und Chronisten. Aber miserabel für das Image des Eishockeys.
Ich bin sicher, dass bis heute bei der Cup-Auslosung nie gemischelt worden ist. Nur glaubt das nach dem heutigen Tag niemand mehr. Und alle haben noch die Aussage von Kulttrainer Arno Del Curto im Ohr, der letzte Saison vor laufender TV-Kamera die Seriosität der Veranstaltung in Frage gestellt hat. Nun ist Arno Del Curtos Cup-Schelte auf der ganzen Linie bestätigt worden.
Der Cup wäre an und für sich eine sehr gute Sache. Ein erstklassiges Instrument zur Vermarktung des Eishockeys. Wer miterlebt, mit wie viel Herzblut die «Kleinen» (die Klubs aus der 1. Liga und der NLB) bei der Sache sind, kann nur begeistert sein. Die Partie La Chaux-de-Fonds gegen Ambri am Mittwoch war beispielsweise ein grossartiges Eishockeyspiel.
Die NLA-Klubs, die diesen Wettbewerb durch Ignoranz sabotieren, schaden dem Eishockey und entwerten das Engagement der «Kleinen». Es sollte doch nicht sein, dass Klubs einen Wettbewerb von nationaler Bedeutung bloss als lästige Pflichtübung abtun. Aber wer mag die Klubs kritisieren, wenn der Verband die grössten Cup-Sünden begeht und für die grösste Blamage unserer Sportgeschichte sorgt?
Der Cup zeigt uns, warum der SCB das wirtschaftlich erfolgreichste Hockeyunternehmen im Land ist und in diesem Jahrhundert immer schwarze Zahlen geschrieben hat. Marc Lüthi macht keine halben Sachen. Wenn der SCB das Eis betritt, dann um zu gewinnen. Also nimmt er auch den Cup ernst. So gesehen ist es ein Vorteil, einen NHL-Coach an der Bande zu haben: Für den in der nordamerikanischen Sportkultur gross gewordenen Guy Boucher ist es schlicht nicht denkbar, einen Wettbewerb nicht ernst zu nehmen.
Unter den momentan gegebenen Voraussetzungen kann der Cup nicht mehr ernst genommen werden. Zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit braucht es drei Massnahmen.
Erstens: Die Auslosung hat in den Verbandsbüros oder in den Studios des staatlichen Fernsehens zu erfolgen – und darf nicht mehr eine kommerzielle Chilbi-Veranstaltung in den Büros eines Medienhauses oder eines Sponsors sein.
Zweitens: Ab nächster Saison ist dafür zu sorgen, dass der Cup eine Veranstaltung des Verbandes wird. Und nicht mehr ein reines Kommerz-Spektakel eines Medienhauses und deren Sportvermarktungsagentur.
Drittens: Der Cup braucht eine professionelle Organisation. Es kann nicht mehr sein, dass mit Willy Vögtlin ein vielbeschäftigter Weinhändler nebenbei ein wenig den Cup organisiert.
Willi Vögtlin, war das die letzte Cup-Auslosung? «Nein, ich mache trotzdem weiter.» Kopf hoch! pic.twitter.com/CqjTJ0pFb0
— Micha Zbinden (@micha_zbinden) 29. Oktober 2015
Präsident Marc Furrer und sein Direktor Florian Kohler sind für die unhaltbaren Zustände verantwortlich. Es ist schon erstaunlich, dass die Sponsoren nicht endlich einschreiten und erkennen, dass dieser Cup-Wettbewerb nur dann eine Bedeutung bekommen kann, wenn endlich der Sport in den Mittelpunkt rückt und die unwürdige Kommerz-Hörigkeit, die ihren grandiosen Höhepunkt mit der heutigen Auslosung erreicht hat, endlich beendet wird.
Oder sollten wir das ganze einfach mit Humor nehmen? Und darauf vertrauen, dass bald eine neue Sau durchs Mediendorf getrieben wird und sich schon in ein paar Tagen kein Mensch mehr an diese Auslosungs-Episode erinnert?
Hockeyintern wird es so sein. Und dabei wird vergessen, dass solche Episoden wohl rasch aus den Schlagzeilen verschwinden – nicht aber aus den Köpfen des Publikums. Es darf nie sein, dass ein Sport, ein Wettbewerb lächerlich gemacht werden. Die Sportmacher unterschätzen oft, wie lange der Schwefelgeruch des Unseriösen in den Kleidern haften bleibt und welch langes Leben Sport-Episoden im Guten wie im Schlechten haben.
So wie wir uns im guten Sinne noch an das «Gring ache u seckle» der Leichtathletin Anita Weyermann erinnern, so wie uns die Ausrede von Peter Müller über eine Ölspur am Lauberhorn im Gedächtnis geblieben ist, so wie wir auf alle Zeiten wissen, welche Geschichte hinter dem «Wembley-Tor» verborgen ist, so wird nun der Hockey-Cup das Makel der Auslosungspanne für lange nicht mehr los. Deshalb: Reinigt den Hockey-Tempel. Stellt das Primat des Sportes wieder her.
Der Cup muss ein Event des Schweizerischen Eishockey Verbandes werden.
Weitere Wettbewerbe sind nur gut für das Eishockey und zwar aus sportlicher Hinsicht.
Die CHL gehört da ebenfalls dazu.
Dafür ist allerdings der volle Einsatz von Hockey Enthusiasten nötig, nicht ein Medienhaus.
Deshalb schlag ich vor: Zaugg und Del Curto in den SEHV!