Wahrscheinlich musste es so kommen. Wahrscheinlich war die Geschichte zu schön, um wahr zu werden: Drei Brüder aus Basel, die ihre ersten Schritte in Fussballschuhen beim FCB machen, sich im rot-blauen Trikot zu Profis entwickeln und dann gemeinsam in der ersten Mannschaft um Punkte kämpfen.
Der Traum der Ajeti-Brüder lebte während rund zehn Jahren. Bis er im vergangenen Sommer mit Arlinds (22) Wechsel nach Italien platzte. Und nur ein weiteres halbes Jahr später sind auch die Zwillinge Albian und Adonis (18) beim FCB Geschichte. Das riecht nach Ärger. Was ist passiert?
Irgendwann Ende der 00er-Jahre muss es gewesen sein, als Afrim Ajeti gesagt bekommt: «Deine Söhne sind begabt. Sehr begabt sogar. Sie sind auf dem Weg zum Profi.» Der Vater, früher im Kosovo selber Fussballer, unternimmt ab sofort gemeinsam mit Frau Sylbie alles, um Arlind, Albian und Adonis den steinigen Weg nach oben möglichst angenehm zu gestalten. Mit Erfolg: 2011 wird der damals 17-jährige Arlind beim FCB zum Profi befördert.
Noch vielversprechender sind zu diesem Zeitpunkt die Perspektiven der vier Jahre jüngeren Zwillinge Albian und Adonis: Der Stürmer und der Innenverteidiger erhalten vom FC Barcelona eine Einladung zum Probetraining. Sie überzeugen, der Verein will das Duo samt Eltern nach Spanien holen. Doch Mutter Sylbie legt ihr Veto ein. Weil sie nicht will, dass die Strukturen der Familie auseinanderbrechen und Arlind alleine in Basel zurückbleibt. Kurz darauf unterzeichnen Albian und Adonis ebenfalls beim FC Basel Profiverträge. So weit, so gut.
Doch nun beginnen die Probleme: Nach einem Schnupperjahr bei den Profis will Arlind durchstarten – ohne Erfolg. Weil ihm mit Abraham, Dragovic, Schär und Suchy starke Konkurrenten vor der Sonne stehen. Und weil, so hört man, Arlind nicht immer den Lebenswandel pflegt, den man als Profifussballer pflegen sollte. «Arlind bringt alles mit für eine grosse Karriere», sagte Ex-FCB-Coach Murat Yakin über den Innenverteidiger, verzweifelte aber gleichzeitig an dessen fehlender Konstanz.
Ausleihen zu Luzern oder St.Gallen lassen will sich Arlind nicht, stattdessen träumt er vom Durchbruch beim FCB und von einem Transfer nach England oder Deutschland. So, wie es seinem Freund Xherdan Shaqiri auch gelang. Doch Arlind verpokert sich, bis im Sommer 2015 sein Vertrag ausläuft. Nach mehreren Monaten auf Jobsuche geht es für Arlind Ende November in Italien bei Frosinone weiter – im Tabellenkeller der Serie A.
«Eine Verlängerung beim FCB hätte für beide Seiten keinen Sinn gemacht. Arlind wäre bei uns nicht weitergekommen», sagt Georg Heitz. Der Sportdirektor betont, dass von FCB-Seite das Verhältnis zu den Ajetis weiterhin gut sei. Nicht selbstverständlich, wenn man auf die Geschichte des plötzlichen Abgangs von Sturmtalent Albian blickt.
Einst war er dem Stammplatz bei den Profis näher als Breel Embolo, wurde von diesem aber aus dem Stand überflügelt. Keine leichte Situation, die Albians Selbstbewusstsein aber nicht schadete. Während Embolo oft und gut spielte und gleichzeitig bescheiden blieb, sagte Albian nach einem seiner wenigen Einsätze: «Vielleicht bin ich bald auch dort, wo Breel ist.»
Die Realität sah anders aus: Regelmässig musste Albian in der U21 aushelfen, worüber er sich intern beklagte. Im Herbst, nach Arlinds Transfer, erteilte Vater Afrim dem Berater des Brüder-Trios den Auftrag, auch Albian zu transferieren. «Schade», findet Georg Heitz, «wir hätten Albian gerne behalten und haben ihm ein sehr faires Angebot zur Vertragsverlängerung gemacht. Leider haben dann vor allem die Vorstellungen in sportlicher Hinsicht nicht übereingestimmt.»
Was wohl heisst: Albian Ajeti forderte einen Stammplatz, den ihm der FCB nicht garantieren konnte. Also wechselte Albian im Januar dieses Jahres zu Augsburg. Dort ist er ein Zukunftsprojekt, soll behutsam an die Bundesliga herangeführt werden.
Und Adonis? Der trainierte und verteidigte in der Basler U21, bis am Sonntag überraschend bekannt wurde, dass er zum FC Wil wechselt. Wie bei anderen Winter-Neuverpflichtungen lockten die Ostschweizer auch Ajeti mit Geld. Gleichzeitig sind seine Chancen, in der Challenge League auf Profiniveau Fuss zu fassen, besser als in Basel: In naher Zukunft hätte Adonis beim FCB keinen Platz in der ersten Mannschaft bekommen – zu starke Konkurrenz.
Ärger? «Nein», betonen nach aussen sowohl der FCB als auch die Familie Ajeti. Doch wissen wir: Was im Fussball gesagt wird, stimmt längst nicht immer mit der Wahrheit überein.
Wenn man sich zu viel einbildet ist man selbst schuld wenn die Vorstellung nicht aufgeht. Pokern kann man nach erbrachte Leistungen und nicht weil jemand einem mit 14 Potenzial einredet.