«Das ist das bedeutendste Resultat in der jüngeren Rangers-Geschichte», ordnet der Kommentator von BT Sport unmittelbar nach dem Schlusspfiff das Weiterkommen ein. Und ergänzt: «Vielleicht das bedeutendste im modernen schottischen Fussball.»
Eine Woche nach dem aussergewöhnlichen 4:2-Auswärtssieg in Dortmund hält die Rangers-Abwehr im Rückspiel den meisten Angriffen der Borussia stand. Nach einem 2:2 im Ibrox Stadium vor knapp 50'000 euphorischen Zuschauern ist es Tatsache: Die Glasgow Rangers kegeln den Tabellenzweiten der deutschen Bundesliga raus.
«Unsere Einstellung war heute perfekt und der Zusammenhalt, den unser Team zeigte, war fantastisch», lobte Rangers-Trainer Giovanni van Bronckhorst. Der Niederländer verriet nach dem Triumph, was er seinen Spielern mit auf den Weg gegeben hatte: «Meine Botschaft war, dass wir an diesem Abend alle stolz machen können, die mit diesem wunderbaren Verein verbunden sind, und das haben wir getan.»
Captain James Tavernier wurde als Doppeltorschütze zum grossen Helden des Abends. Der 30-jährige Engländer sagte, der Schlüssel zum Erfolg seien taktische Umstellungen in der Halbzeitpause gewesen. Van Bronckhorst erwähnte, unter der Woche drei Varianten trainiert zu haben, «Plan A, Plan B und Plan C». Dass es aufgegangen sei, sei natürlich fantastisch, freute sich Tavernier: «Dieses Spiel zeigt den Charakter, den wir in der Mannschaft haben. Wir haben eine tolle Truppe, die weit kommen kann.»
Beeindruckend war die Stimmung im Ibrox, die wie zu Zeiten vor der Corona-Pandemie war. Die Spieler zogen daraus Kraft. «Es war ein unglaubliches Spiel, ein grosses Lob an unsere Fans», sagte Flügelspieler Ryan Kent. Minutenlang feierten die Fans ihre Lieblinge nach dem Schlusspfiff euphorisch.
Den Abend erst recht perfekt machte dem blauen Teil der Stadt die Nachricht von einer Niederlage der Grünen. Celtic Glasgow unterlag Bodö/Glimt auch im Rückspiel und schied in der Conference League aus. In der Meisterschaft liegt Celtic derzeit drei Punkte vor dem Titelverteidiger.
Die Rangers, Cupsieger von 1972 und UEFA-Cup-Finalist 2008, haben einen weiten Weg zurück an die Spitze hinter sich. 2012 gingen sie in Insolvenz und mussten in der vierthöchsten Liga wieder beginnen. Nach einem Durchmarsch gehört der Traditionsklub seit 2016 wieder der Premiership an, im vergangenen Sommer folgte der erste Meistertitel seither. Doch echte europäische Glanzpunkte blieben nach der Rückkehr aus. Im Gegenteil: 2018 blamierten sich die Glasgow Rangers in der ersten Runde der Europa-League-Qualifikation beim Ausscheiden gegen Progrès Niederkorn aus Luxemburg.
Weil sich die Schere zwischen Klubs aus den grossen Ligen und den anderen in den vergangenen Jahren weiter geöffnet hat, werden Exploits tendenziell seltener. «Das ist im modernen Fussball nicht vorgesehen», meinte der BT-Kommentator. Den Klubs aus den fünf Top-Ligen gelinge es oft, unter sich zu bleiben – «aber nicht heute!»
Und so war der Erfolg gegen den BVB nicht nur einer für die Glasgow Rangers, sondern durchaus auch für all jene Fussballanhänger, die das Herz am rechten Fleck haben.