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Uuuuund wieder nichts! Euro-Finanzminister unterbrechen das Krisentreffen und wollen jetzt am Samstag weiter diskutieren

Kommen heute nach gescheiterten Verhandlungen erneut zusammen: Draghi (links) mit Juncker.
Kommen heute nach gescheiterten Verhandlungen erneut zusammen: Draghi (links) mit Juncker.Bild: EPA/AP POOL

Uuuuund wieder nichts! Euro-Finanzminister unterbrechen das Krisentreffen und wollen jetzt am Samstag weiter diskutieren

25.06.2015, 01:2825.06.2015, 19:29
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Die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern sind am Donnerstag vorerst gescheitert: Ein Sondertreffen der Euro-Finanzminister wurde am Nachmittag ergebnislos beendet. Ein EU-Vertreter kündigt ein neues Treffen der Euro-Gruppe für Samstagmorgen an. 

«Das war es für heute», schrieb der finnische Finanzminister Alexander Stubb im Kurznachrichtendienst Twitter. «Institutionen und Griechenland setzen Arbeit fort, Eurogruppe später zurück, aber nicht heute», schrieb Stubb weiter. Mehreren EU-Quellen zufolge könnten die Euro-Finanzminister am Samstag erneut zusammenkommen. 

Sprayen gegen die Krise: Athener malen ihren Frust an die Wand

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Sprayen gegen die Krise: Athener malen ihren Frust an die Wand
Während Griechenland unter der Wirtschafts- und Schuldenkrise ächzt, blüht in Athen die Kreativität auf. Graffiti-Künstler haben die Stadt mit ihren Bildern belebt.
quelle: getty images europe / milos bicanski
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Die EU-Staats- und Regierungschefs würden über den Stand der Verhandlungen unterrichtet, liess Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem nach der rund zweieinhalbstündigen Sondersitzung verlauten. Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling verliess wortlos das Tagungsgebäude in Brüssel. 

Gemäss EU-Währungskommissar Pierre Moscovici sind Mehrwertsteuer und Renten unverändert die Streitpunkte in den Verhandlungen mit Griechenland. Zudem werde weiter diskutiert, wie das schuldengeplagte Land seine Haushaltsziele erreiche. 

Bereits zu Beginn des Treffens zeichnete sich ab, dass die Fronten zwischen Griechenland und seinen Geldgebern über ein weiteres Reformpaket nach wie vor verhärtet sind. 

Aus Diplomatenkreisen hiess es, es sei möglich, dass am Rande des am Donnerstag und Freitag stattfindenden EU-Gipfels ein Extra-Treffen der Staats- und Regierungschefs der 19 Euroländer einberufen werden könnte, um weiter zu beraten. 

Zeit wird immer knapper 

Seit rund einer Woche ist die EU im Krisenmodus - die Euro-Finanzminister hatten sich in dieser Zeit bereits mehrere Male getroffen. Zudem fand am vergangenen Montag ein Euro-Gipfel statt. 

Die Zeit drängt: Das aktuelle europäische Hilfsprogramm für Griechenland läuft am 30. Juni aus. Bis dahin müssen sich die Geldgeber-Institutionen - EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF) - mit Griechenland auf ein Reformpaket einigen. 

Dies ist Voraussetzung für die Auszahlung von 7,2 Milliarden Euro an zurückgehaltenen Hilfszahlungen. Bereits am kommenden Dienstag muss Athen gut 1,5 Milliarden Euro Schulden beim IWF begleichen. 

Eine Schlüsselrolle im Krisen-Poker nimmt die EZB ein, denn sie hält bisher den Geldhahn für die griechischen Banken offen. Der EZB-Rat gab am Donnerstag grünes Licht für die weitere Vergabe von so genannten ELA-Notkrediten an die Geldhäuser des Landes, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. 

Allerdings sei die Obergrenze für die Geldspritzen von inzwischen knapp 90 Milliarden Euro nicht erhöht worden, sagte ein Insider. Wegen der Zuspitzung der Schulden-Krise entscheidet der EZB-Rat mittlerweile täglich über die im Fachjargon ELA genannten Hilfen. Laut einer mit der Situation vertrauten Person wird der Rat bei Bedarf binnen 24 Stunden erneut zu einer Telefonkonferenz zusammenkommen. (sda/reu) 

Griechenland
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Tsipras am 24. Juni in Brüssel.
Tsipras am 24. Juni in Brüssel.Bild: YVES HERMAN/REUTERS

Ergebnis: Zero. 

Differenzen bei der Mehrwertsteuer

Laut Diplomaten hatte Tsipras eine Verlagerung der Schulden auf den Euro-Rettungsschirm ESM gefordert – was die Geldgeber ablehnen. Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling sagte, der Vorstoss für die Schulden-Umschichtung sei der «grösste Brocken» in den Verhandlungen. «Das ist für viele ein drittes (Hilfs-)Programm durch die Hintertür.» 

Laut Informationen der griechischen Seite gibt es unter anderem Differenzen bei der Mehrwertsteuer. Die Geldgeber forderten, dass der Satz für Restaurants auf 23 Prozent angehoben werde. Dies sei ein grosses Problem für das vom Tourismus abhängende Land. Der IWF wolle Kürzungen bei den Renten, aber keine Erhöhung der Unternehmenssteuer, wie sie zuletzt die Griechen vorschlugen.

Jetzt soll es am Donnerstagmittag um 13.00 Uhr in die nächste Runde gehen. Die Finanzminister kommen dann wieder zusammen. (sda/reu)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ernesto_Mueller
25.06.2015 09:47registriert März 2015
Es wird weiter gewurstelt werden wie bis anhin... Alle paar Wochen / Monate läuft wieder irgend ein Kredit aus und das Ganze beginnt von Vorne. Damit sich Griechenland fit sparen könnte, müssten sie auch wettbewerbsfähig sein. Dies werden sie aber mit dem Euro niemals werden. Aber einen Grexit und eine Wiedereinführung der Drachme will in Brüssel niemand. Bei der Konstruktion der EU und des Euro hat man nicht gedacht, dass auf einmal ein Land wieder raus möchte / muss. Zudem wurde jede Glaubwürdigkeit verspielt, da die eigenen Verträge nicht eingehalten werden.
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Wilhelm Dingo
25.06.2015 08:11registriert Dezember 2014
Einmal mehr sage ich: es wird keinen GREXIT geben sondern irgend ein geknorze. Es geht um sehr viel für die Finanzindustrie und die werden sich zu helfen wissen. . @Watson: warum schaut ihr nicht mehr hinter die Kulissen wer bei einer Griechenladpleite was zu verlieren hat, insbesondere mit derivativen Finanzprodukten?
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Joey Madulaina
25.06.2015 09:10registriert August 2014
Die Forderungen des IWF war schon immer kontraproduktiv beim "Lösen" von Krisen. Privatisierungen, Sparen im Sozialbereich, keine Steuererhöhungen für Unternehmen, dafür bei der MWST - und so soll ein Land aus der Krise kommen?
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