Es ist die vielleicht überraschendste Statistik, welche die «Marca» in dieser Saison analysiert hat: Von allen Stamm-Innenverteidiger der spanischen Liga weist bisher nur Pepe keine Karten aus. Die spanische Zeitung ehrt den Kicker mit dem Titel: «Don Limpio» (Mr. Saubermann).
Ausgerechnet Pepe. Der Portugiese wird seit Jahren als beinharter, meist unfairer Verteidiger angesehen. Dem ist jedes Mittel recht, um den Gegner zu stoppen. Ins Gedächtnis eingebrannt hat sich insbesondere seine Aktion am 21. April 2009, als Pepe nach einem Penaltypfiff gegen ihn auf den gefoulten Javier Casquero eintrat und ihn zu Boden drückte, weil er ihm eine Schwalbe vorwarf. Casqueros Mitspieler Juan Albin schlug er ins Gesicht und den Schiedsrichter beschimpfte der Abwehrspieler nach der Roten Karte übel. Zehn Partien wurde Pepe gesperrt.
Schimpf und Schande gehören zu den ständigen Begleitern von Pepe. Als der Abwehrturm im Hinspiel des Cup-Viertelfinals 2012 gegen Barcelona Lionel Messi angeblich absichtlich auf die Hand trat, schrieb «die Welt»: «Krieger Pepe, das grösste Ekel des Weltfussballs – Fouls, billige Schauspielerei und ein Handtritt. Der glatzköpfige Rambo Pepe wird auf dem Platz zu einem anderen Menschen.»
Da erwartet der geneigte Fan des spanischen Fussballs eigentlich, dass Pepe in der Statistik der Gelben und Roten Karten so sicher um den Titel mitspielt, wie Teamkollege Cristiano Ronaldo im Rennen um den Topskorer. Doch weit gefehlt: Von den bisher 448 eingesetzten Spielern in der Primera Division, haben zwar 311 mindestens einmal eine Karte gesehen – nicht aber Pepe. Die verteilten 787 gelben und 28 rote Kartons hatten als Empfänger nie den Innenverteidiger Real Madrids.
Zudem beging Pepe bisher in elf Einsätzen erst fünf Fouls. Das sind 20 weniger als Stammpartner Sergio Ramos und ligaweit weist nur San Sebastians Ion Ansotegi mit deren drei weniger vom Schiedsrichter bestrafte Aktionen aus.
Auf die Qualität seines Spiels hat die faire Spielweise nur positive Auswirkungen. Pepe ist das Gerüst im Real-Bollwerk. Bei seinen elf Einsätzen liess das Team bisher nur fünf Gegentore zu. Der Portugiese wirkt fit wie selten und hoch konzentriert.
In zwei Tagen feiert Pepe ein kleines Jubiläum: Seit dem 17. Dezember 2011 sah er in der Liga keine Rote Karte mehr. Damals flog er gegen Sevilla vom Platz. Aber seinen Ruf als Rüpel wird «Don Limpio» wohl ein Leben lang nicht mehr los werden. Dies hat er nicht zuletzt an der WM 2014 mit dem Kopfstoss gegen Thomas Müller merken müssen.