Diebisch freuen darf sich, wer ein Ticket für den heutigen Finaltag der Swiss Indoors ergattert hat. Dass sich Roger Federer für das Endspiel seines Heimturniers qualifizieren würde, damit durfte man unter normalen Umständen rechnen. Dass aber auch noch sein ewiger Rivale Rafael Nadal den Sprung in den Final schaffte, ist doch eher eine Überraschung. Zumal der Spanier in der ersten Runde gegen den Tschechen Lukas Rosol zwei Punkte vom vorzeitigen Ausscheiden entfernt gewesen war.
Nadal und Hallen-Hartplatzturniere – das hat bisher nie so richtig gepasst. Von seinen 67 Titeln auf der ATP-World-Tour schaffte er genau einen unter besagten Bedingungen – und das ist auch schon zehn Jahre her: 2005 am Masters in Madrid. Seither ist der Spanier immer leer ausgegangen. «Es ist offensichtlich nicht meine beste Unterlage», bestätigt der 29-Jährige, dass die Statistik nicht lügt.
Auch die Bilanz gegen Federer spricht diesbezüglich eine deutliche Sprache: Von fünf Indoor-Hartplatzduellen gewann Nadal nur eines: 2013 im Halbfinal der World-Tour-Finals in London. «Ich habe gegen Roger oft knappe Spiele gewonnen, aber nur einmal in der Halle. Er ist deshalb unter diesen Bedingungen immer der Favorit gegen mich», betont er.
Das ist umso bemerkenswerter, als dass Rafael Nadal der Spieler auf der Welt ist, der Roger Federer während der gemeinsamen Karriere am besten im Griff hatte. Ja der Spanier dominierte seinen grossen Rivalen aus der Schweiz. Die Direktbilanz liest sich immer noch sehr eindrücklich: Von 33 Duellen gewann Nadal 23.
Gegen keinen anderen Spieler tat sich Federer so schwer wie gegen den zähen Kämpfer von der Insel Mallorca, der auch von acht Grand-Slam-Finals gegen Federer deren sechs gewann (darunter vier in Paris). «Wir haben viele Stunden in wichtigen Spielen zusammen auf dem Platz verbracht. Deshalb wird auch dieser Final hier in Basel ein sehr spezielles Spiel sein», freut sich Nadal auf seinen Auftritt im «Feindesland.»
Es existieren unzählige Erinnerungen an die begeisternden Duelle zwischen den beiden Tennis-Titanen. Und für beide Spieler bleibt eine Partie als besonders denkwürdig im Gedächtnis haften: Der Wimbledon-Final 2008, in welchem Rafael Nadal Federer nach fünf Jahren als Titelhalter entthronte und gleichzeitig dessen 65 Spiele dauernde Ungeschlagenheit auf Rasen beendete. «Das war mein schönster Sieg gegen Roger», sagt Nadal noch heute. «Das war meine bitterste Niederlage gegen Rafa», tönt es aus dem Mund Federers.
Sowieso: Der 34-Jährige musste gegen seinen spanischen Rivalen während seiner illustren Karriere so manchen Tiefschlag einstecken. Besonders auf Sand fand Federer kaum einmal ein Mittel gegen Nadal. Am French-Open ging er im Final viermal als Verlierer vom Feld und erlebte dabei die eine oder andere Demütigung. Erst als Nadal 2009 vorzeitig scheiterte, war für Roger Federer der Weg zu dem Grand-Slam-Titel, der ihm noch gefehlt hatte, frei.
Heute sagt Federer: «Hätte es Nadal nicht gegeben, wäre ein anderer da gewesen. Aber auch diese Phase war wichtig für mich. Ich habe versucht, mich spezifisch auf ihn als Linkshänder vorzubereiten. So hat er mich sicher auch verbessert» und fügt an: «Wäre er Rechtshänder, hätte es mir die Aufgabe sicher einfacher gemacht.»
Heute Nachmittag treffen die beiden Tennis-Superstars, die die Tennis-Welt zwischen 2004 und 2010 fast im Alleingang beherrschten und 24 von 28 Grand-Slam-Titeln unter sich aufteilten, also erstmals anlässlich der Swiss Indoors in einem Final aufeinander. «Es ist fantastisch für mich und für die Fans», sagt Federer, der davor warnt, Nadal trotz der ungeliebten Unterlage zu unterschätzen: «Dafür, dass man zu Beginn des Turniers noch davon redete, dass er nicht mehr Tennis spielen kann, spielte er die letzten Tage sehr gut.»
Geniessen muss man das Duell der Titanen so oder so. Schliesslich ist es ein Stück Tennisgeschichte, welches man in Basel zu sehen bekommt.