Na und? Marco Schönbächler ist schon viel zu lange im Geschäft, um eines missglückten Saisonstarts wegen nervös zu werden. Vor drei Wochen hat er seine 14. Profisaison in Angriff genommen. Natürlich ist auch er «not amused» über die magere Zwischenbilanz mit einem Punkt aus drei Spielen.
Doch Schönbächler weiss: Ein Novum für den FCZ ist dieser Fehlstart nicht. Vor acht Jahren hatten die Zürcher sogar mit drei Niederlagen begonnen. Um dann mit Wut im Bauch GC mit 6:0 abzuschiessen.
Ein 6:0 wie damals muss es nun am Sonntag im Heimspiel gegen Xamax nicht gleich sein. Für Schönbächler ist aber klar: «Jetzt zählt nur ein Sieg. Keinen von uns lässt die Situation kalt. Aber neue Spieler einzubauen, braucht halt Zeit.»
Das sieht Ludovic Magnin nicht anders. Mit Willie Britto, Denis Popovic, Mimoun Mahi und Blaz Kramer standen in Sion vier Neuverpflichtungen in der Startformation. «Ich bin zuversichtlich, weil ich von meiner Mannschaft überzeugt bin», sagt der Trainer. Die Neuen würden sich von Spiel zu Spiel steigern. Was ihm besonders gefällt: «Sie haben die Grinta.» Den unbedingten Siegeswillen und Kampfgeist, der zuvor manchmal gefehlt hat.
Allerdings: Zu sehen war davon noch nicht viel. Zum 0:4 gegen Lugano sagt Schönbächler: «Ein Gegentor hat genügt, und wir gerieten aus dem Konzept.» Beim 1:3 in Sion brachte der verschossene Penalty von Kololli beim Stand von 1:1 den FCZ aus dem Tritt. «Konzentrationsmängel führten zu gröberen Fehlern und zu den Gegentoren», stellt Schönbächler fest.
Aber nicht nur das Defensivverhalten ist verbesserungswürdig. Der FCZ hat in der Super League nicht bloss am wenigsten Punkte geholt, mit einem einzigen Treffer auch am wenigsten Tore erzielt. Magnin beklagt nicht das Pech. «Es sind technische Fehler dafür verantwortlich, oft auch bei der Ballkontrolle vor dem Torschuss», sagt der Trainer. Er weigert sich zwar, Namen zu nennen. Doch wer die Spiele des FCZ gesehen hat, kommt nicht umhin, den vor einem Jahr für viel Geld von Lugano verpflichteten Gambier Assan Ceesay als Enttäuschung zu sehen. Drei Tore in 25 Einsätzen in der Super League sind zu wenig. Magnin spricht von sensiblen Spielern, denen er mit menschlicher Wärme weiterhelfen wolle.
Während Basel, Thun, Luzern und bald auch YB sowie Lugano im Europacup engagiert sind, ist der FCZ in dieser Saison nur Zuschauer. Er hat die Qualifikation knapp verpasst. Der Trainer rechnet vor, dass damit acht englische Wochen wegfallen und somit viel mehr Zeit für das Training bleibe. «Um ein neues Team aufzubauen, ist das besser so. Es entspricht aber nicht unseren Ansprüchen», sagt Magnin.
«Der Europacup muss immer unser Ziel sein», sagt Schönbächler. Er hat für den FCZ schon 28 Mal international gespielt und fast schon ist vergessen, dass er vor fünf Jahren zwei Länderspiele für die Schweiz bestritten hat. Er verhehlt nicht, dass er sich aufgrund seiner Erfahrung gut hätte vorstellen können, Kevin Rüegg als Captain zu beerben. «Aber gross enttäuscht bin ich deswegen nicht», sagt Schönbächler, «ich gönne Yanick Brecher dieses Amt.»
Einbringen will sich der Flügelspieler gleichwohl. «Ich versuche, den Neuen zu vermitteln, was es bedeutet, für den FCZ zu spielen. Und ich möchte die Jungen führen», sagt Schönbächler. Selber hofft er, verletzungsfrei zu bleiben und einmal eine Saison durchzuspielen. Vor ein paar Jahren hatte eine langwierige Verletzung einen Auslandtransfer verhindert. Es scheint, dass aus Schönbächler ein ewiger FCZler wird. «Warum auch nicht? Mein Vertrag läuft noch zwei Jahre, und dann gehe ich in Rente», sagt der 29-Jährige schmunzelnd.
Natürlich ist es ein Scherz. Aber was soll einer wie er auch gross vorausschauen? «Das Wichtigste ist die Gesundheit», hat er längst erkannt. Wichtiger als ein guter Saisonstart. Er sagt: «Wenn ich gesund bleibe, ergibt sich der Rest von selbst.»
Wenn Sie jedoch so spielen, wie gegen YB wirds schwierig für die Zürcher. Aber als grün-weisser muss man immmer ein bisschen skeptisch sein.