Christian Eriksen bekommt einen Defibrillator eingesetzt. Diese Behandlung sei nach dem Herzinfarkt aufgrund von Rhythmusstörungen nötig, wie der dänische Fussballverband mitteilte. Dadurch soll er vor zukünftigen Herzproblemen geschützt sein. Der Mittelfeldspieler war im Spiel gegen Finnland infolge eines Herzstillstands zusammengebrochen und musste wiederbelebt werden.
«Er hat einen plötzlichen Herztod überlebt, was auch immer die Ursache dafür war», sagt Kardiologe und Sportmediziner Martin Halle gegenüber der «Süddeutschen Zeitung». Der Grund für den Herzstillstand sei noch unklar, aber Halle hält eine Myokarditis für wahrscheinlich. Dabei wird der Herzstillstand durch ein Kammerflimmern ausgelöst, wobei der Herzmuskel sich unkoordiniert kontrahiert. Falls dies passiert, soll der implantierbare Kardioverter-Defibrillator (ICD) den rettenden Stromstoss abgeben. Dies funktioniere wie bei äusseren Defibrillatoren.
Das Implantieren des Geräts dauert nur etwa 15 bis 20 Minuten. Es ist nur so gross wie eine Streichholzschachtel und kommt meistens direkt unter die Haut, unterhalb des Schlüsselbeins. Das Kabel wird in die rechte Herzkammer geschoben und dort in der Wand des Herzens verankert. Die Kosten belaufen sich auf bis zu 33'000 Schweizer Franken.
Dass Christian Eriksen überlebt hat, ist ein kleines Wunder. Wäre er nicht auf dem Fussballplatz gestanden, hätte es auch anders ausgehen können. Dennoch ist der tragische Vorfall wohl das Karriereende des Mittelfeldspielers. Eine Freigabe für eine Profiliga gäbe es laut dem Sportkardiologen definitiv nicht. «Wenn es irgendeinen Grund gibt, dass Eriksen wieder Kammerflimmern bekommt, dann darf er keinen Leistungssport mehr betreiben, da gibt es keine Diskussion.»
Dies musste auch der frühere Premier-League-Spieler Fabrice Muamba akzeptieren. Nach seinem Zusammenbruch in einer FA-Cup-Partie musste der Engländer seine Karriere im Alter von 24 Jahren beenden.
In Italien, wo er aktuell unter Vertrag steht, dürfte Eriksen schon aus regeltechnischen Gründen nicht mehr spielen. Die Serie A verbietet den Einsatz von Profis mit einem eingesetzten Defibrillator, wie die «Gazzetta dello Sport» berichtet. Dies hängt damit zusammen, dass bei Zusammenstössen aufgrund der heiklen Lage unter dem Schlüsselbein Kabelbrüche drohen. Die Hoffnung auf eine Rückkehr in den Profisport sei aber nicht komplett verflogen.
Sollten Untersuchungen ergeben, dass das Risiko von Herzrhythmusstörungen in irgendeiner Weise korrigierbar seien, könnte der Defibrillator wieder entfernt werden und dann dürfte er auch wieder für Inter Mailand auflaufen.
Dies sei besonders bei Herzmuskelentzündungen, von denen man komplett genesen kann, möglich. Ein Beispiel hierfür ist der niederländische Verteidiger Daley Blind, der ebenfalls an der EM im Einsatz ist. In einer Champions-League-Partie im Dezember 2019 hatte Blind über Schwindelgefühle geklagt. Daraufhin wurde bei ihm eine Herzmuskelentzündung festgestellt und ein Defibrillator implantiert.
Der Freund von Christian Eriksen kehrte auf den Fussballplatz zurück und gehört sowohl bei Ajax Amsterdam als auch in der Nationalmannschaft zum Stammpersonal. Diesen habe der Zusammenbruch seines ehemaligen Mitspielers sehr mitgenommen. Am Tag darauf spielte Blind mit Holland gegen die Ukraine und sagte: «Ich musste eine mentale Hürde überwinden, um überhaupt zu spielen.» Seit der 31-Jährige mit einem ICD im Körper spielt, begleiten ihn ständige Sorgen.
In einem Testspiel im letzten Sommer sank Daley Blind ohne Fremdeinwirkung zu Boden. Der Herzschrittmacher hat unregelmässige Herztöne erkannt und Alarm geschlagen. Der Betroffene hatte keine Beschwerden und kehrte bereits drei Wochen später wieder in die Startformation zurück.
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— DBU - En Del Af Noget Større (@DBUfodbold) June 17, 2021
Dies ist aber ein seltener Fall. Bei Christian Eriksen bleibt abzuwarten, was die weiteren Untersuchungen ergeben und, ob das Risiko eines erneuten Herzstillstands je ausgeschlossen werden kann. An erster Stelle steht aber, dass er wieder gesund wird. Daniel Engelbrecht, ein ehemaliger deutscher Fussballprofi, der nach einem Zusammenbrach ebenfalls mit ICD-Defibrillator spielte, sagt zum Dänen: «Er muss jetzt ruhig machen, der Fussball muss ganz weit hinten anstehen.»
Am Donnerstag wurde Eriksen das kleine Gerät eingesetzt. Nun beginnt die Zeit der Rehabilitation. Das Spiel seiner Landsmänner gegen Belgien konnte er bereits wieder mitverfolgen. Nach dem 1:2 sendete er den Dänen aufmunternde Worte: «Ihr wart unglaublich.» Am Tag darauf soll Eriksen aus dem Spital entlassen werden.