Um zu beschreiben, wie Österreich im Sport tickt, lassen wir Helge Payer zu Wort kommen. Der frühere Nationaltorhüter war unlängst als Experte beim ORF und sprach über die Sperre von Marko Arnautovic, der gegen die Niederlande zuschauen musste. Payer sagte über den Torschützen beim 3:1-Sieg gegen Nordmazedonien, es sei wichtig, dass er dann gegen die Ukraine wieder dabei sei – und anschliessend im Achtelfinal und im Viertelfinal und hoffentlich auch im Halbfinal, sofern man diesen erreiche.
Ja, so ist das zwischen Vorarlberg und Wien. Vor der EM wurde gehadert, gelästert und kritisiert. Ein einziger Sieg gegen einen Gegner von mässigem Format, Slapstick-Gegentor inklusive, reichte, um die laue Stimmung in Euphorie zu verwandeln.
Im ORF haben sie schon vor dem Spiel schwitzige Hände. Moderator Rainer Pariasek sprüht vor Vorfreude, zuletzt war er vermutlich beim 67. und letzten Weltcupsieg von Ski-Star Marcel Hirscher so gut drauf. Experte Herbert Prohaska, nüchtern wie eh und je, lässt sich davon nicht anstecken, tippt gegen die Niederlande auf ein 1:1.
Für das grosse Hurra ist aber eh nicht «Schneckerl» Prohaska zuständig, sondern Österreichs Antwort auf Sascha Ruefer, Reporter Oliver Polzer. Er weist die Fernsehzuschauer zur Begrüssung an:
Österreich startet schwungvoll in die Partie. Andreas Ulmer schiebt Marten de Roon den Ball durch die Beine und Reporter Polzer freut sich diebisch:
Doch das Hoch hält nicht lange an. Es wird eng, als ÖFB-Star David Alaba am Strafraumeck Denzel Dumfries auf den Fuss steht. Der Co-Kommentator Roman Mählich, einst selber Nationalspieler, ahnt, was kommt:
Als der Schiedsrichter sich die Szene anschaut und die Zeitlupe gezeigt wird, weiss auch Polzer, was es geschlagen hat:
Hollands Stürmerstar Memphis Depay schnappt sich den Ball und verwertet den Penalty zur 1:0-Führung. Reporter Polzer macht der Mannschaft Mut:
Die «Elftal» hat mit der Führung im Rücken nun Oberwasser, den Österreichern gelingt wenig bis gar nichts. Nach einem Fehler Alabas hat Depay eine weitere Chance. Polzer stellt fest: «Das darf so nicht passieren», woraufhin ihm Mählich beipflichtet:
Dann fängt sich Österreich, es hält sich nun etwas öfter in der gegnerischen Platzhälfte auf. Zuversicht bei Roman Mählich:
Oliver Polzers cooler Kommentar:
Bald ist Pause – aber bevor es in die Kabinen geht, muss Österreich eine holländische Druckphase überstehen. Die Chancen häufen sich, oder wie Polzer es beschreibt:
Doch immerhin greifen die Flammen nicht über, das österreichische Haus steht noch. Zur Pause heisst es erst 1:0 für die Niederlande. Im Studio fordert auch Experte Prohaska, dass die Österreicher schneller umschalten müssen:
Von Euphorie kann nicht die Rede sein. Und der Ärger hält an, als die Österreicher nach einem ungepassen Pass von Marcel Sabitzer den Ball verlieren. Mählich regt sich auf:
Eine Stunde ist vorbei und die Niederländer sündigen weiter. Längst wäre ein zweiter Treffer verdient, Mählich stellt fest:
In der 67. Minute ist es dann so weit: Das überfällige 2:0 fällt. Dumfries erzielt es nach schöner Vorarbeit von Donyell Malen. Das Fazit von Roman Mählich:
Dann schweigen die beiden am Mikrofon etwa eine halbe Minute lang, ehe dieser kurze Dialog folgt:
Das Team klammert zu wenig gut, der Rest der Partie ist nur noch ein Ausplätschern. Die Niederlande feiert den zweiten Sieg und damit den Einzug in die Achtelfinals. Österreich muss nun gegen die Ukraine ran, Platz 2 liegt weiter drin. Doch bei Polzer droht das Euphorie-Pendel bereits wieder in die andere Richtung auszuschlagen:
Mählich hingegen bleibt zuversichtlich. Er weist darauf hin, dass die Niederlande mit ihrem Tempo ein Topteam sei:
Und so klingt der Fernsehabend beim ORF aus. Moderator Rainer Pariasek hält fest:
Sein Experte Herbert Prohaska anerkennt die Stärke der Holländer, welche Österreich ähnlich gut im Griff hatten wie 24 Stunden zuvor Italien die Schweiz. «Schneckerl» macht seinen Landsleuten indes Mut für die letzte Aufgabe in der Gruppenphase:
Bereits klar ist, dass die Niederlande die Gruppe C für sich entschieden hat. Das Direktduell um den zweiten Fixplatz in den Achtelfinals zwischen Österreich und der Ukraine steigt am Montag (18 Uhr) in Bukarest. Und natürlich live im ORF.
Ich habe oft Skifahren bei den Österreichern geschaut. Der Unterschied zum SRF war die Sachlichkeit und Professionalität der Österreicher. Währenddessen der SRF-Moderator bei einem Sturz des Ösis förmlich ins Mikro schrie vor lauter schadenfreudigem Jubel, war auf der Gegnerseite jederzeit Respekt zu hören.
Ich mag sie, die ORF-Moderatoren.
Finde es noch erfrischend auf ORF zu schauen, haben wir jetzt schon ein paar Mal gemacht ;-)