An Roger Federer wird Andy Roddick wohl nie gute Erinnerungen haben. Zu oft steht ihm der 20-fache Grand-Slam-Sieger vor der Sonne. Nur drei Mal kann «A-Rod» den Schweizer Tennis-Maestro schlagen, 21 Mal muss Roddick als Verlierer vom Platz. Einmal im US-Open-Final und sogar dreimal im Endspiel von Wimbledon.
Auch bei Federers Heimturnier in Basel setzt es für Roddick in vier Spielen vier Pleiten ab. Ans erste Duell im Jahr 2001 kann sich der Aufschlagspezialist kaum mehr erinnern. «Von all unseren Matches weiss ich davon noch am wenigsten. Wir waren zwei Jungs, die versucht haben, es ganz nach oben zu schaffen. Da wusste aber noch niemand, was aus Roger später werden würde. Damals war unser Spiel nur eine Fussnote», schildert Roddick 2010 in Basel.
Die zweite Niederlage ein Jahr später wird der ehemaligen Weltnummer 1 aber nie mehr aus dem Kopf gehen. Roddick, damals die Weltnummer 12, wird von Federer (ATP 8) nämlich teilweise vorgeführt und dem Schweizer gelingt in dieser Partie einer der spektakulärsten Punkte seiner gesamten Karriere.
Im Viertelfinal-Duell – es ist bereits nach Mitternacht – gewinnt Federer den ersten Satz im Tiebreak, im zweiten legt er früh mit Break vor. Roddick serviert beim Stand 1:3 und 15:0, als es passiert: Der Amerikaner spielt Serve-and-Volley und reagiert am Netz zweimal hervorragend. Den Punkt scheint er nach einem wuchtigen Smash in der Tasche zu haben.
Doch Federer gibt sich nicht geschlagen. Er sprintet in die äusserste Ecke des Platzes und hämmert Roddick einen Gegensmash um die Ohren. Diesem bleibt nichts anderes übrig, als verdutzt am Netz zuzusehen, wie der Ball an ihm vorbei, der Grundlinie entlang, ins Feld segelt.
Federer kann sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, Roddick ist fassungslos und wirft sein Racket übers Netz vor Federers Füsse. «Ich hatte den Ballwechsel schon fast vergessen, dann kam YouTube und so werden wir nun an alle grossartigen Schläge gegen uns erinnert», sagt der Amerikaner Jahre später. Und er fügt, nicht ganz ernst gemeint, an: «Ich bereue eigentlich nur, dass ich ihn nicht getroffen habe, als ich meinen Schläger nach ihm geworfen habe.»
«Wir hatten in unseren über 20 Matches viele unglaubliche Ballwechsel. Das ist sicher einer, der heraussticht», erinnert sich Federer an den Gegensmash, der vom US-Magazin «Tennis inside» 2010 zum «Schlag des Jahrzehnts» gewählt wird.
Damit ist das Game aber noch längst nicht zu Ende. Roddick muss noch mehr einstecken: Bei 15:15 erwischt Federer sein Gegenüber – wieder nach einem Smash – mit einem herrlichen Backhand-Slice-Lob. Bei 15:30 folgt ein Return-Winner auf Roddicks ersten Aufschlag mit der Rückhand, das Break holt er sich mit einem Vorhand-Passierball.
Danach ist die Partie gelaufen. Federer zieht dank dem 7:6-6:1-Sieg in den Halbfinal ein, wo er gegen Wimbledon-Finalist David Nalbandian den Kürzeren zieht. Nach den beiden Final-Niederlagen 2000 und 2001 die nächste herbe Enttäuschung für das aufstrebende Talent – wieder ist nichts aus dem so lang ersehnten Heimsieg geworden.
Bis zum ersten Basel-Triumph muss sich Federer noch bis 2006 gedulden. Danach dominiert er sein Heimturnier meist und holt zehn Mal den Titel.