Eigentlich könnte Ole Gunnar Solskjaer einfach nur glücklich sein. In einem attraktiven Spitzenspiel der Premier League gewinnt er mit Manchester United auswärts bei Tottenham Hotspur mit 3:1. Acht Verlustpunkte beträgt der Rückstand auf Leader Manchester City noch, sechs Runden sind ausstehend. Auch wenn das Meisterrennen entschieden scheint: Möglich ist es noch für United. Schliesslich war die Ausgangslage 2012 genau gleich, als sich City im dramatischen Endspurt noch am Stadtrivalen vorbeischob und den Titel holte.
Doch Schlagzeilen macht nicht die Situation an der Tabellenspitze. Sondern ein Tor von Manchester United, das nicht gezählt hat.
Nach rund einer halben Stunde ging Manchester United vermeintlich in Führung. Doch der VAR meldete sich bei Schiedsrichter Chris Kavanagh. Er hatte gesehen, wie vor Edinson Cavanis Treffer ManUtd-Spieler Scott McTominay den Spurs-Star Heung-Min Son mit der Hand im Gesicht getroffen hatte. Das führte dazu, dass das Tor annulliert wurde:
Die Schiedsrichter-Organisation der Premier League, die PGMOL, lieferte auch schnell eine Begründung des Entscheids: «Es war nicht Teil von McTominays natürlicher Laufbewegung und es war unvorsichtig von ihm.»
Der norwegische Trainer von Manchester United war trotz des 3:1-Siegs auch nach der Partie noch hässig über den Entscheid der Unparteiischen. Ole Gunnar Solskjaer warf Heung-Min Son bei der BBC übertriebene Schauspielerei vor:
Solskjaer regte sich generell darüber auf, wie der Video-Schiedsrichter (VAR) den Fussball verändert hat. «Die Schiedsrichter sind von Son reingelegt worden. Leider hat der Schiedsrichter entschieden, dass wir nicht Fussball spielen, oder wahrscheinlich hat das der VAR entschieden. Ich bin absolut schockiert, wenn das ein Foul war.»
Tottenhams Trainer José Mourinho gilt auch nicht als grosser Fan des VAR. Gestern sagte er: «Ich verstehe gar nichts mehr. Manchmal gilt etwas, manchmal nicht. Es ist für alle schwierig: für uns, für die Spieler, für die Schiedsrichter. Es gibt viele Widersprüche und Entscheidungen, die man nicht gut nachvollziehen kann. Das ist nicht mein Problem, ich kann das nicht lösen.»
Was Mourinho allerdings kann, ist seine Spieler verteidigen. So gab er seinem Berufskollegen Solskjaer Gegensteuer:
10 - José Mourinho has suffered 10 league defeats in a single season for the first time in his entire managerial career. Decline. pic.twitter.com/xiN197rEN6
— OptaJoe (@OptaJoe) April 11, 2021
Vermutlich dank des 3:1-Siegs gab sich Scott McTominay versöhnlich. Der Schotte meinte:
Denn ausgerechnet Son hatte Tottenham wenige Minuten nach dem Zwischenfall in Führung gebracht. Nach der Pause drehte ManUnited die Partie dank Treffern von Fred, Cavani und Mason Greenwood.
Der Südkoreaner hatte feuchte Augen, als er nach der Partie zum Interview antrat. Son war nach der 1:3-Niederlage niedergeschlagen und rang nach Worten, nachdem Tottenham nun sechs Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz hat:
Sonny has his say on today's game.#THFC ⚪️ #COYS pic.twitter.com/koVOKGQZ8P
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) April 11, 2021
Zur umstrittenen Szene wurde Son vom Klub-TV der Spurs nicht befragt. Auch sonst ist keine Reaktion von ihm dazu überliefert.
Tottenham leitete noch gestern Abend rechtliche Schritte gegen Rassisten ein, die Son auf diversen Plattformen «abscheulich rassistisch» beleidigten.
Another matchday and more abhorrent racial abuse suffered by one of our players. This has again been reported to the platforms and we shall now undertake a full review alongside the Premier League to determine the most effective action moving forward.
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) April 11, 2021
We stand with you, Sonny. pic.twitter.com/fNBpSykJJo
Roy Keane, ManUtd-Legende und TV-Experte bei «Sky»:
Gary Lineker, Torschützenkönig der WM 1986 und BBC-Moderator:
It’s extraordinary how ludicrous VAR has become. Not only with their many errors but that it sucks the life out of the game. The joy of celebrating, which is what makes football so special, has been completely diluted.
— Gary Lineker 💙 (@GaryLineker) April 11, 2021
Jamie Redknapp, 17-facher englischer Nationalspieler und TV-Experte bei «Sky»:
Micah Richards, 13-facher englischer Nationalspieler und TV-Experte bei «Sky»:
Mark Halsey, Premier-League-Schiedsrichter von 1997 bis 2013, in der «Sun»:
Clinton Morrison, 35-facher irischer Nationalspieler und Experte beim BBC Radio:
Rio Ferdinand, 81-facher englischer Nationalspieler und langjähriger Verteidiger von Manchester United:
My tv is moments away from being on the patio in 100 pieces #var 🤯
— Rio Ferdinand (@rioferdy5) April 11, 2021
Scrap VAR... an absolute shambles!
— Rio Ferdinand (@rioferdy5) April 11, 2021
The fella at Burnley Volleyed Longstaff in the face earlier and wasn’t a foul... now this! 😴
Was Ferdinand nicht versteht: Wie diese Aktion im gestrigen Spiel zwischen Burnley und Newcastle (1:2) im Gegensatz zu McTominays Schlag kein Foul war: