Bei anderen Sportarten, etwa beim Ski, kennt man es schon seit längerer Zeit: Drohnenbilder, die hautnah am Geschehen sind und die Ereignisse übertragen. Nach rund einem Jahr des Tüftelns ist es nun ein paar niederländischen Drohnenpiloten gelungen, die Technik auch für die mit Abstand schnellste Sportart weiterzuentwickeln: für die Formel 1.
Die «Dutch Drone Gods» haben – zusammen mit Technikern von Red Bull – eine FPV-Drohne mit integrierter Kamera entwickelt, die mit der Geschwindigkeit der Formel-1-Boliden mithalten kann. Sie haben diese direkt mit dem dreifachen Weltmeister Max Verstappen vom Red-Bull-Rennstall auf der traditionsreichen Silverstone-Rennstrecke in Grossbritannien getestet. Die Bilder sind für Formel-1-Liebhaber eine kleine Sensation, denn im Gegensatz zu den bisherigen, gewohnten Aufnahmen, spürt man nun zum ersten Mal das wahre Tempo, die Beschleunigung und das Abbremsen der Formel 1.
Die beim Projekt entstandene FPV-Drohne sei komplett Marke Eigenbau, sagt ihr Pilot Ralph Hogenbirk alias «Shaggy FPV». Er ist einer der Mitgründer der «Dutch Drone Gods» und fliegt bereits seit 2014 FPV-Drohnen – er war also einer der ersten. Zusammen mit seinem Team hat er nun eine Drohne entwickelt, die mit einer Geschwindigkeit von rund 350 Kilometern pro Stunde in der Lage ist, mit Formel-1-Autos mitzuhalten. Techniker von Red Bull Advanced Technologies haben mitgeholfen, die Aerodynamik zu optimieren und rund zehn Prozent Gewicht einzusparen, sodass dies technisch möglich war.
Die Drohne sei die schnellste FPV-Drohne mit einer Videokamera auf der Welt, so Hogenbirk – von null auf 100 in zwei Sekunden, von null auf 300 in vier Sekunden. Zum Vergleich: Eine handelsübliche Drohne schafft eine Topgeschwindigkeit von ungefähr 60 km/h, die Batterie reicht bei diesem Betrieb für etwa 30 Minuten. Die Batterie der Formel-1-Drohne hingegen reicht gerade mal für gut drei Minuten.
Nicht nur ist die Drohne eine technische Meisterleistung, auch ihr Pilot «Shaggy» hat mit seinem Flug geliefert: Er musste dabei nicht nur mit einem dreifachen F1-Weltmeister mithalten können, der die Strecke in- und auswendig kennt, er musste die Drohne auch bei Topspeed unter Brücken hindurch manövrieren. Gesteuert wird das Highspeed-Gerät über eine Fernsteuerung und der Pilot trägt dabei eine besondere Brille, auf welcher der Livefeed der Drohne eingespielt wird – deswegen FPV oder «First Person View». Der Kamerawinkel wird gleichzeitig mit einem Pedal justiert. Damit muss der Niederländer eine vergleichbare gute Hand-Augen-Koordination haben wie der Formel-1-Fahrer selbst. Auch für einen so erfahrenen FPV-Spezialisten wie Ralph Hogenbirk war das eine ganz neue Herausforderung punkto Kurvenflug, Beschleunigung und Verzögerung. Vor dem Flug übte er in einem Simulator.
Der Rennfahrer Verstappen, den die Drohne verfolgt hat, zeigte sich nach dem Experiment beeindruckt. Er sei überrascht gewesen, dass sie so nahe an ihm dran gewesen sei, sagte er, nachdem er die Videos gesehen hatte. Er habe sie während der Fahrt nicht bemerkt.
In den letzten Jahren habe man oft immer dieselben Aufnahmen von Formel-1-Rennen gesehen, doch diese Drohne könnte das in Zukunft ändern, spekuliert Verstappen. «Besonders in gewissen Kurven können diese Drohnen tolle Aufnahmen liefern, weil sie so nahe am Auto dranbleiben können.» Es werde sehr interessant, das den Leuten endlich zeigen zu können.
Neben der Entwicklung so einer Drohne was wohl auch alles andere als leicht ist, finde ich es vor allem bemerkenswert, dass man so ein Teil auch richtig (schnell) fliegen kann.