Endlich darf der HC Davos wieder am Spengler Cup teilnehmen. Dreimal in Serie musste der HCD wegen des zwischenzeitlichen Abstiegs in die 1. Liga passen. Nur dank der Rückkehr in die NLA im Frühling 1993 ist der Turnierveranstalter als Davos Selection bei der 67. Austragung wieder mit von der Partie.
Um gegen die internationalen Top-Mannschaften konkurrenzfähig zu bleiben, erhält der HCD einen ausländischen Verstärkungsblock. Neben Per Djoos (Lugano), Mike Posma (Thurgau), Andrei Kwartalnow und Albert Malgin (beide Chur) geben sich Andrei Chomutow und Wjatscheslaw Bykow von Fribourg-Gottéron wieder die Ehre.
Im Eröffnungsspiel treffen die beiden kongenialen Russen mit dem HCD am Stephanstag gleich auf ihre Landsleute von Traktor Tscheljabinsk. Der Vierte der russischen «Internationalen Hockey-Liga» ist der haushohe Favorit und gibt in der mit 8100 Zuschauern ausverkauften Davoser Eishalle von Anfang an den Tarif bekannt.
Bereits nach 24 Sekunden zappelt der Puck zum ersten Mal im Kasten von HCD-Keeper Nando Wieser. 1:4 nach dem ersten Drittel und 2:5 nach 25 Minuten liegen die Davoser zurück. Als die Russen auch den nächsten HCD-Anschlusstreffer kurz vor dem Ende des zweiten Drittels mit dem 6:3 kontern, scheint die Entscheidung endgültig gefallen.
HCD-Trainer Mats Waltin gibt jedoch nicht auf: «Nach 30 Minuten bekamen die Russen immer mehr Mühe. Sie sind erst drei Tage in Davos. Da macht sich die Höhe einfach bemerkbar. Nach 40 Minuten war ich überzeugt, dass wir diesen Match noch gewinnen.»
Und die Davoser schaffen das Wunder! Waltin stellt zu Beginn des Schlussdrittels von vier auf drei Linien um. Innert zehn Minuten gleichen Bykow und Chomutow zum 6:6 aus. Dann ist für einmal Malgin mit dem 7:7 an der Reihe, ehe Chomutow 53 Sekunden vor Schluss den Siegtreffer zum 8:7 auf Wunderpass von Bykow erzielt.
15 Tore in einem Spiel – alle durch Russen erzielt. Die Lokomotiven Chomutow (4 Tore/1 Assist) und Bykow (3 Tore/2 Assists) bodigen Traktor im Alleingang. Waltin frohlockt: «Ich lasse ihnen völlig freie Hand. Sie können spielen, wie sie wollen. Und sie demonstrierten uns allen: Wir wollen hier gewinnen. Unglaublich, wie sie uns mitgerissen haben», so der HCD-Trainer.
Auch für das Schweizer Fernsehen wird der HCD-Triumph zum Erfolg. In der an Spannung kaum zu überbietenden Schlussphase fiebern 317'000 Zuschauer vor dem TV mit. Das entspricht einem Marktanteil von 34,9 Prozent.
Die Schweizer Hockey-Fans träumen nach dem Torspektakel durch Chomutow und Bykow dann auch schon vom ersten Davoser Spengler-Cup-Titel seit 1958. Erst recht, als der HCD – angeführt vom kongenialen Duo Bykow/Chomutow – dank Siegen gegen Färjestad BK und das Team Canada souverän in den Final einzieht.
Dort treffen die Davoser erneut auf Färjestad, doch das Märchen nimmt leider kein Happy End. Die körperlich gezeichneten Bündner lassen im Final die Spritzigkeit vermissen, halten bis zehn Minuten vor Schluss aber dennoch gut mit. Dank zwei Toren von Chomutow steht es 3:3, dann legen die Schweden den entscheidenden Zacken zu und siegen schliesslich verdient mit 6:3.
Die Enttäuschung steht den Davosern ins Gesicht geschrieben, doch zugeben will das natürlich keiner. «Niemand hätte von uns den zweiten Platz erwartet», sagt HCD-Center Jacques Soguel. «Deshalb bin ich nicht enttäuscht.»
Einen kleinen Trost gibt es dann aber doch: Topskorer Chomutow und «Zar» Bykow werden ins All-Star-Team gewählt und die beiden versprechen, dass sie auch im kommenden Jahr wieder mit von der Partie sein werden. Die beiden Russen halten ihr Wort und führen Davos auch 1994 ins Endspiel. Dort kommt es zur Revanche gegen Färjestad. Doch wieder sind die Schweden zu stark. Sie gewinnen 3:0. Für Bykow/Chomutow ist es der letzte Auftritt im Landwassertal. Sie werden den Spengler Cup – wie auch den Schweizer Meistertitel – nie gewinnen.