Wer sich in den letzten Jahren einmal mit einem Arsenal-Fan unterhalten hat, wird das Thema mit ziemlicher Sicherheit zumindest gestreift haben: Das Verletzungspech der Gunners. Früher Van Persie, Sagna und Fabregas, heute Wilshere, Ramsey und Debuchy. Das Rätselraten, weshalb die Verletzungshexe die Londoner besonders oft heimsuchte, nahm mitunter skurrile Züge an: Nimmt Arsene Wenger seine Spieler derart hart ran im Training? Verleitet das Schön-schön-Spiel der Gunners die Gegner zu besonders harten Tritten? Oder sind gar höhere Kräfte im Spiel, wie der ehemalige Captain des Erzrivalen Manchester United, Patrice Evra im Hinblick auf das eigene Lazarett scherzhaft angedeutet hat?
Was auch immer die Gründe sind, in dieser Saison sind die Gunners im Vergleich zu den Bayern einigermassen glimpflich davongekommen. Eine Auswertung von BundesligaFanatic auf der Basis von Transfermarkt-Daten hat ergeben, dass bei den Bayern in der aktuellen Spielzeit 23,71 Prozent der Spieler nicht einsatzfähig war – Arsenal rangiert in der Verletzungstabelle knapp dahinter. Im Schnitt musste Guardiola in jedem Spiel auf sechs Akteure verzichten. Darunter sind vernachlässigbare Ergänzungsspieler wie Rode, Weiser oder Pizarro, aber auch unverzichtbare Stammspieler wie Robben, Ribery, Schweinsteiger, Lahm oder Alaba.
Guardiola konnte damit in der Saison 2014/15 nie auf das komplette Kader zurückgreifen. Interessant ist, dass die Bayern im Vergleich zu den vorherigen Jahren eine markant höhere Verletztenrate haben. Von durchschnittlich 13,47 Prozent 2010/11, zu 23,71 Prozent verletzten Spielern 2014/15. Ob diese Zunahme mit der Ankunft von Guardiola zu tun hat, ist kaum zu beurteilen. Dagegen spricht jedenfalls, dass der FC Barcelona unter der Ägide von Pep ebenfalls weniger Verletzte zu beklagen hatte.
Ganz ungelegen kommt es Guardiola wohl nicht, dass der medizinische Stab um das Bayern-Urgestein Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach dem Hinspiel den sofortigen Abschied verkündete. Offenbar gab Guardiola der medizinischen Abteilung die Schuld an der 1:3-Klatsche – ein Affront, den Müller-Wohlfahrt nicht hinnehmen wollte.
Wie der Focus spekuliert, lagen die Dinge zwischen dem Vereinsarzt und Pep seit längerem im Argen. Der Star-Trainer war nicht zufrieden mit den Methoden von Müller-Wohlfahrt. Zu konservativ seine Herangehensweise. So wollte Pep seine (leicht) verletzten Spieler jeweils an die Auswärtsspiele mitnehmen – um dann kurzfristig über einen Einsatz zu entscheiden. Müller-Wohlfahrt wollte das nicht gutheissen: Das Risiko sei zu gross. Bei Müller-Wohlfahrt habe die Gesundheit seiner Schützlinge absoluten Vorrang, wird Jogi Löw im Kicker zitiert.
An der Pressekonferenz am Montag gab Bayern bekannt, dass mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zwei Leistungsträger fit sind fürs Rückspiel, Franck Ribery wurden zumindest Aussenseiterchancen für ein Mittun zugerechnet. Am Dienstagmorgen machten dann Meldungen die Runde, wonach sogar ein Einsatz von Arjen Robben erwägt wird. Ist da bereits die Handschrift von Guardiola in der Handhabung der Verletzungen erkennbar?