Die ukrainische Armee und die prorussischen Rebellen haben sich erneut schwere Gefechte um den Flughafen der ostukrainischen Stadt Donezk geliefert. Die ukrainischen Truppen hätten den Befehl erhalten, massiv gegen die bekannten Separatisten-Stellungen vorzugehen, teilte Präsidentenberater Juri Birjukow über Facebook mit. Eine Offensive der Rebellen habe zurückgedrängt werden können.
Militärsprecher Andrej Lyssenko sprach von einer «Massenoperation». Demnach seien zuvor an die Separatisten verlorene Gebiete zurückerobert worden. «Wir haben fast den ganzen Flughafen zurückgeholt, der zum ukrainischen Territorium gehört», sagte Lyssenko. Der Einsatz stelle seiner Meinung nach keinen Verstoss gegen das Minsker Abkommen dar.
Die Armee hatte am Vortag mithilfe von mindestens zehn Panzern einen Korridor für Verstärkung bei den Gefechten am Flughafen schaffen können. Über diesen Weg wurden auch Opfer der Kämpfe fortgebracht. Bei den Gefechten soll es bis zu drei Tote und laut ukrainischen Medien etwa 20 Verletzte gegeben haben.
Aktuelle Drohnenaufnahmen zeigen: Der 400 Millionen Dollar teure Flughafen Donezk liegt in Trümmern. Seit Monaten versuchen Separatisten das Gelände einzunehmen, doch bislang leisteten ukrainische Soldaten erfolgreich Gegenwehr. Sie werden wegen den unmenschlichen Bedingungen in den Ruinen ehrfürchtig Cyborgs genannt.
Am Freitag hatten die Separatisten erklärt, nunmehr den gesamten Flughafen zu kontrollieren. Kiew dementierte umgehend. Angesichts der Zerstörung wird klar, dass es sich «nur» noch um einen Kampf von hoher Symbolkraft handelt, denn eigentlich gibt es den Flughafen nicht mehr, nur noch Trümmer.
Obwohl sich die Ukraine und die prorussischen Rebellen im Dezember auf eine Feuerpause geeinigt hatten, waren die Kämpfe zuletzt wieder aufgeflammt. Seit Donnerstag sollen laut ukrainischen Behörden elf Menschen getötet worden sein, 18 weitere Armeeangehörige seien verletzt worden. Bei einem Rebellenangriff auf einen Kontrollpunkt bei Luhansk sei ein Zivilist getötet worden.
Am Sonntag waren auch mehrere Stadtteile von Donezk unter Beschuss, in einigen Vierteln kam das öffentliche Leben zum Erliegen. Wie AFP-Reporter berichteten, war die ganze Nacht über Beschuss mit schweren Waffen im Stadtzentrum zu hören, der sich am Morgen verstärkte. Öffentliche Verkehrsmittel stellten den Betrieb ein, Geschäfte blieben geschlossen. Bewohner berichteten zudem von Schüssen im Nordwesten der Stadt.
bka/AFP/Reuters