Pirlo düpiert Hart mit perfektem Panenka – «weil dieser ein Riesentamtam machte»
Über 64'000 Zuschauer sehen im Olympiastadion von Kiew eine unterhaltsame Viertelfinal-Partie zwischen England und Italien. Trotz vielen Chancen steht es nach 120 Minuten 0:0, der Krimi muss im Penaltyschiessen entschieden werden.
Italien – England: Die Aufstellungen
Weil Montolivo am Tor vorbei schiesst, steht es nach je zwei Schützen 2:1 für England, als Pirlo an den Punkt läuft. Wenn er verschiesst, ist Italien so gut wie ausgeschieden. Der Druck, der auf dem 33-Jährigen lastet, ist enorm. Italien hat das Spiel gegen England völlig überraschend dominiert: 64 Prozent Ballbesitz und 35:9 Torchancen stehen zu Buche. Grosschancen en masse werden vergeben, Daniele de Rossi in der regulären Spielzeit und Alessandro Diamanti in der Verlängerung scheitern am Pfosten.
Und da steht er nun, dieser Andrea Pirlo, der eines der besten, wenn nicht das beste Spiel seiner Karriere abgeliefert hat. 117 Pässe fanden den Mitspieler – die englische Doppelsechs mit Captain Steven Gerrard und Scott Parker schaffte zusammen total 59 erfolgreiche Pässe.
Da steht er nun, dieser Andrea Pirlo. Seine Teamkollegen warten an der Mittellinie, während er den langen Weg zum gegnerischen Strafraum antreten muss. Wie schlimm dieser Weg tatsächlich ist, beschreibt Pirlo in seiner Biografie: «Es ist ein sadistisches Ritual, was dich erwartet. Diesen Moment wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht. Nur fünfzig Meter sind zu gehen, doch in Wahrheit ist dies ein Leidensweg, der dich deinen schlimmsten Ängsten entgegenführt.»
Kein Exhibitionismus, sondern Kalkül
Pirlo geht auch diesmal den Leidensweg zum Penaltypunkt – allerdings ohne eine klare Idee zu haben, was er gleich tun soll. Sieben Zitate zeigen, was «Mozart», wie er liebevoll genannt wird, dabei durch den Kopf geht.
Das Riesentamtam
Eine überlegte Entscheidung
Die Absicht
Der Vergleich mit Totti
Niemand wusste es
Die fehlende Romantik
«Bist du verrückt?»
Pirlos Penalty wird zur Wende im Elfmeterschiessen. Die Engländer beeindruckt Pirlos Coolness offenbar schwer, die Italiener befreit sie. In der Folge scheitern Young und Cole, während Nocerino und Diamanti Italien in den Halbfinal schiessen.
Dort siegt Italien dank einem Balotelli-Doppelpack auch gegen Deutschland – der Traum vom Titel endet dann im Final gegen Spanien. Es ist Pirlos letzte Europameisterschaft, gewonnen hat er sie nie. Es ist die einzige grosse Lücke im beeindruckenden Palmarès des «Mozart» des Fussballs.
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