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Eishockey: Rüfenachts verbale Entgleisung ist ein gutes Zeichen für den SCB

LuganoÕs Massimo Ronchetti, Berns Thomas Ruefenacht, Berns Simon Moser, und LuganoÕs Julien Vauclair, von links, kaempfen um den Puck, beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen d ...
Es knallte zwischen dem SCB und Lugano.Bild: KEYSTONE
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«Behinderte Spieler» – Rüfenachts verbale Entgleisung ist ein gutes Zeichen für den SCB

Die Gefahr der Langeweile ist beim SC Bern doch nicht so gross wie befürchtet. Bereits nach dem vierten Spiel hat Thomas Rüfenacht ein wenig für Polemik gesorgt.
18.09.2017, 07:4118.09.2017, 08:13
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Die heftige verbale Reaktion von Berns Vorkämpfer Thomas Rüfenacht (32) auf eine zwar hitzige, aber durchaus im Rahmen der Regeln gespielte Partie gegen Lugano überrascht. Und wer die Sache ein bisschen tolerant sieht und ein wenig Abwechslung und Unterhaltung mag, ist sogar angenehm überrascht.

Kernige Aussagen nach einem Spiel sind heute rar geworden. Auch beim SCB werden die Spieler, wie bei allen grossen, modernen, erfolgreichen Sportunternehmen medial geschult und auf Langeweile programmiert. Nur ja nichts sagen, was anecken oder vielleicht hochpolitisch auf irgendeine Art und Weise nicht ganz korrekt sein könnte. Die Sprüche nach einer Partie sind austauschbar geworden.

Berns Thomas Ruefenacht bei der Meisterfeier des SC Bern, am Samstag, 22. April 2017 auf dem Bundesplatz in Bern. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Thomas Rüfenacht sorgt beim SCB für Kontroverse.Bild: KEYSTONE

Die Zürcher, Davoser, Zuger oder Berner sagen nach einer Niederlage oder nach einem Sieg so ziemlich das Gleiche. Inzwischen sind sogar im öffentlich-rechtlichen Radio in Interviews Aussagen zu hören wie «… wir sind in die Verlängerung gegangen, um zu gewinnen.» Ja ist denn schon mal eine Mannschaft in eine Verlängerung gegangen um zu verlieren?

Wenn einer doch mal redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist, wenn einer mal richtig sauer ist wie Thomas Rüfenacht nach der SCB-Pleite gegen Lugano (4:5 n.P nach einer 4:1-Führung), dann wird daraus schon beinahe ein Medienereignis. Ach, wie aufregend! Siehe da, ein Mensch!

Die Highlights der Berner Niederlage.Video: YouTube/MySports

Wer den zornigen Thomas Rüfenacht live erlebte, ahnt warum er der charismatischste SCB-Spieler geworden ist. SCB-General Marc Lüthi sagt, er bringe «etwas Diabolisches» ins Spiel. Eishockey ist eben doch so, wie es die Psychologin und Sexberaterin Caroline Fux einmal gesagt hat: «Es lockt ein Mix aus Männlichkeit und Verspieltheit, Narben und Räubergeschichten inklusive.»

Thomas Rüfenacht hat mit der Beschimpfung Luganos die Räubergeschichte geliefert. Sein Plädoyer für die archaische Selbstjustiz, die einst ein fester Bestandteil der NHL-Kultur war, wird allerdings ungehört verhallen. Diese Kultur ist Geschichte. In der NHL und erst recht in unserem Hockey. Und seine heftige Reaktion auf die Niederlage ist politisch ganz und gar nicht korrekt – aber sie ist unter Umständen ein gutes Zeichen. Echte Leitwölfe sind immer sauer, wenn sie verlieren. Auch im September.

Bern Kommunikations-General Christian Dick stand daneben, als der Nationalstürmer nach der Partie gegen Lugano verbal gemäss SCB-Standards übertrieb. Er mahnte hinterher die Chronisten bei der Berichterstattung um nachsichtige Zurückhaltung. Dabei hätte er froh sein müssen, dass es beim SCB noch Persönlichkeiten wie Thomas Rüfenacht gibt, die auch mal was zu sagen wagen.

Im Interview mit MySports ist Rüfenacht gefasster.Video: YouTube/MySports

Die ewig langweiligen, beim Medientraining eingeübten Sprüche mögen zwar durchaus professionell und politisch durch und durch korrekt sein – aber sie sind langweilig. Und Langeweile ist im Eishockey, einer Unterabteilung des Showgeschäftes, eine «Todsünde».

SCB-Cheftrainer Kari Jalonen brachte die hitzige Partie gegen Lugano mit einer träfen Aussage auf den Punkt: «The Boys are the Boys». So sind die rauen Kerle halt. Männer, die dafür bezahlt werden, wie Kinder zu spielen.

Dann sollte man sie ja auch mal wie «unzensiert» wie Kinder reden lassen und nicht gleich Wort für Wort und Satzzeichen für Satzzeichen auf die Goldwaage legen.

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24 Kommentare
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Dynamischer-Muzzi
18.09.2017 09:11registriert Februar 2017
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass KZ krampfhaft versucht, das verkorkste Wochenende des SCB irgendwie schön zu reden!
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N. Y. P. D.
18.09.2017 08:17registriert Oktober 2015
Medientraining sollte bei Eishockey - Spielern sofort verboten werden. Kernige Aussagen sorgen für zusätzliche Unterhaltung.
Sonst haben wir bald Zustände wie im Fussball.
Ja, wir müssen in der 2. Halbzeit besser nach vorne spielen und noch ein Tor machen (gähn).
Oder
Hätten wir ein Tor mehr geschossen, stünde es jetzt 3:3 !
Also, mehr Rüfenachts, bitte.
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Thomtackle
18.09.2017 09:45registriert April 2014
Oh wäre Rüfi von einem anderen Klub, wie würde er von Zaugg zur Mina gemacht. Aber er ist ja vom SCB. Und damit kommt der gefühlte hunderste Bericht über diesen Klub....
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