In der achten Minute kam Argentinien zu einem Konter, der nach Messis guter Einleitung in einem versprungenen Ball endete, welchen Higuain hervorragend direkt verwandelte. Dieser etwas zufällige Treffer führte dazu, dass die Gauchos kaum noch versuchten, Druck zu machen. Die beiden Flügelspieler ihres 4-4-1-1-Systems hielten sich stark zurück und liessen Messi und Higuain im Zentrum auf sich allein gestellt.
Die routinierten belgischen Abwehrspieler liessen sich davon kaum einmal überrumpeln. Dabei bot das belgische 4-1-4-1 eigentlich zahlreiche Unkompaktheiten, welche Messi und Co. mit Kombinationen hätten ausnutzen können. Das belgische Verschieben war nicht sehr diszipliniert und durch viele Mannorientierungen im Zentrum entstanden immer wieder Lücken; kurioserweise sogar in Messis Lieblingszone, dem rechten Halbraum. Doch Sabellas Mannschaft versuchte kaum, diese Schwachpunkte anzusteuern. Die Einwechslung des vielseitigen Achters Enzo Perez für den verletzten Di Maria sorgte für eine noch unambitioniertere Rolleninterpretation.
Auch die Südamerikaner bekleckerten sich nicht gerade mit Ruhm, was die Kompaktheit ihrer Offensive angeht. Druck nach vorne machten sie ohnehin nur ganz gelegentlich. Meist standen sie sehr tief in ihrer eigenen Hälfte und verteidigten in sehr niedriger Intensität. Im Laufe des Spiels wurde das immer extremer.
Dabei kann man aber selbst ihre Kompaktheit nur sehr bedingt loben, die bei einer so tiefen Stellung eigentlich automatisch ganz gut sein sollte oder im besten Fall die wichtigste Qualität. Allerdings hielten sich die Flügelstürmer oft sehr breit an den gegnerischen Aussenverteidigern, sodass Lücken zwischen Halbraum und Zentrum entstanden. Auch Messis geringe defensive Beteiligung verschuf den Belgiern viel Zeit am Ball.
Die vielen Lücken konnten vor allem durch die starke Strafraumverteidigung – besonders Garay glänzte – und den hohen Arbeitsradius von Mascherano kompensiert werden. Dieser machte erneut ein strategisch und kämpferisch herausragendes Spiel und drückte die belgischen Bemühungen immer wieder aus den entscheidenden Räumen. Das war umso beeindruckender, weil sein bisher ebenfalls sehr starker Nebenmann Gago durch Biglia ersetzt wurde. Dieser liess sich zuweilen durch situative Manndeckung in abgelegene Räume zerren.
Bei den Belgiern zeigten sich die diversen Probleme ihres Offensivspiels, die sich schon durch das ganze Turnier ziehen – gegen keinen Gegner traf die individuell so starke Mannschaft vor der 70. Minute. Vor allem gab es kaum Verbindungen, Abläufe und Synergien zwischen den Offensivspielern.
Mirallas brachte vereinzelt etwas Dynamik mit Diagonalläufen in die Spitze ein, doch gab es null Präsenz in den zentralen Räumen, von wo aus man diese Bewegungen einmal hätte einsetzen können. Hazard wurde in statischen, isolierten Positionen eingesetzt, wo er zu viele Gegenspieler vor sich hatte und keinerlei Unterstützung seiner Mitspieler. Origi und Mirallas waren in der Spitze von ihm isoliert, Kevin de Bruyne musste recht tief bleiben, um die Balance im Mittelfeldzentrum zu halten.
Als Verbindungspunkt innerhalb der Angriffszone hätte Fellaini agieren können, der sich frei und weiträumig bewegte. Er zeigte aber erneut, dass ihm das strategische Geschick fehlt, um sich sinnvoll und dynamisch in den Offensivstrukturen zu bewegen. Er irrte recht willkürlich umher und rückte immer wieder zu früh ins Sturmzentrum auf. So gab es nicht nur sehr wenige Kombinationsansätze, sondern auch Einzelaktionen waren nur schwer möglich. Häufig blieben die Belgier leichtfertig hängen oder griffen zu vorhersehbaren Flanken aus schlechten Positionen.
An den massiven Offensivproblemen Belgiens änderten auch die Auswechslungen nichts. Kein Wunder, da die Wechsel rein personeller Natur waren und an der schlechten Struktur innerhalb der Offensive rein gar nichts änderten. Anstatt mit Defour oder Dembele etwas für die Organisation der Angriffe zu tun, setzte Wilmots auf reine Eins-zu-Eins-Wechsel: Lukaku ersetzte Origi, Mertens kam für Mirallas.
Zuletzt nahm der Trainer gar Hazard vom Feld und es kam der stilistisch ähnliche, doch wesentlich schwächere Chadli. Indes stellte Sabella mit der Einwechslung von Gago für Higuain auf ein noch passiveres, aber kompakteres 4-5-1 um, das den Belgiern noch grössere Probleme machte.
In der Endphase versuchte es der Aussenseiter dann noch mal mit der Brechstange. Daniel van Buyten wurde in den Sturm beordert und es entstand ein 3-3-4. Fortan gab es einen langen Ball nach dem anderen in Richtung des argentinischen Strafraums. Doch die Belgier verpassten es, die Flankenversuche wenigstens aus höheren Positionen zu starten. Durch den vorgezogenen Innenverteidiger, agierten die Außenverteidiger intuitiv zurückhaltender, sodass es weniger Druck über die Flügel gab. Argentinien bekam keine ernsthaften Probleme. Insgesamt kam nur ein einziger Schuss auf den Kasten von Romero.