Ist es Schicksal? Félix Auger-Aliassime kam an einem 8. August zur Welt. Am gleichen Tag feiert auch Roger Federer Geburtstag.
Ob der Kanadier mit Jahrgang 2000 dereinst so erfolgreich sein wird wie der «Maestro», steht noch in den Sternen. Die Anlagen dazu sind zweifellos vorhanden. Am ATP-Challenger-Turnier von Granby, eine Stunde östlich von der kanadischen Metropole Montréal gelegen, feierte Auger-Aliassime gerade zwei historische Siege.
Dank dem ersten Sieg, einem 6:3, 6:2 gegen den Australier Andrew Whittington (ATP 493), gelang dem 14-Jährigen als jüngstem Spieler überhaupt ein Sieg im Hauptfeld eines Challenger-Turniers. Roger Federer konnte auf dieser Stufe erstmals als 17-Jähriger gewinnen. Und gestern legte Auger-Aliassime nach, er besiegte den an Nummer 8 gesetzten Darian King (ATP 205) aus Barbados 7:5, 6:3. Damit steht der kanadische Teenager im Viertelfinal.
«Das ist ein Spiel, an das ich mich sicher immer erinnern werde», sagte der Youngster nach dem Sieg gegen King. Noch ist er in der Weltrangliste auf Platz 1237 zu finden, doch der Sohn eines Tennislehrers wird nach seinen jüngsten Erfolgen schon nächste Woche viel weiter oben stehen. Laut tennisnet.com wird Auger-Aliassime unter die besten 750 Tennisspieler der Welt vorstossen. Noch nie zuvor war ein jüngerer Spieler besser klassiert.
Inspiring to see what Félix Auger-Aliassime is doing at only 14 years old. He is going to be fun to follow.
— Milos Raonic (@milosraonic) 24. Juli 2015
Das Talent sagt zwar, er schiele noch nicht zu stark auf die Rangliste. «Ich spiele für mich, weil ich es gerne mache. Nicht für meine Trainer und nicht für meinen Vater», stellt er klar. Papa Sam wuchs mit zwölf Geschwistern in Togo auf und wanderte 1996, als 25-Jähriger, nach Kanada aus. Nun schaut er, dass sein Sprössling nicht abhebt und sein Stern nicht bereits verglüht ist, ehe er richtig hell gestrahlt hat. «Er hat noch nichts erreicht und daran erinnere ich ihn auch», betonte er in «La Presse».
Auger-Aliassime kommt nebst seinen technischen Fähigkeiten sicher auch zu Gute, dass er für sein Alter bereits gross gewachsen ist: Er ist 1,85 m gross. «Es kommt mir vor, als würde ich nicht aufhören zu wachsen», scherzt das Ausnahmetalent im Gespräch mit «Eh Game». Er sei glücklich darüber, dass das Wachstum kaum Einfluss auf sein Spiel habe.
«Wir müssen nicht um den heissen Brei reden: Auf die Körpergrösse kommt's an», stellt Louis Borfiga klar. Er arbeitet für Tennis Canada, den Landesverband, und kennt Félix Auger-Aliassime schon länger. Deshalb weiss Borfiga auch, dass sein Schützling weit mehr zu bieten hat als bloss einen langen Körper.
«Für sein Alter ist er schon sehr abgeklärt», schildert Borfiga, «er ist weiter als andere 14-Jährige.» Auger-Aliassime könne sich rasch einem Gegner und dessen Rhythmus anpassen. Und zu seinen Talenten käme eine Fähigkeit hinzu, die genau so wichtig sei. «Er kann zuhören. Was man ihm erklärt, kann er umsetzen. Es gibt Spieler, denen du alles 20, 30, 40 Mal sagen musst, bis sie es begreifen.»
Als seine Idole nennt der Kanadier zuallererst Roger Federer. Die Weltnummer 1 Novak Djokovic bewundere er für seinen Kampfgeist und seine Returns, Jo-Wilfried Tsonga für seine Power.
Spieler dieses Kalibers sind noch nicht Félix Auger-Aliassimes Gegner. Im Viertelfinal von Granby wartet nun als bislang grösste Aufgabe der noch jungen Karriere bei den Profis der Japaner Yoshihito Nishioka. Auf die Weltnummer 145 trifft der Kanadier in der Nacht auf morgen (Schweizer Zeit).