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Wieso nach Ende von Alex Wilsons Dopingsperre ein Comeback unmöglich ist

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS DER SPRINTER ALEX WILSON EINE 4-JAEHRIGE SPERRE UND EINE GELDSTRAFE WEGEN DOPING ERHAELT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- Alex Wilson from Swit ...
Rennt Alex Wilson bald wieder über die Tartanbahnen dieser Welt?Bild: keystone

Die Dopingsperre gegen Alex Wilson endet – aus einem Comeback wird trotzdem nichts

Vier Jahre durfte der Schweizer Rekordhalter über 100 Meter nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Ab nächstem Montag wäre dies theoretisch wieder möglich. Die Hintergründe zur aktuellen Entwicklung.
24.04.2025, 09:4424.04.2025, 09:44
Rainer Sommerhalder / ch media
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Die Bombe platzt, als die Olympischen Sommerspiele in Tokio bereits laufen. Der Schweizer Sprinter Alex Wilson wird am 27. Juli 2021 vom Internationalen Gerichtshof CAS in Lausanne wegen Dopings provisorisch gesperrt und darf nicht bei Olympia starten.

Diesem Entscheid geht ein mehrmonatiges Hin und Her abseits der Öffentlichkeit voraus. Bei seiner Rückkehr aus dem mehrwöchigen Trainingslager in Las Vegas am 14. März 2021, um die Geburt seines dritten Kindes mitzuerleben, wird der Schweizer Rekordhalter über 100 m und 200 m am Morgen darauf von Swiss Sport Integrity (SSI) zuhause unangemeldet getestet. Der Test fällt positiv aus, das Labor weist im Urin des Baslers mit jamaikanischen Wurzeln die anabole Substanz Trenbolon nach. Wilson wird am 28. April von SSI provisorisch gesperrt.

Der Sprinter Alex Wilson in Basel, am Mittwoch, 28. Juli 2021. Der Internationale Sportgerichtshof spricht fuer Wilson aufgrund eines positiven Doping-Befunds bis auf Weiteres eine provisorische Sperr ...
Anstatt zu Olympia zu reisen, blieb Alex Wilson im Juli 2021 in Basel.Bild: keystone

Die Anwälte von Alex Wilson unter der Führung des Baslers Gabriel Nigon fechten diese provisorische Sperre mit Verweis auf wahrscheinliche Kontamination durch behandeltes Rindfleisch in den USA bei der Disziplinarkammer (DK) erfolgreich an. Wilson darf ab dem 18. Mai 2021 wieder starten, reist zurück in die USA ins Training und brilliert dort mit angeblichem Europarekord über 100 m (9,84 Sekunden). Erst Stunden vor seinem geplanten Abflug nach Tokio setzt das CAS diesem Spiel ein Ende. Im Juni 2022 endet dann auch das ordentliche Verfahren vor der DK mit der Maximalstrafe eines vierjährigen Wettkampfverbots.

Wieso ein Comeback nicht möglich ist

Inzwischen ist Alex Wilson 34 Jahre alt. Am Sonntag, 27. April, läuft seine Sperre ab. Es gibt genügend Beispiele von Sprintern, die in diesem Alter noch Weltklasse-Leistungen ablieferten – auch nach eigenen Dopingsperren. Plant der schnellste Mann der Schweiz also ein Comeback?

Wilson, der seine Schuld nie eingesteht und stattdessen von einer Verschwörung gegen sich spricht, will nicht auf die Bahn zurückkehren. Der Grund liegt allerdings nicht bei seiner mangelnden Fitness, sondern beim Umstand, dass der 34-Jährige wohl trotz aller Unschuldsbeteuerungen genau weiss, dass es sportrechtlich in den kommenden Tagen noch viel schlimmer kommen wird.

Alex Wilson
Alex Wilson droht eine Sperre von acht weiteren Jahren.Bild: imago-images.de

Seit geraumer Zeit läuft gegen Alex Wilson ein zweites Dopingverfahren. Dieses beruht zwar nicht auf einem positiven Befund und ein Fehlverhalten ist daher schwieriger nachzuweisen, trotzdem ist die Beweislage derart erdrückend, dass Swiss Sport Integrity wohl am Freitag verkünden wird, dass Wilson maximal für acht weitere Jahre gesperrt bleibt.

Eine noch höhere Strafe als schon abgesessen

Inhaltlich geht es darum, dass Wilson im Jahr 2021 vom angeblichen texanischen Kinesiologen und Naturheilpraktiker Eric Lira für mehrere tausend Franken verbotene Wachstumshormone und EPO bezogen hat. Weil das Strafmass bei einem Wiederholungstäter verdoppelt werden kann, geht es nun eben um acht und nicht mehr nur um vier Jahre.

