Progrès Niederkorn ist ein bescheidener Verein aus Luxemburg. Der dreifache Meister hatte zuvor elf von 13 Europacup-Spielen verloren, nie gewonnen und dabei ein einziges Tor erzielt (bei 41 Gegentreffern). Den Meistertitel holte «Progrès» letztmals vor 36 Jahren.
Schon das Erreichen der 1. Qualifikationsrunde der Europa League war für den Fussballzwerg ein Erfolg – und dann noch das Traumlos mit den Glasgow Rangers. Einmal im Ibrox spielen. 48'681 Fans kamen zum Hinspiel. Die Schotten setzten sich nur mit 1:0 durch – ein Achtungserfolg für Niederkorn.
5500 Zuschauer kamen zum Rückspiel ins Stade Josy Barthel. Die meisten unterstützten die Rangers. Und es schien, als würde auch Niederkorn die Schotten etwas anhimmeln. Anders lassen sich die warmen Worte im Matchprogramm nicht erklären:
Progres Niederkorn's programme for tonight's Europa League Qualifier against Rangers 😂 pic.twitter.com/kcSfkOZeyf
— Football Fights (@footbalIfights) 4. Juli 2017
Tatsächlich erlebten die Luxemburger eine gigantische Fussballparty. Emmanuel Francoise und Sébastien Thill – der Bruder von Vincent, der einmal Weltfussballer werden möchten – nutzen zwei Standards, um Niederkorn zur Sensation zu schiessen. 2:0 siegten die luxemburgischen Amateure und setzten sich so mit dem Gesamtskore von 2:1 durch.
Übrigens: Niederkorn musste auf Starspieler Mario Mutsch verzichten, der verletzt fehlte. Das ist ungefähr so, wie wenn Real Madrid ohne Cristiano Ronaldo spielt.
Die Rangers waren dagegen praktisch mit ihrer bestmöglichen Mannschaft angetreten. Mit Ausnahme des für 3,5 Millionen Euro übernommenen mexikanischen Internationalen Carlos Peña waren alle dabei. So auch die international bekannten Niko Kranjcar, Lee Wallace oder Kenny Miller. Und Josh Windass, Sohn des legendären Dean Windass, der einen von drei Lattenschüssen verzeichnete.
Während Niederkorns Trainer Paolo Amodio kurz nach dem Spiel nicht viel mehr als «Wahnsinn, Wahnsinn» in die Mikrofone schrie, versuchte sich «Gers»-Coach Pedro Caixinha mit Floskeln zu retten:
REACTION: Pedro Caixinha spoke to @RangersTV after the match in Luxembourg. pic.twitter.com/UTIBj9PgmP
— RangersTV (@RangersTV) 4. Juli 2017
Nach der grössten Pleite der Vereinsgeschichte muss Caixinha, der erst seit März im Amt ist, bereits um seine Entlassung fürchten. Nach der Partie lieferte er sich heftige Diskussionen mit Fans und die Anhänger umstellten anschliessend den Teamcar.
Das «Luxemburger Wort» geniesst den unerwarteten Erfolg in vollen Zügen und schreibt: «Sensationell, fantastisch, beeindruckend. Nach dem 2:0-Sieg der Niederkorner im Stade Josy Barthel gegen die Glasgow Rangers fehlen einem die Superlative.»
Auf den britischen Inseln wird dagegen von der grössten Blamage in der Geschichte des 54-fachen Meisters (mehr als jedes andere Klubteam weltweit) berichtet. Und auch im Internet macht sich Häme breit. Gefreut haben dürfte sich vor allem Red Bull Salzburg. Seit dem peinlichen Aus 2012 gegen Düdelingen stand ihr Name immer für die grösste Blamage im europäischen Klubfussball. Diesen Titel müssen sich die Österreicher jetzt teilen. Und ja, mit der Schweiz und den «Luxemburgerli», da war doch auch mal was, nicht wahr, «Gottmar» Hitzfeld?
Das Spiel ist aus, die @RangersFC sind raus ... pic.twitter.com/CsfUHDWcwz
— Marc Bourkel (@m_bourkel) 4. Juli 2017
Die Rangers sind hiermit offiziell das Red Bull Salzburg Schottlands.
— Richard Turkowitsch (@richard_TRK) 4. Juli 2017
Do we *really* need changes to Scottish football. The comedy it continues to provide us with knows no bounds.
— Joel Sked (@sked21) 4. Juli 2017
A bit of context. Progrès 4th best team in Luxembourg. League of Ireland sides have played vs them 6 times in recent years and won all ties.
— Alex O'Henley (@OHenleyAlex) 4. Juli 2017
Rangers out of Europe before Dundee United have finished their first pre season friendly, though. What a time to be alive
— sart o'mutiny (@SartoMutiny) 4. Juli 2017
Niederkorn oder Düdelingen, in Luxemburg kann man sich am schönsten blamieren... #rangers #salzburg
— Marco Zahn (@marcozahn) 4. Juli 2017
Darauf erstmal einen Niederkorn pic.twitter.com/7IUEzbQN1k #Progres #Rangers #RangersFC #EuropaLeague
— Wo sind sie jetzt? (@exprofis) 4. Juli 2017