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Die Glasgow Rangers verlieren gegen Progrès Niederkorn in der Europa League

Progrès Niederkorn
Progrès Niederkorn schaltet die Glasgow Rangers aus.bild: Twitter

Grösste Blamage aller Zeiten! Wie die Rangers gegen luxemburgische Amateure verloren

Sechs Jahre mussten die grossen Glasgow Rangers auf die europäische Bühne warten. Nun scheiterte der «Weltmeister der nationalen Titel» in der ersten Runde peinlich an den luxemburgischen Amateuren von Progès Niederkorn.
05.07.2017, 09:2805.07.2017, 09:34

Progrès Niederkorn ist ein bescheidener Verein aus Luxemburg. Der dreifache Meister hatte zuvor elf von 13 Europacup-Spielen verloren, nie gewonnen und dabei ein einziges Tor erzielt (bei 41 Gegentreffern). Den Meistertitel holte «Progrès» letztmals vor 36 Jahren. 

Schon das Erreichen der 1. Qualifikationsrunde der Europa League war für den Fussballzwerg ein Erfolg – und dann noch das Traumlos mit den Glasgow Rangers. Einmal im Ibrox spielen. 48'681 Fans kamen zum Hinspiel. Die Schotten setzten sich nur mit 1:0 durch – ein Achtungserfolg für Niederkorn.

NIederkorn
Die Europacup-Helden aus Luxemburg.bild: Twitter

5500 Zuschauer kamen zum Rückspiel ins Stade Josy Barthel. Die meisten unterstützten die Rangers. Und es schien, als würde auch Niederkorn die Schotten etwas anhimmeln. Anders lassen sich die warmen Worte im Matchprogramm nicht erklären:

«Gratulation zur Rückkehr auf die europäische Bühne und wir sind glücklich, dass ihr uns besuchen kommt. Nach letzter Woche ist es eigentlich klar, dass die Rangers die 2. Runde erreichen werden [...] Wir sind ein kleines Team in Europa. Wir spielten 13 Partien und haben nie gewonnen, aber schafften immerhin zweimal ein Remis. Heute bestreiten wir unsere 14. Europacup-Partie und wir sollten ehrlich sein: Die Rangers sind einfach zu stark für uns. Aber wir wollen alles daran setzen, dass wir hier eine grosse Fussballparty erleben.» 
Das Matchprogramm von Niederkorn.

Tatsächlich erlebten die Luxemburger eine gigantische Fussballparty. Emmanuel Francoise und Sébastien Thill – der Bruder von Vincent, der einmal Weltfussballer werden möchten – nutzen zwei Standards, um Niederkorn zur Sensation zu schiessen. 2:0 siegten die luxemburgischen Amateure und setzten sich so mit dem Gesamtskore von 2:1 durch.

Das 1:0 für Niederkorn.Video: streamable
Das 2:0 für Niederkorn.Video: streamable

Übrigens: Niederkorn musste auf Starspieler Mario Mutsch verzichten, der verletzt fehlte. Das ist ungefähr so, wie wenn Real Madrid ohne Cristiano Ronaldo spielt.

Die Rangers waren dagegen praktisch mit ihrer bestmöglichen Mannschaft angetreten. Mit Ausnahme des für 3,5 Millionen Euro übernommenen mexikanischen Internationalen Carlos Peña waren alle dabei. So auch die international bekannten Niko Kranjcar, Lee Wallace oder Kenny Miller. Und Josh Windass, Sohn des legendären Dean Windass, der einen von drei Lattenschüssen verzeichnete.

Während Niederkorns Trainer Paolo Amodio kurz nach dem Spiel nicht viel mehr als «Wahnsinn, Wahnsinn» in die Mikrofone schrie, versuchte sich «Gers»-Coach Pedro Caixinha mit Floskeln zu retten: 

«Ich bin nur enttäuscht und übernehme die volle Verantwortung. So etwas passiert vermutlich nur einmal im Leben. Aber ich bleibe positiv. Ich glaube an den Weg, den wir gehen und die Spieler, die ich habe. Es ist eine harte Lektion für uns, daraus müssen wir lernen. Wir müssen hart weiterarbeiten.»

Nach der grössten Pleite der Vereinsgeschichte muss Caixinha, der erst seit März im Amt ist, bereits um seine Entlassung fürchten. Nach der Partie lieferte er sich heftige Diskussionen mit Fans und die Anhänger umstellten anschliessend den Teamcar.

Rangers-Fans lassen den Teambus nicht abfahren.Video: YouTube/THE FIRM Official

Das «Luxemburger Wort» geniesst den unerwarteten Erfolg in vollen Zügen und schreibt: «Sensationell, fantastisch, beeindruckend. Nach dem 2:0-Sieg der Niederkorner im Stade Josy Barthel gegen die Glasgow Rangers fehlen einem die Superlative.»

Auf den britischen Inseln wird dagegen von der grössten Blamage in der Geschichte des 54-fachen Meisters (mehr als jedes andere Klubteam weltweit) berichtet. Und auch im Internet macht sich Häme breit. Gefreut haben dürfte sich vor allem Red Bull Salzburg. Seit dem peinlichen Aus 2012 gegen Düdelingen stand ihr Name immer für die grösste Blamage im europäischen Klubfussball. Diesen Titel müssen sich die Österreicher jetzt teilen. Und ja, mit der Schweiz und den «Luxemburgerli», da war doch auch mal was, nicht wahr, «Gottmar» Hitzfeld?

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Video: reuters
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luca Brasi
05.07.2017 09:46registriert November 2015
Zum Glück spielt Senderos nicht mehr bei den Rangers. Noch rechtzeitig den Absprung geschafft. ;)
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