Blessing Okagbare, of Nigeria races in a women's 200 meter heat at the World Athletics Championships in Doha, Qatar, Sept. 30, 2019. U.S. prosecutors charged a Texas man on Wednesday, Jan. 12, 20 ...
Blessing Okagbare wurde wegen ihrer Verbindung zum texanischen Naturheilpraktiker Eric Lira gesperrt.Bild: keystone

Die Faktenlage ist spätestens seit dem Geständnis von Lira vor einem Gericht in den USA und seiner rechtskräftigen Verurteilung zu drei Monaten Gefängnis und einem weiteren Jahr auf Bewährung klar. Neben Wilson beschuldigte der texanische Dopingdealer, der seine Ware in Mittel- und Südamerika bezog, eine weitere Athletin namentlich. Und die nigerianische Sprinterin Blessing Okagbare ist längst wegen organisierten Dopings und fehlender Mitwirkung bei der Aufklärung für insgesamt elf Jahre gesperrt worden.

Sie ist der Gradmesser dafür, was SSI noch diese Woche im Fall Wilson offiziell verkünden wird. Zumal auch der Basler Sprinter seiner Verhandlung unentschuldigt fernblieb und es entsprechend keine für ihn entlastenden Fakten in diesem Verfahren gibt. Den Athleten Alex Wilson wird es definitiv nie mehr geben.

Zwickt der Rücken oder ruft das Doping?

Als CH Media die Verbindung zwischen Wilson und Lira vor drei Jahren bekannt machte, gab der Sprinter diese selbst freimütig zu. Allerdings betonte er damals, dass er aufgrund seiner Rückenschmerzen beim Kinesiologen in Behandlung war. Später begab sich der Schweizer an den Wohnort von Eric Lira nach El Paso in Texas, um sich angeblich mit einem Aufenthalt in einer Unterdruck-Kammer auf seine Olympiaeinsätze in Tokio vorzubereiten.

Alex Wilson of Switzerland wins the 200 m race at the International Athletics Meeting in Lucerne, Switzerland, on Tuesday, June 29, 2021. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Den Sprinter Alex Wilson wird es nicht mehr geben.Bild: keystone

Die Gerichtsakten aus den USA sagen etwas anderes aus. Demnach lieferte Eric Lira am 14. Juni 2021 Wachstumshormone und EPO an Alex Wilson. Also zu einem Zeitpunkt, wo der Basler bereits im laufenden Dopingverfahren wegen der Trenbolon-Probe steckte und entsprechend unter besonderer Beobachtung stand. Eine besondere Abgebrühtheit oder schlicht Naivität?

Wie und seit wann Alex Wilson tatsächlich in illegalen Machenschaften involviert war, bleibt mangels eigenen Geständnisses unklar. Es gibt Aussagen von Bekannten Wilsons, er habe bereits 2019 vom Zugang zu speziellen Hilfsmitteln gesprochen. Andere Insider sagen, dass erst der Tod seines Mentors und langjährigen Trainers Lloyd Cowan im Januar 2021 wegen Corona Wilson auf die schiefe Bahn gebracht habe.

Toxische Beziehung nach Jamaika

Der Schweizer zählte fortan beim Coaching auf die Dienste des Jamaikaners O'Neil Wright. Im Juni 2022 wurde die jamaikanische Dreispringerin Sabina Allen, ebenfalls Athletin bei Trainer Wright, zu vier Jahren Sperre verurteilt – offenbar auch aufgrund von Informationen aus dem Netzwerk von Eric Lira.

Im Dezember 2023 erhob die Staatsanwaltschaft von New York schliesslich Anklage gegen Wright und warf ihm und Landsmann Dewayne Barrett vor, die Dopinglieferungen an Wilson organisiert zu haben. Die beiden sind nicht geständig. In der Anklageschrift wird ein Whatsapp-Chat zwischen den Trainern und Eric Lira zitiert, in welchem es um die Lieferung von Dopingmitteln an Alex Wilson geht: «Er will von allem!», heisst es dort.

Gemäss Gerichtsakten liess sich der Schweizer diese Behandlung 4590 Dollar kosten. Nicht erst mit der neuen Verurteilung ein teurer Spass.

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quelle: epa/apa / roland schlager
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Knoudi
24.04.2025 10:28registriert Juni 2020
Als ich noch an de Front einer Bank gearbeitet habe, war Wilson als Kunde bei mir. Er hatte kein Ausweis dabei und folglich gabs kein Geld. Sein Aussage war dann man müsse ihn doch kennen, er sei der schnellste Mann der Schweiz. Niceeeee....
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aber hallo!
24.04.2025 10:24registriert Januar 2021
Er hatte doch zu Beginn der Dopint-Affäre nur ein "verunreinigtes" Steak oder so gegessen, nicht? HaHaHa
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Tsherish De Love aka Flachzange
24.04.2025 10:29registriert September 2020
Seine Interviews waren schon legendär
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