Marc Hirschi setzte in der zweiten Pyrenäen-Etappe der diesjährigen Tour ein dickes Ausrufezeichen. Der 22-jährige Berner verpasste den ersten Schweizer Tagessieg an der Tour seit acht Jahren nach langer Solofahrt durch die Pyrenäen knapp. Er wurde erst 1,7 Kilometer vor dem Ziel gestellt.
When you leave it all out on the road at the #TDF2020 after a 75km solo breakaway and take 3rd place on the line.👊🏻
— Team Sunweb (@TeamSunweb) September 6, 2020
We don't think anyone can fault @MarcHirschi's ride today - chapeau Marc!👏🏻 #KeepChallenging pic.twitter.com/r8GSBWuq4R
Auf den 153 km von Pau nach Laruns suchte Hirschi sein Glück früh im Alleingang. Am Ende fehlte wahrlich wenig und der Tour-Debütant vom Team Sunweb hätte die achtjährige Schweizer Durststrecke mit seinem Husarenritt beendet. Hirschi riss vor Rennmitte am zweiten von fünf Bergen aus und präsentierte sich auch in den Abfahrten in exzellenter Verfassung. Sein Vorsprung auf das Feld mit den Favoriten betrug maximal viereinhalb Minuten und schmolz auch im happigen letzten Anstieg hinauf zum Col de Marie Blanque nicht so schnell wie so oft bei Ausreissern in den Bergen.
Der Sieg ging schliesslich an den Slowenen Tadej Pogacar. Hirschi, der U23-Welt- und Europameister von 2018, der heuer erstmals an der Tour teilnimmt und schon bei seinem 2. Platz in der 2. Etappe am Sieg geschnuppert hat, belegte im Fünfersprint Platz 3.
Den letzten Gipfel 18 km vor dem Ziel überquerte Hirschi noch solo. In der Abfahrt holte er dann noch einmal ein paar Sekunden heraus, doch auf den letzten flachen Kilometern musste er die vier Verfolger Pogacar, Roglic, Bernal und Mikel Landa aufschliessen lassen. Im Sprint versuchte es der Schweizer noch einmal, doch Pogacar und Roglic hatten die Nase knapp vorne. Die 20-Sekunden-Strafe, mit der Hirschi im Nachgang wegen unerlaubter Verpflegungsaufnahme in der Sperrzone belegt wurde, war eine Randnotiz.
Im Gesamtklassement kam es zu einem Leaderwechsel. Der bisherige Führende Adam Yates musste die Favoriten am letzten der fünf Anstiege des Tages ziehen lassen und das Maillot jaune nach vier Tagen abgeben. Neuer Leader ist Topfavorit Primoz Roglic. Der Slowene hielt den Angriffen von Landsmann Pogacar souverän stand und trug auf den flachen letzten Kilometern dazu bei, dass Hirschi noch gestellt wurde.
A ride we won't soon forget. Congrats @MarcHirschi on an epic Stage 9. pic.twitter.com/F6FcwcQ25u
— Cervélo (@cervelo) September 6, 2020
Der 30-jährige Vuelta-Sieger von 2019 führt neu 21 Sekunden vor Egan Bernal und 28 Sekunden vor Guillaume Martin. Der in den Pyrenäen am bestechendsten aufgetretene Pogacar liegt mit 44 Sekunden Rückstand auf Platz 7. Hätte der 21-Jährige am Freitag nicht aufgrund eines Sturzes eines anderen Fahrers 1:20 verloren, wäre er jetzt in Gelb.
Bevor die Tour am Dienstag mit der 10. Etappe an der Atlantikküste fortgesetzt wird, stehen am Ruhetag die mit Spannung erwarteten umfangreichen Coronatests bei allen Fahrern samt Entourage an. Schon zwei positive Fälle in einem Team führen zum Ausschluss des ganzen Rennstalls. Hat die Tour-Blase ihr Ziel verfehlt, droht ein Chaos. (abu/sda)
Das ist ein künftiger Grand Tour Sieger!! Solch bittere Niederlagen wie heute werfen den Jungen stärker machen
Rückblickend hätte er sich nach dem Bergpreis hinten an die Verfolgergruppe hängen sollen und sich bis zum Ziel etwas erholen, dann hätte er das zusätzlichen Mü Schnauf wohl gehabt, um die nicht gerade endschnellen Roglic und Pogacar zu schlagen.. aber eben.. im Nachhinein ist man immer gescheiter..