Borussia Dortmund hat seine Leichtigkeit verloren, die Überfliegermannschaft des Herbsts ist ins Straucheln geraten: Das 0:3 im Achtelfinal-Hinspiel bei Tottenham ist wettbewerbsübergreifend das vierte sieglose Spiel in Serie für den BVB und bedeutet wohl das Aus in der Königsklasse.
3 - Dortmund kassiert im 3. Pflichtspiel in Folge 3 Gegentore, das gab es beim BVB zuletzt vor 9 Jahren (Januar/Februar 2010 unter Jürgen Klopp). Debakel. #UCL #THFCBVB pic.twitter.com/RbzRWg3k4O
— OptaFranz (@OptaFranz) 13. Februar 2019
Die Mannschaft von Lucien Favre braucht im Rückspiel ein veritables Wunder, um doch noch in den Viertelfinal einzuziehen. So wie sich der BVB in den letzten Wochen präsentiert hat, deutet nur wenig darauf hin. Der angezählte Bundesliga-Tabellenführer, der in London auf die verletzten Marco Reus, Paco Alcacer, Lukasz Piszczek und den kranken Julian Weigl verzichten musste, kriegt seine offensichtlichen Probleme einfach nicht in den Griff.
Drei Flanken in den Strafraum, drei Gegentore: Sieben Treffer in Serie hat der BVB nun nach Flanken oder Standardsituationen kassiert – eindeutig zu viele. Dass viele Bälle von den Aussenbahnen in den Strafraum fliegen, nimmt Favre in Kauf. Das gehört quasi zu seiner Spielphilosophie. Der 61-jährige Trainerfuchs vertraut der Statistik, dass Tore im Anschluss an hohe Hereingaben eher unwahrscheinlich sind.
Dazu muss man allerdings gut verteidigen und genau das macht Dortmund in letzter Zeit nicht mehr. Das verletzungsbedingte Fehlen von Abwehrchef Manuel Akanji ist sicher nicht förderlich. Auch nicht, dass Innenverteidiger-Kollege Dan-Axel Zagadou bei seinem Comeback gleich gegen einen so starken Gegner wie Tottenham wieder ran musste.
Dem BVB fehlte zuletzt in der Defensive schlicht die personelle Konstanz: Favre musste in 32 Saisonspielen insgesamt 15 unterschiedliche Versionen seiner Viererkette aufs Feld schicken. Das soll sich aber bald wieder ändern. Nach der Rückkehr von Zagadou steht auch das Comeback von Akanji vor der Tür, der Schweizer Nationalspieler trainiert schon wieder mit der Mannschaft.
Es scheint, als gehe dem BVB langsam die Kraft aus. Vor der Winterpause konnte Dortmund auf Rückstände immer wieder reagieren und drehte so manches Spiel dank Favres Händchen bei Einwechslungen noch zu seinen Gunsten. Im neuen Jahr ist das genau umgekehrt. In Frankfurt, zweimal gegen Bremen und zuletzt gegen Hoffenheim verspielten die Schwarz-Gelben Führungen zum Teil fahrlässig. Es scheint, als gehe dem BVB irgendwann die Kraft aus
Auch gegen Tottenham hatte Favres Elf zunächst Vorteile: «Dortmund war in der ersten Hälfte besser als wir, aber dann haben sie nachgelassen», erklärte Tottenhams Jan Vertonghen nach dem Spiel. «Auf mich wirkte es nach Sons Treffer, als seien sie zufrieden mit dem 0:1. Deshalb haben wir sie weiter attackiert.»
Die Rückschläge der letzten Wochen scheinen in den Köpfen der Spieler Spuren hinterlassen zu haben. Die Leichtigkeit und das Selbstvertrauen sind wie weggeblasen und über den Kampf ins Spiel zu kommen, ist sich der eher leichtgewichtige BVB schlicht nicht gewöhnt. Einige Spieler wie Achraf Hakimi oder Jadon Sancho scheinen ausserdem überspielt, doch Favre fehlt wegen den vielen Verletzungen die Breite im Kader, um ihnen in wichtigen Partien eine Pause zu geben.
Here is tomorrow's @SunSport back page: Son left Dortmund scowling again pic.twitter.com/C2EenK8d3L
— Sun Sport (@SunSport) 13. Februar 2019