Stefan Frei steht bereits seine gesamte Karriere in der MLS im Tor und wird jedem Fan der amerikanischen Liga ein Begriff sein. Doch wie landet ein Schweizer schon zu Beginn seiner Karriere in dieser Liga?
Frei, welcher der Cousin zweiten Grades von Alexander Frei ist, lebte bis im Jugendalter in Altstätten SG und absolvierte sogar mit Tranquillo Barnetta und Reto Ziegler Spiele in der U15-Nationalmannschaft. Doch als der grossgewachsene Torhüter 15 Jahre alt war, erhielt sein Vater einen Job im Westen der USA und der Jugendliche zog mit seiner Familie nach Amerika.
Obwohl Fussball in den USA eher ein Randsport ist, blieb Frei in der Highschool dem Fussball treu und erhielt nach starken Leistungen für die University of California in Oakland ein Stipendium. Auch auf dem College überzeugte der Schweizer weiterhin und wurde sogar zum besten College-Torhüter gewählt. Als 2009 der MLS-Super-Draft anstand, wurde der damals 23-Jährige in der ersten Runde von Toronto an zehnter Stelle gewählt und war der erste Torhüter, welcher in dem Draft ein Team fand.
Der junge, hoffnungsvolle Schlussmann war direkt Stammkraft bei den Kanadiern und bestritt insgesamt 99 Spiele für Toronto, bevor er sich das Bein brach. Daraufhin wurde Frei von der Franchise aussortiert und für einen Erstrunden-Pick zu den Seattle Sounders getradet.
Mit den Sounders gewann der Altstätter dann auch zum ersten Mal in der MLS die Meisterschaft. In der Saison 2015/16 bestritt er insgesamt 39 Spiele, kassierte nur 44 Gegentore und hatte damit einen grossen Anteil am Titel. Im Final setzte sich Seattle ausgerechnet gegen Toronto durch. Frei hielt seinen Kasten bis zum Penaltyschiessen sauber und glänzte mit einer sensationellen Parade in der Verlängerung. Experten diskutierten daraufhin, ob Frei ausfahrbare Hände hat, weil sie keine wissenschaftliche Erklärung für diese Parade hatten. Völlig zu Recht wurde der Schweizer zum besten Spieler des Spiels gewählt.
Auch in der kommenden Saison standen die Sounders wieder im Final, wieder gegen Toronto, doch dieses Mal mit dem schlechteren Ende für Frei und sein Team. Auf den nächsten Titel musste Frei bis zur Saison 2018/19 warten und natürlich war im Endspiel der Gegner erneut sein Ex-Klub.
Den grössten Erfolg feierten Seattle und Frei drei Jahre später, als die CONCACAF Champions League gewonnen wurde. Gegen den mexikanischen Vertreter UNAM Pumas setzte sich Seattle mit dem Gesamtskore von 5:2 durch. Mit diesem Sieg sicherten sich die Sounders das Ticket für die diesjährig neu eingeführte Klub-WM.
Mittlerweile kommt Frei auf 507 Pflichtspiele für die Sounders und bestritt am siebtmeisten Partien überhaupt in der MLS. Auch wenn Frei mit 39 Jahren mittlerweile der älteste Spieler von Seattle ist, zeigt er weiterhin herausragende Leistungen. In der vergangenen Saison musste der 1,91 Meter grosse Schlussmann in 34 Spielen bloss 35 Mal hinter sich greifen und blieb in 13 Begegnungen ohne Gegentor. Dies war Bestwert der Liga. Auch in der laufenden Saison wahrte der Schweizer in 16 Einsätzen bereits fünfmal die weisse Weste.
Auch Trainer Brian Schmetzer schwärmt von Frei: «Die Verteidiger vertrauen Stefan in dem Sinne, dass sie wissen, wenn sie einen Fehler machen, ist Stef immer bereit, um den Schlamassel zu bereinigen.»
Obwohl Frei auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, absolvierte er weder für die Schweiz noch für die USA ein A-Nationalspiel. Nach seiner Karriere möchte der begeisterte Maler, welcher seine Kunstwerke auch verkauft, in Nordamerika bleiben, wie er in einem Interview mit der NZZ selbst vor einigen Jahren sagte.
Das Klub-WM-Abenteuer startet für Frei und die Seattle Sounders mit dem Spiel gegen den brasilianischen Vertreter Botafogo (in der Nacht auf Montag), bevor es zu den Spielen gegen Atlético Madrid und Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain kommt. Vielleicht kann dann der unbekannte Schweizer auch Dembélé und Co. ärgern und somit auch in der Schweiz mehr Ansehen bekommen.
In Kanada kennt man wohl auch keine Eishockeyspieler, die in der italienischen, britischen oder hongkonger Liga seit Jahren dabei sind.