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Spengler Cup 1993: Das Duo Chomutow/Bykow verzaubert ganz Davos

Slawa Bykow mit dem Spenglercup-Turnier-Maskottchen, aufgenommen Ende Dezember 1993. Der HC Freiburg-Spieler Bykow verstaerkt das Team von HC Davos. (KEYSTONE/Str)
Slawa Bykow spielt bei seiner dritten Spengler-Cup-Teilnahme erstmals im Trikot des HC Davos.Bild: KEYSTONE
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Chomutow und Bykow lassen den HCD beim Spengler-Cup-Comeback vom Titel träumen

26. Dezember 1993: Der HC Davos ist nach vier Jahren erstmals wieder am Spengler Cup dabei und schafft zum Auftakt gleich die grosse Sensation. Trotz 3:6-Rückstand gewinnt der Gastgeber dank sieben Toren des Duos Bykow/Chomutow gegen Traktor Tscheljabinsk mit 8:7.
26.12.2023, 00:0126.12.2023, 12:48
Philipp Reich
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Endlich darf der HC Davos wieder am Spengler Cup teilnehmen. Dreimal in Serie musste der HCD wegen des zwischenzeitlichen Abstiegs in die 1. Liga passen. Nur dank der Rückkehr in die NLA im Frühling 1993 ist der Turnierveranstalter als Davos Selection bei der 67. Austragung wieder mit von der Partie.

Um gegen die internationalen Top-Mannschaften konkurrenzfähig zu bleiben, erhält der HCD einen ausländischen Verstärkungsblock. Neben Per Djoos (Lugano), Mike Posma (Thurgau), Andrei Kwartalnow und Albert Malgin (beide Chur) geben sich Andrei Chomutow und Wjatscheslaw Bykow von Fribourg-Gottéron wieder die Ehre.

Slawa Bykow und Andrei Chomutow am Spengler Cup.Video: YouTube/swissNLAfanBackUp

Im Eröffnungsspiel treffen die beiden kongenialen Russen mit dem HCD am Stephanstag gleich auf ihre Landsleute von Traktor Tscheljabinsk. Der Vierte der russischen «Internationalen Hockey-Liga» ist der haushohe Favorit und gibt in der mit 8100 Zuschauern ausverkauften Davoser Eishalle von Anfang an den Tarif bekannt.

15 Russen-Tore beim 8:7-Torspektakel

Bereits nach 24 Sekunden zappelt der Puck zum ersten Mal im Kasten von HCD-Keeper Nando Wieser. 1:4 nach dem ersten Drittel und 2:5 nach 25 Minuten liegen die Davoser zurück. Als die Russen auch den nächsten HCD-Anschlusstreffer kurz vor dem Ende des zweiten Drittels mit dem 6:3 kontern, scheint die Entscheidung endgültig gefallen.

Ein Spieler von Traktor Tscheljabinsk (Nummer 25) reklamiert ein Tor, aufgenommen am 26. Dezember 2014 in Davos im Spiel beim Spengler Cup zwischen dem HC Davos und Traktor Tscheljabinsk. (KEYSTONE/St ...
Die Russen jubeln schon, der Puck liegt diesmal nicht im Tor von Nando Wieser.Bild: KEYSTONE

HCD-Trainer Mats Waltin gibt jedoch nicht auf: «Nach 30 Minuten bekamen die Russen immer mehr Mühe. Sie sind erst drei Tage in Davos. Da macht sich die Höhe einfach bemerkbar. Nach 40 Minuten war ich überzeugt, dass wir diesen Match noch gewinnen.»

Und die Davoser schaffen das Wunder! Waltin stellt zu Beginn des Schlussdrittels von vier auf drei Linien um. Innert zehn Minuten gleichen Bykow und Chomutow zum 6:6 aus. Dann ist für einmal Malgin mit dem 7:7 an der Reihe, ehe Chomutow 53 Sekunden vor Schluss den Siegtreffer zum 8:7 auf Wunderpass von Bykow erzielt.

Gedraenge vor dem Tor von Traktor Tscheljabinsk, aufgenommen am 26. Dezember 2014 in Davos im Spiel beim Spengler Cup zwischen dem HC Davos und Traktor Tscheljabinsk. (KEYSTONE/Str)
Gedränge vor dem Tor von Traktor Tscheljabinsk: Der HCD kommt im Laufe der Partie immer besser ins Spiel.Bild: KEYSTONE

15 Tore in einem Spiel – alle durch Russen erzielt. Die Lokomotiven Chomutow (4 Tore/1 Assist) und Bykow (3 Tore/2 Assists) bodigen Traktor im Alleingang. Waltin frohlockt: «Ich lasse ihnen völlig freie Hand. Sie können spielen, wie sie wollen. Und sie demonstrierten uns allen: Wir wollen hier gewinnen. Unglaublich, wie sie uns mitgerissen haben», so der HCD-Trainer.

Auch für das Schweizer Fernsehen wird der HCD-Triumph zum Erfolg. In der an Spannung kaum zu überbietenden Schlussphase fiebern 317'000 Zuschauer vor dem TV mit. Das entspricht einem Marktanteil von 34,9 Prozent.

Die Krönung verpasst

Die Schweizer Hockey-Fans träumen nach dem Torspektakel durch Chomutow und Bykow dann auch schon vom ersten Davoser Spengler-Cup-Titel seit 1958. Erst recht, als der HCD – angeführt vom kongenialen Duo Bykow/Chomutow – dank Siegen gegen Färjestad BK und das Team Canada souverän in den Final einzieht.

Dort treffen die Davoser erneut auf Färjestad, doch das Märchen nimmt leider kein Happy End. Die körperlich gezeichneten Bündner lassen im Final die Spritzigkeit vermissen, halten bis zehn Minuten vor Schluss aber dennoch gut mit. Dank zwei Toren von Chomutow steht es 3:3, dann legen die Schweden den entscheidenden Zacken zu und siegen schliesslich verdient mit 6:3.

Die Spieler von Faerjestad BK jubeln nach ihrem Turniersieg beim Spengler Cup, aufgenommen am 26. Dezember 2014 in Davos. (KEYSTONE/Str)
Färjestad feiert am Ende den Titel, nicht der HC Davos.Bild: KEYSTONE

Die Enttäuschung steht den Davosern ins Gesicht geschrieben, doch zugeben will das natürlich keiner. «Niemand hätte von uns den zweiten Platz erwartet», sagt HCD-Center Jacques Soguel. «Deshalb bin ich nicht enttäuscht.»

Einen kleinen Trost gibt es dann aber doch: Topskorer Chomutow und «Zar» Bykow werden ins All-Star-Team gewählt und die beiden versprechen, dass sie auch im kommenden Jahr wieder mit von der Partie sein werden. Die beiden Russen halten ihr Wort und führen Davos auch 1994 ins Endspiel. Dort kommt es zur Revanche gegen Färjestad. Doch wieder sind die Schweden zu stark. Sie gewinnen 3:0. Für Bykow/Chomutow ist es der letzte Auftritt im Landwassertal. Sie werden den Spengler Cup – wie auch den Schweizer Meistertitel – nie gewinnen.

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HereComesTheSun
26.12.2020 19:14registriert Dezember 2020
Ja, auch uns Fribourger liessen sie vom Titel träumen...
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Glaubinöd
26.12.2020 09:55registriert März 2020
Danke für den Bericht. Wurde soeben in die Vergangenheit zurück versetzt. Aiaiaii Lottergoali Wieser. Aber was ich mich gerade ehrlich frage: haben die beiden Russen (in der Schweiz) je mal einen Final gewonnen?
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