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Schweizer Juden entsetzt: FCL-Fans treiben «St.Galler Jud» vor sich her

Ein FC Luzern-Fan-Tross in St. Gallen wird von einem als orthodoxen Juden verkleideten Mann mit einem FC-St.Gallen-Schal um den Hals angeführt.
Ein FC Luzern-Fan-Tross in St. Gallen wird von einem als orthodoxen Juden verkleideten Mann mit einem FC-St.Gallen-Schal um den Hals angeführt.Bild: fan-fotos.ch
Beim Auswärtsspiel in St.Gallen

Schweizer Juden entsetzt: FCL-Fans treiben «St.Galler Jud» vor sich her

Im Vorfeld des Auswärtsspiels des FCL gegen St.Gallen zogen die Luzerner Fans durch St.Gallen. Anführen liessen sie sich von einem als orthodoxen Juden verkleideten Mann. «Inakzeptabel», sagt der Jüdische Dachverband der Schweiz. 
20.02.2015, 15:0523.02.2015, 00:07
Rafaela Roth
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Das Bild tauchte zunächst auf fan-fotos.ch auf, inzwischen wurde es wieder von der Seite gelöscht. Darauf zu sehen sind Luzerner Fussballfans bei ihrem Marsch durch St.Gallen am vergangenen Sonntag. Angeführt wird der Zug durch einen als Juden verkleideten Mann mit einer FC-St.Gallen-Schärpe um den Hals. FCL-Fans taten den Auftritt als Fasnachts-Spass ab, nachdem das Foto in den sozialen Medien grosse Entrüstung ausgelöst hatte. 

«Absolut inakzeptabel», findet das Jonathan Kreutner, Generalsekretär des grössten jüdischen Dachverbandes der Schweiz: «Hier wird ein Jude zum Feindbild stilisiert, um den Gegner zu beleidigen», sagt er. «Ein Jude als Beschimpfung ist weder witzig, noch akzeptabel und hat schon gar nichts mit Fasnacht zu tun», sagt er weiter. 

Auch beim FC Luzern distanziert man sich «in aller Schärfe» vom Vorfall – Kommunikationschef Max Fischer sagt gegenüber storyfilter.com: «So etwas hat im Sport nichts zu suchen. Wir haben bereits Kontakt mit den Fanarbeitern aufgenommen.»

FCL-Fan: «St.Galler Fans wurden schon immer als Juden bezeichnet»

Ein FCL-Fan, der anonym bleiben will, winkt derweil ab: «Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun. Der FCL ist politisch neutral», sagt er. Zwischen den Luzernern und den St.Gallern bestehe eine alte Feindschaft. «Die St.Galler Fans wurden schon immer als Juden bezeichnet», sagt er weiter: «Die St.Galler nehmen dies teilweise sogar selber auf, indem sie Israel-Flaggen an Spiele mitnehmen», erklärt er. Als Beleidigung der Juden sei das nicht gemeint. 

An diesen Aussagen lässt die Tatsache zweifeln, dass auch das Anti-St.Gallen-Lied gegen die «Juden aus St.Gallen» in der FCL-Kurve nie ganz ausgestorben ist: «Und sie werden fallen, die Juden aus St.Gallen», heissen die entsprechenden Zeilen. 

Beim FC St.Gallen ist man entrüstet: «Weder in der Gesellschaft noch im Sport haben solche Aktionen etwas zu suchen. Das ist rassistisch und diskriminierend», sagt FCSG-Medienchef Daniel Last. Dass die St.Galler Fans schon länger als Juden bezeichnet werden, ist ihm selber aber erst seit dem Vorfall bekannt. Da das Ganze ausserhalb des Stadions geschah, könne er zudem nicht beurteilen, welche Konsequenzen das für die Luzerner Fans oder den FCL haben könnte. 

Am Freitagabend distanziert sich die Fan-Dachorganisation «United Supporters Luzern» von den «anti-semitischen Vorkommnissen»: «Wir bedauern es sehr, dass wir bei dem Vorfall zu wenig schnell eingegriffen haben und das Problem erst im Stadion in den Griff bekamen. Wir stellen uns der berechtigten Kritik aufgrund der Vorkommnisse auch mit einem internen Aufarbeitungsprozess, der bereits am letzten Wochenende begonnen hat», schreiben sie auf Facebook. 

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
20.02.2015 15:44registriert Januar 2014
Nur, weil etwas schon lange gemacht wird, ist es nicht weniger rassistisch, das ist eine selten doofe Ausrede.
Aber es zeigt mal wieder exemplarisch auf, dass Sportfans in vielen Belangen nicht in der modernen Gesellschaft angekommen sind und dies auch nicht wollen, die internen Rituale sind in vielen Vereinen verachtenswert.
Aber mit der Ausrede "Fankultur und Tradition" wird sich aus der Verantwortung gestohlen.
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Angelo C.
20.02.2015 22:49registriert Oktober 2014
Ich sehe, dass Goschi mit teilweise nachvollziehbaren Argumenten am kämpfen ist. Vieles davon scheint mir stimmig, auch der Holocaust-Bonus mag noch immer ein gewisses Kriterium sein. Also keine Meinungs- und Redefreiheit. Gut. Wie aber soll man dies nun mit den teilweise echt beleidigenden Karikaturen und Aussagen gegenüber gläubigen ( "normalen" und nicht nur den extremistischen!) Muslimen in Einklang bringen? M.E. eine sehr berechtigte Frage, denn während eine Fasnachts-Schnapsidee massiv kritisiert wird, sind dann Beleidigungen an deren "geheiligten Propheten" saulustig, bloss Satire und fallen somit unter die "Meinungsfreiheit des demokratischen Westens", woran es angeblich zwingend festzuhalten gilt. Motto: Wenn zwei dasselbe tun, so ist es nicht das Gleiche. Etwas problematisch, diese Art der simplifizierten Unterscheidung.
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TschGadEis
20.02.2015 18:44registriert Januar 2015
Rassismus (zurecht) verurteilen und im gleichen Satz alle Fussballfans in einen Topf werfen. Bravo...
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